Um herauszufinden, wie experimentelle Musik im Rahmen von Kommentaren verschiedener YouTube-Videos beurteilt wird, wird eine Kombination aus qualitativer und quantitativer Forschung angewandt. Eine Mischung beider Forschungsansätze stellt eine flexible Betrachtung sicher, die eine freiere Interpretation und gleichzeitig eine einfachere Repräsentierbarkeit ermöglicht. Der angewandte Mixed-Methods-Ansatz kann die Ergebnisse sowohl in Worten zusammenfassen, als auch statistisch darstellen und vergleichen.
Es werden grundsätzlich keine Theorien aufgestellt, da die gewählte Stichprobe zu klein ist um allgemeingültige Aussagen zu treffen, jedoch können durch diese Methode Trends entwickelt werden. Folglich wird induktiv gearbeitet. Das bedeutet, im Gegensatz zum deduktiven Arbeiten, dass dieser Untersuchung keine bereits etablierte Theorie zu Grunde liegt. Diese Vorgehensweise begründet sich in der bislang gering ausfallenden musikwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem zu untersuchenden Gegenstand.
Zur Erhebung der Daten wurden die Kommentare von vier vorher festgelegten Youtube-Videos analysiert und sowohl eine qualitative Inhaltsanalyse nach Phillip Mayring1, als auch eine quantitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Obwohl es möglich ist die Autor*innen der Kommentare über den Google-Account zu kontaktieren um damit eine rudimentäre Interviewsituation zu erschaffen, ist dieser Weg ungeeignet und wäre eher etwas für weiterführende Auseinandersetzungen mit dem Thema. Daher bietet die qualitative Inhaltsanalyse einen guten Ansatz, da diese nicht auf die Kooperation von Teilnehmenden angewiesen ist.
Um die gewonnen Ergebnisse zu untermauern, wird anschließend eine quantitative Analyse durchgeführt.
In beiden Fällen ist das zu beobachtende Material anhand der Forschungsfragen (Sense-Making-Strategien bei experimenteller Musik) und der einfachen Zugänglichkeit des Gegenstands (Kommentare) gewählt worden. Innerhalb der Kommentare wird direkt ihr Inhalt untersucht, somit liegt das Augenmerk der Analyse ausschließlich auf den Kommentaren selbst.
Zunächst wurde der Datensatz durch eine strukturierende Inhaltsanalyse unter vorher festgelegten Kriterien eingeschätzt. Sämtliche Kriterien wurden durch einen Kodierleitfaden definiert.
Im letzten Schritt wurden die Ergebnisse dargestellt („Auswertung ) und interpretiert, welches unter dem Punkt „Fazit“ nachvollzogen werden kann.
Zusätzlich zu einer Codierung durch Kategorien wurden die Daten quantifiziert, um sie statistisch vergleichbar zu machen. Innerhalb der quantitativen Inhaltsanalyse wurden die Kategorien aus dem Kodierleitfaden genutzt, da diese in Form von inhaltlich-thematischen Kategorien für die statistische Untersuchung gut geeignet sind. Sämtliche Kategorien werden für die Auswertung herangezogen, sodass eine Vollständigkeit der Kategorien vorliegt.
Für die Datenanalyse wurden zunächst alle Daten in das Programm MAXQDA eingebettet und manuell kodiert. Anschließend wurden die Daten mit MAXQDA und Excel anhand statistischer Tests graphisch aufgearbeitet.
Die Gütekritierien für eine quantitative Forschung sind gegeben: Die Validität kann durch eine ausführlich Beschreibung der Kategorien und ihren Ausprägungen bestätigt werden und die Forschung ist nachvollziehbar. Durch den genau definierten Kodierleitfaden lässt sich die Forschung problemlos wiederholen. Damit ist auch die Reliabilität gegeben.
Um die Objektivität weitestgehend zu gewährleisten wurde die Kategorisierung der Kommentare durch mehrere Forscher*innen hintereinander durchgeführt. Dabei wurden ähnliche Ergebnisse festgestellt.
Sämtliche Gütekriterien für eine qualitative Forschung wurden erfüllt: Die Transparenz wurde gewährleistet, da vorher klar definiert wurde, welche Videos aus welchen Gründen genutzt wurden und eine Kategorisierung mit dem Kodierleitfaden nachvollzogen werden kann. Weiterhin wurde auch die Reichweite erfüllt, da für alle untersuchten Videos der gleiche Kodierleitfaden mit den gleichen Kategorien genutzt wurde. Durch die ausschließliche Betrachtung von Kommentaren in Textform und der wiederholten systematischen Durchsicht der Kommentare wird Subjektivität bestmöglich ausgeschlossen, sodass auch die Intersubjektivität gewährleistet werden kann.
Im der folgenden Tabelle werden die Kategorien genauer erklärt, damit eine konstante Differenzierung der Kommentare erfolgen kann.
Die erste Spalte zeigt die Bezeichnung der jeweiligen Kategorie auf. Unter dem Punkt „Definition“ werden die genauen Rahmenbedingungen der jeweiligen Kategorie beschrieben. In der dritten Spalte gibt Kommentare an, welche als typisches Beispiel der Kategorie als Orientierung genutzt werden können.
Damit Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen den Kategorien ausgeschlossen werden können, werden in der letzten Spalte zudem genaue Regeln festgehalten.
Kategorie | Definition/Subkategorie | Kodierregeln |
Information | Spezifische Informationen über das Stück/Video, d.h.:
In erster Linie kam es nicht darauf an, ob das Gesagte wahr oder falsch ist (Bspw. dass 4‘33‘‘ wirklich 4:33 min lang sein muss.) | Sofern mindestens ein Aspekt der Definition erfüllt wird, kann der Kommentar in diese Kategorie eingeordnet werden. Ansonsten muss eine Kodierung in eine andere Kategorie erfolgen. |
Ankerbeispiel:
„Music is nothing but an art form whose medium is sound. If you say this isn’t music, then there can be no music. Simply because there is no carefully considered choice of chords or words or rhythms does not make it any less viable than anything else. Instead of creating a finite, individual song, Reich’s created an infinitely variable concept that can be played by literally anyone. Isn’t that simply stunning? Without any professional training, just a very basic explanation, you can play a piece of music that encompasses a highly advanced concept, that of chaos? The same goes for John Cage’s „4:33“ that I’ve seen mentioned below. That piece should never be „performed“ by an individual, just showcased to a participating audience. This is still groundbreaking now, 57 years after its‘ creation. That says a lot.“
(Kommentar zu Steve Reich – Pendulum Music, Nr. 021)
Vergleiche | Verschiedene Vergleiche, welche von den Kommentierenden aufgestellt wurden, um dem Gehörten eine Ähnlichkeit zu etwas „Bekannterem“ zuzuordnen und so einen leichteren Zugang zu schaffen. Aufgrund dessen, dass ein Vergleich auch als beliebtes rhetorisches Mittel in der Argumentation Anwendung findet, ist von einigen Überschneidungen mehrerer Kategorien bei einem Kommentar auszugehen. Neben eine allgemeinen Kategorie gibt es auch die Subkategorie der popkulturellen Vergleiche mit verschiedenen anderen Unterteilungen. z.B.:
| Sofern ein Vergleich mit einer der Definition entsprechenden Absicht verfasst wurde, wurde er dieser Kategorie zugeordnet. Ein Vergleich wie: „sounds like trash“, welcher primär als eine Äußerung einer ablehnenden Wahrnehmung zu erkennen ist, wurde nicht in diese Kategorie eingeordnet, sondern in „Ablehnung“. |
Ankerbeispiel 1:
„This happens in my bathroom every freakin‘ night between the bathtub and the sink.“
(Kommentar zu Steve Reich – Pendulum Music, Nr. 066)
Ankerbeispiel 2 (mit Bezug zu popkulturellen Vergleichen):
„Vince Staples – Norf Norf Anyone else hearing it here?“
(Kommentar zu Steve Reich – Pendulum Music, Nr. 071)
Ironie / Humor | Humoristische Kommentare zur Beschreibung der Interpretation, des Werkes und der Aufführungspraxis. Neben einer Subkategorie, welche sich auf den „Internethumor“ bezieht wurde auch die Kategorie „Themen“ eröffnet. | Kommentare in dieser Kategorie können sowohl positiv, als auch negativ sein. Wichtig ist ein klar zu erkennender Witz, Satire oder überspitze Tatsache. Hier muss vor allem auf möglicherweise ironische Bemerkungen Rücksicht genommen werden. |
Ankerbeispiel 1 (positiv):
„Still a better song than Justin Bieber’s „Baby““
(Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 139)
Ankerbeispiel 2 (negativ):
„When I am making myself a sandwich I didn ´ t know I was performing music“
(Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 111)
Zustimmung | Positives Bewerten des Stücks/Werks. Diese beziehen sich z.B. auf:
| Eine offensichtlich positive Äußerung wird bezüglich des Werkes, Videos oder des Komponisten getroffen. |
Ankerbeispiel:
„I actually find this relaxing and interesting somehow.“
(Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 024)
Ablehnung | Negative Bewertung, welche wieder in unspezifisch und spezifisch geordnet werden können. Bei zweiterem auf der Grundlage, dass
Aufgrund der Häufigkeiten in den Kommentaren wurde auch eine Themen-Subsubkategorie eröffnet. (bzgl. John Cage 4‘33‘‘, dass es nicht 4:33 min lang ist) | Eine offensichtlich negative Äußerung wird bezüglich des Werkes, Videos oder des Komponisten getroffen. |
Ankerbeispiel 1:
„How can this shit be named „music““
(Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 058)
Ankerbeispiel 2:
„Total crap.“
(Kommentar zu Karlheinz Stockhausen – Mikrophonie I, Nr. 049)
Sonstiges (Kontext/ Quelle/ Situation) | Alle Kommentare, welche Aufschlüsse zu anderen Teilen der Sense-Making-Theorie geben können und damit einen Einblick geben können. Einen Einblick nur deshalb, weil der überwiegende Teil der Kommentare nicht in diese Kategorien eingeteilt werden kann, wie im theoretischen Teil bereits erwähnt. Es wurden auf der Grundlage des Datensatzes drei Subkategorien eröffnet, welche sich namentlich und von ihren Kriterien an ihren Pendants von Brenda Dervins Sense-Making-Theorie orientieren. | Kommentare, welche eindeutig einer der drei Punkte zugeordnet werden konnte, wurde entsprechend kodiert. |
Ankerbeispiel:
„who’s from quora?“
(Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 022)
Nicht auswertbar | Kommentare, welche nicht auswertbar sind, weil:
| Sofern der Kommentar nicht den Definitionen der vorherigen Kategorien entspricht, wird es mit dieser Kodierung versehen. |
Ankerbeispiel:
„lol“
(Kommentar zu Karlheinz Stockhausen – Mikrophonie, Nr. 044-1)
Ein längerer Kommentar kann in mehrere Subkategorien einer Kategorie gefasst werden. Wenn beispielsweise bei der Kategorie „Information“ die Person, das Konzept und die Aufführung erwähnt wurde, dann fand eine Einordnung der entsprechenden Zeilen in die entsprechende Subkategorie statt.
Ein Problem, welches man sich vor Auge halten muss ist die falsche Zuordnung von Kommentaren.
Insbesondere deutlich wird das bei Kommentaren der Kategorie „Ironie/ Humor“, bei der es durchaus vorkommen kann, dass man den Witz schlichtweg nicht versteht und den Kommentar anders einordnet oder meint einen Witz zu erkennen, wo keiner ist, was letztendlich zu einer Einordnung in die Kategorie „Ironie/ Humor“ führt.
Die eigene Lesart ohne die reale Chance des Nachfragens bei der kommentierenden Person wird zwar minimiert durch das Sechs-Augen-Prinzip, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Sobald ein auffälliges Muster oder ein Wiederauftreten einzelner Kommentar-Inhalte gefunden werden konnte, wurde eine neue Subkategorie erstellt. Die im Kodierleitfaden aufgezeigten Kategorien werden somit nachträglich in weitere Kategorien aufgeteilt werden. Einige der Subkategorien sind auf ein spezielles Video zugeschnitten, sodass eine Ausprägung auch nur bei diesem Video vorhanden sind. Die Subkategorien werden nun im Folgenden kurz dargestellt und mit einem Ankerbeispiel versehen.
Information | |
Name | Ankerbeispiel |
Genre | „This is called chance music“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 023-3) |
Wirkung/Wahrnehmung | „Woah! I also went in a trance!“ (Kommentar zu Steve Reich – Pendulum Music, Nr. 072) |
Einfluss | „Yes, eletronic music use these ideia that every sound can be music. I think they main problem with „water walk“ is the lack of any rythm. Autechre for example have very chaotic and strange sound but make sense after you get use to it. „Chance music“ is just like hear the noise of your house. It is an intellectual thing but completely forgetful for our mind.“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 051-02) |
Person | „This guy was ahead of his time.“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 262) |
Aufführung | „You could see all three movements were performed with gaps in between.“ (Kommentar zu John Cage – 4’33“, Nr. 004-2) |
Konzept | „Music is only what we perceive when we put meaning into sound. He is carrying across a message, so technically it is music to HIM, but your perception may be different.“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 011-17) |
Vergleiche | |
Name | Ankerbeispiel |
Corona | „2020 soundtrack“ (Kommentar zu John Cage – 4’33“, Nr. 087) |
(Pop-) kulturelle Vergleiche | |
Literatur | „The Emperor’s New Clothes“ (Kommentar zu John Cage – 4’33“, Nr. 082) |
Spiele | „Sounds like Half-life’s 2 City 17“ (Kommentar zu Steve Reich– Pendulum Music , Nr. 253) |
Kunst | „yoko ono would do this (i think)“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 451) |
Youtube/Internet | „Is this pre asmr“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 121) |
Musik | „but a huge game changer in the music industry.“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 084) |
Norf Norf | „Vince Staples – Norf Norf Anyone else hearing it here?“ (Kommentar zu Pendulum Music – Steve Reich, Nr. 071) |
Referenzen zu 4’33“ | „[…] John Cage’s „4:33“ […]“ (Kommentar zu Pendulum Music – Steve Reich, Nr. 021) |
Film/Serien/Fernsehen | „Oh hey it’s that song from Tarzan“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 282) |
Ironie/Humor | |
Name | Ankerbeispiel |
Themen | |
Es wird „nichts“ gespielt | „Nah it’s too loud for me.“ (Kommentar zu John Cage – 4’33“, Nr. 008-9) |
Schwingen | „The origin of swing?“ (Kommentar zu Steve Reich– Pendulum Music, Nr. 077) |
Toilettenspülung | „I make similar music while defecating arter eating a vindaloo curry and flushing it down with a couple of pints.“ (Kommentar zu Steve Reich– Pendulum Music, Nr. 007-03) |
Cage als Troll | „MUSIC’s BEST TROLL“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 023-1) |
Kochen | „He cooked music“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 039-1) |
Internethumor/Memes | „Way better than Justin Bieber“ (Kommentar zu Steve Reich– Pendulum Music, Nr. 012) |
Ablehnung | |
Name | Ankerbeispiel |
spezifisch | „When does the music start?“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 046) |
unspezifisch | „Because it it truly terrible“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 027-6) |
Tempo/Dauer 4’33“ | „4’33 or 3’42?“ (Kommentar zu John Cage – 4’33“, Nr. 133) |
Nicht bezogen auf Musik | „I wish the „performers“ had worm some soft soled shoes and figured out some less distracting way to exit the stage.“ (Kommentar zu Steve Reich– Pendulum Music, Nr. 031) |
Zustimmung | |
Name | Ankerbeispiel |
spezifisch | „Because it *is* music and it’s called avant-garde.“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 058-1) |
unspezifisch | „Absolutely amazing!!!“ (Kommentar zu Karlheinz Stockhausen – Mikrophonie, Nr. 025) |
Nicht auswertbar | |
Name | Ankerbeispiel |
Nonsense | „2020 AQUI“ (Kommentar zu John Cage – Water Walk, Nr. 268) |
Diskussion | (Kommentare zu Karlheinz Stockhausen – Mikrophonie, Nr. 017-07 bis Nr. 017-23) |
Uneindeutig | „heavy…“ (Kommentar zu John Cage – 4’33“, Nr. 090) |
Die Untersuchung des hier thematisierten Gegenstandes auf einer Plattform wie YouTube birgt neben vielseitigen neuen Möglichkeiten und Blickwinkeln, auch recht spezifische Probleme.
Durch den prozesshaften Charakter der hier unternommenen Studie standen sie in den meisten Fällen nicht von Beginn an fest, sondern wurden erst im weiteren Verlauf sichtbar.
Eines der bedeutsamsten Schwierigkeiten stelle die interpretatorische Unschärfe dar. Dadurch, dass nur die Kommentare als solche betrachtet werden konnten und wurden, war nur die Interpretation der Forschungsteams ausschlaggebend für die Kodierung. In einer anderen Umgebung, beispielsweise bei einem (Tiefen-) Interview, hätte man die Möglichkeit, durch weitere Fragen ein klareres Bild zu erhalten.2
Dadurch, dass teilweise mehrere Interpretationen für den gleichen Kommentar existierten, war eine eindeutige Kategorisierung schwierig und insbesondere in diesen Fällen kompromissbehaftet.
Insbesondere bei den vermutlich ironisch gemeinten Kommentaren ist die unterschiedliche Kategorisierung erkennbar gewesen. Gründe dafür könnte die Ausführlichkeit, die genutzten Referenzen oder die eigene Lesart sein.
Ein weiteres Problem ist die unmögliche eindeutige Charakterisierung der Kommentierenden. Zwar sind diese, wie bereits weiter vorne angesprochen, immer auch an ein Google-Konto gebunden, aber dies ist nicht gleichbedeutend mit der tatsächlichen Erreichbarkeit. Außerdem erscheint der Aufwand des aktiven Anschreibens dieser Personen in Relation mit dem erwartbar geringen Rücklauf, unverhältnismäßig hoch.
Eine andere Möglichkeit wäre auch das Einsehen der selbstständigen Angaben der Kommentierenden, welche entweder im eigenen Kommentar oder im Infobereich des eigenen Kanals hinterlegt wurden. Hier ist aber auch davon auszugehen, dass es sich nur um einen sehr geringen Bruchteil handelt, wird, welche bestenfalls mit automatisierten Prozessen ausgelesen werden müsste.
Auch die Kategorisierung eines Kommentars in mehrere Kategorien brachte Komplikationen mit sich. Einzelne Kommentare, welche in mehrere Kategorien eingeordnet wurden, haben damit einen höheren Einfluss auf die gesamte Auswertung. Da es vorrangig darum ging, Gruppen zu finden, welche sich die Umgangsweise mit den Videos aufzeigte, wurde der Einfluss einzelner Kommentare auf die Verteilung minimiert. Zusätzlich wurden einige Überschneidungen zugunsten einer Kategorie entschieden. Beispielsweise wurde ein „negativer“ Kommentar, welches als eindeutig ironische kodiert werden konnte, nicht der Kategorie „Ablehnung“, sondern in der Kategorie „Ironie/Humor“ zugeordnet.
Wie bereits erwähnt, war auch das Kodieren der Kommentare ein Prozess. Sobald im Verlauf der Kategorisierung eine zu geringe Ausprägung innerhalb einer Subkategorie festgestellt wurde, konnten diese Kommentare zusammengefasst werden. In dem meisten Fällen wurden sie dann der entsprechenden Oberkategorie zugeordnet. Dadurch wurden einige Subkategorien „unsichtbar“ und der Informationsgehalt gering eingeschränkt. Im Datensatz und den zum Download verfügbaren Excel-Dateien ist die Verteilung mit diesen Subkategorien noch ersichtlich und kann für die detaillierte Betrachtung herangezogen werden.
Weiterhin wurden alle Kommentare mit einer gleichen Gewichtung betrachtet, unabhängig davon, wie viele Likes dar einzelne Kommentar bekommen hat. Eine hohe Like-Anzahl könnte bedeuten, dass mehrere Autoren eine ähnliche Meinung hatten, diese aber nur in Form eines Likes teilten und nicht in einem einzelnen Beitrag. Dadurch könnte sich die Verteilung der Kategorien verschieben. Um dieser Problematik ein wenig entgegenzuwirken, aber in erster Linie, um auf die aufmerksam zu machen, wurden die jeweiligen Top-Kommentare der Videos in der Auswertung genauer betrachtet.
In der weiteren Behandlung bietet es sich an, die in dem Programm MAXQDA integrierte Funktion der Gewichtung zu nutzen.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[1] Mayring, P., Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, 2003, S. 602.
[2] Bestimmt gäbe es auch eine Möglichkeit den Prozess zu automatisieren und eine Standard-Mail an alle Kommentierenden zu schicken, deren E-mail-Kontaktdaten man in den Metadaten via API einsehen könnte. Für eine technische Umsetzung fehlte jedoch die nötige Expertise. Folglich soll es an dieser Stelle bei einem Hinweis bleiben.