Archiv des Autors: Julia Breinl
„Quellen und Methoden der historischen Bevölkerungsforschung (historische Demographie)“ von Rolf Gehrmann
1. Quellengattung
Da sich historische Demographie mit historischen Bevölkerungen, Familien und letzten Endes sogar mit Individuen befasst, könnte man zunächst annehmen, dass die Arten von Quellen, mit denen die historisch-demographische Forschung zu tun hat, kaum zu überschauen sind. Das ist aber nicht der Fall, wenn man das Kriterium der Quantifizierbarkeit zugrunde legt. Denn selbst wenn Aussagen beispielsweise zum Verhalten auf familiärer Ebene getroffen werden sollen, ergeben sie demographisch nur im Rahmen eines überprüfbaren statistischen Kontextes einen Sinn. Dieses statistische Element, das in den Hintergrund treten kann, wenn der Fokus aus einem bestimmten Grund gerade auf ein ungewöhnliches Verhalten gerichtet wird, bleibt bestimmend. Denn die historische Demographie versucht gerade, einerseits durch die Verbindung von Makro- und Mikroebene eine größere Tiefenschärfe zu erreichen als die klassische, relativ abstrakte Bevölkerungsgeschichte, andererseits aber mit sozialwissenschaftlichen Methoden nicht nur hermeneutisch nachvollziehbare, sondern auch im eigentlichen Sinne des Wortes berechenbare Ergebnisse zu erzielen. Weiterlesen
Kontakt (und Vorsitz)
Prof. Dr. Georg Fertig
Universität Halle (Saale)
Institut für Geschichte
Emil-Aberhalden-Straße 25
06108 Halle (Saale)
georg.fertig@geschichte.uni-halle.de
Stellvertretender Vorsitz
Prof. Dr. Rolf Gehrmann
guietgehrmann@aol.com
gehrmann.rolf@yahoo.de
„Mortalität“ von Jörg Vögele
Die Lebenserwartung in Westeuropa hat sich in den letzten 150 Jahren mehr als verdoppelt. Dieser enorme Anstieg der Lebenserwartung in Westeuropa und Nordamerika während der Neuzeit war von einem grundlegenden Wandel des Todesursachenpanoramas begleitet. Zahlreiche Krankheiten sind aus den Industrienationen verschwunden, andere haben ihren Charakter verändert oder sind beherrschbar geworden, und wiederum andere befinden sich auf dem Vormarsch. Die Mechanismen dieses Wandels sind nach wie vor unklar. Der folgende kurze Beitrag soll die Diskussion und den Forschungsstand kurz referieren. Dazu ist ebenfalls eine knappe Klärung zentraler Begriffe sowie ein Blick auf Quellen und Methoden notwendig. Weiterlesen
„Haushalte“ von Siegfried Gruber
1. Einleitung
In der historischen Demografie kann man sich mit dem Zustand einer Bevölkerung als auch deren Veränderung beschäftigen. Die klassischen Quellen für Bewegungsmengen der Bevölkerung sind Kirchenbücher, wo Geburten bzw. Taufen, Eheschließungen und Todesfälle bzw. Beerdigungen verzeichnet worden sind. Bestandsmengen der Bevölkerung sind in Personenstandsquellen wie Volkszählungen, Bürgerlisten und ähnlichen Quellen aufgezeichnet worden. Die Personen in Kirchenbüchern sind entweder als Einzelpersonen, Ehepaare oder Eltern-Kind-Gruppe verzeichnet, die allerdings keine weiteren Hinweise auf zusätzliche gemeinsam mit diesen Personen lebende weitere Personen geben. Diese Informationen sind in Volkszählungslisten vorhanden, die als Ordnungskriterium gewöhnlich den Haushalt verwenden, der somit die nächsthöhere Verwaltungseinheit einer Bevölkerung nach der Einzelperson darstellt.
Diese Haushalte werden meist aufgrund von Gemeinsamkeiten beim Essen bzw. Kochen, Schlafen und Verwandtschaft definiert, wobei es auch davon abweichende Definitionen gibt. Die Anwendbarkeit dieses Begriffes wird teilweise infrage gestellt, weil einerseits die Abgrenzung von Haushalten nicht immer eindeutig ist und man sich bei historischen Quellen weitgehend auf das verlassen muss, was überliefert ist und andererseits die Frage aufgeworfen wird, ob das Konzept des Haushalts überhaupt eine sinnvolle Kategorie darstellt. Eine weitere Unschärfe liegt darin, dass die Begriffe „Haushalt“ und „Familie“ oft synonym verwendet werden. Die Funktionen von Haushalten (z.B. Produktion und Konsumption) sind vor allem in den letzten beiden Jahrhunderten stark zurückgegangen. Die Zusammensetzung der Haushalte und der Vergleich über Raum und Zeit hinweg stellte lange Zeit eine der wichtigsten Forschungsfragen dar und inzwischen sind größere Datensammlungen angelegt worden, die zur Beantwortung vielfältiger Forschungsfragen zur Verfügung stehen. Weiterlesen
Migration
Agenda21
Neben Statistiken und Bildern werden dem Historiker Infografiken an die Hand gegeben als Daten zur Bearbeitung. Die Informationen sind nicht nur auf den deutschen Raum beschränkt, es werden auch global beschreibende Daten angeboten. Teilweise sind Statistiken oder Quellen bis in die frühe Neuzeit vorhanden, diese sind aber eher eine Seltenheit. https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/agenda_21_744.htm
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung – Online-Handbuch der Demographie: Migration
Ein einführender Artikel über Migration von Steffen Kröhnert macht einen ersten Blick auf das Thema möglich. Dies ist gut geeignet für Neulinge um sich in dem Thema zurecht zu finden. Zusammenhänge und Begriffe werden erklärt. http://www.berlin-institut.org/
Immigration History Research Center
Hierbei handelt es sich um ein englischsprachiges Projekt der University of Minnesota. Das Projekt unterstützt die Untersuchung der internationalen Migration, der große Fokus liegt dabei aber auf der Forschung im nordamerikanischen Gebiet. Hier werden neben Datenbanken zur oben genannten Forschung auch eine Reihe an Publikationen zum Thema angeboten. https://cla.umn.edu/ihrc
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) ist ein interdisziplinäres und interfakultatives Forschungsinstitut der Universität Osnabrück. Es umschließt die Forschung verschiedener Disziplinen aus mehreren Fachbereichen – von Demographie, Geographie und Geschichte über Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Ethnologie und Soziologie bis zu Interkultureller Pädagogik und Interkulturellem Management, Geschlechterforschung, Sprach-, Literaturwissenschaften und Psychologie. https://www.imis.uni-osnabrueck.de/startseite.html
Migrations-Audio-Archiv.de
Das migration-audio-archiv ist eine Sammlung von hörbaren Migrationsgeschichten. In dem wachsenden Audioarchiv werden Migrationsgeschichten, die Geschichten der Migranten, für die Öffentlichkeit ‚aufgehoben’ und erfahrbar gemacht. Hierbei handelt es sich um Migranten, die nach oder während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland gekommen oder vertrieben wurden sind. http://migration-audio-archiv.de/
Haushalte
Arbeitskreis Volkszahl-Register
Der Arbeitskreis Volkszahl-Register ist ein Zusammenschluss von historisch Interessierten. Sein Wirkungsfeld liegt schwerpunktmäßig in dem Bereich der personen- und familiengeschichtlichen Feldforschung für den Zeitraum von 1693 bis 1946. Er konzentriert sich auf die deutschsprachige Nord- und Ostseeregion; hier insbesondere auf die ehemaligen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, das Fürstentum Lübeck und das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. http://www.akvz.de/index.html
Integrated European Census Microdata
Hierbei handelt es sich um eine große Datenbank für Haushalte der Europäischen Union. Die Datenbank enthält die Mikrodaten von 55 Zensus aus 19 verschiedenen Ländern, was zusammen eine Summe von über 90 Millionen Personeneinträgen gibt. Um Zugang zu den Daten zu erlangen, muss man sich auf der Seite anmelden. http://www.iecm-project.org/
Minnesota Population Center International
Dies ist eine Datenbank mit Zensusdaten aus 55 Ländern, aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, werden hier zur Verfügung gestellt. Die Sammlung internationaler Daten beginnt in den 1960er Jahren, sie sind kostenlos und sich die FAQs zuerst anzuschauen, lohnt sich. https://international.ipums.org/international/
Minnesota Population Center USA
Wie das internationale Projekt bietet auch die größte Datenbank, die die Zensusdaten der USA seit 1850 enthält, einen lohnenden Zugriff auf komplexe Daten. Das Portal ist kostenlos. https://pop.umn.edu/
The North Atlantic Population Project/NAPP
Hier finden sich historische Daten aus Deutschland, Norwegen, Schweden, Großbritannien, Kanada und den USA von 1850 bis 1910. Mit diesen Daten können die Bewegungen der Menschen der nordatlantischen Welt untersucht werden. Die Daten stehen kostenlos zur Verfügung und in den FAQ wird beschrieben, wie mit den Daten umzugehen ist. https://www.nappdata.org/napp/
Wiener Datenbank zur Europäischen Familiengeschichte
Die Wiener Datenbank zur Europäischen Familiengeschichte ist eine Sammlung von Personenstandslisten von verschiedenen europäischen Dörfern, Märkten und Städten vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Daten aus vier verschiedenen europäischen Ländern stehen zum Download bereit. Bei einigen Daten wird zum Öffnen entweder ein Entpackungsprogramm oder ein Editor benötigt. http://www.univie.ac.at/Wirtschaftsgeschichte/famdat/index-gr.html