Leibbücher

In jenen Büchern wurden die Leibeigenen, die zu einer Herrschaft gehörten, namentlich aufgezeichnet, womit der herrschaftliche Rechtsanspruch bewiesen wurde. Da jedoch nur die eigenen Leibeigenen erfasst wurden und nicht die anderer Leibherren und ebenso wenig die Freien, werden diese Verzeichnisse nur sehr selten zur Schätzung einer Gesamtbevölkerung benutzt, allerdings sind sie dafür eine wichtige Quelle in der Untersuchung der Vitalstruktur, denn Frauen und Kinder sind ebenfalls häufig angegeben. (Pfister 1994: 5).

 

Leichenpredigt

Leichenpredigten erweisen sich als wertvolle und detaillierte Massenquelle, mit rund 250.00 gedruckten Leichenpredigten aus den Jahren 1550 bis 1750. Diese Quelle macht demographisch-statische Angaben über die lutherischen Oberschichten und Mittelschichten mit geringeren Angaben über die Unterschichten. Hierbei wird zusätzlich auch die innerfamiliäre Beziehung beleuchtet. (Pfister 1994: 6).

 

Mittleres Gebäralter

̅m: Mittleres Gebäralter. Für die üblichen Auswertungen von Familienrekonstitutionen ist dieses Maß nicht von Bedeutung, wohl aber im Zusammenhang mit weiterführenden Berechnungen (s.u.). Es handelt sich um einen einfachen Mittelwert. Falls der Zugriff auf die Rohdaten (Alter der Mutter für alle Geburten) versperrt ist, kann`m aus den Fertilitätsraten abgeleitet werden. Dazu sind die Fruchtbarkeitsraten FR mit dem Mittelpunkt des Intervalls (z.B. 22,5) der entsprechenden Altersgruppe (z.B. 20-24) zu multiplizieren und anschließend aufzuaddieren. Das Ergebnis ist durch die Summe der FR zu teilen. (Gehrmann).

 

Modell des Epidemologischen Übergangs

Das Modell des Epidemiologischen Übergangs ist für die spezifische historische Analyse des Sterblichkeitswandels nützlich, da es die Entwicklungstrends der Sterberate sowie den Wandel des Todesursachenpanoramas verfolgt und von Wechselwirkungen zwischen dem durchschnittlichen Gesundheitszustand einer Bevölkerung und dem sozioökonomischen Wandel ausgeht.

Das Modell des Epidemiologischen Übergangs unterscheidet drei Phasen: (1) Die Periode der Seuchen und Hungersnöte, gekennzeichnet durch eine hohe und stark schwankende Sterbeziffer. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt ist niedrig und liegt zwischen 20 und 40 Jahren. (2) Die eigentliche Übergangsphase bzw. Periode der rückläufigen großen Epidemien; die Sterberate verstetigt sich und nimmt allmählich ab, besonders in dem Umfang, in dem die schweren Epidemien seltener werden und später ganz ausbleiben. Die Lebenserwartung bei der Geburt steigt auf rund 50 Jahre. (3) Die bis heute andauernde Periode der Zivilisationskrankheiten („man-made diseases“) mit niedriger Sterberate und hoher Lebenserwartung bei der Geburt, die 70 Jahre übersteigen kann. (Vögele).

 

Rohe Sterberate

Man versteht unter der so genannten rohen Sterberate, die Zahl, der in einem bestimmten Zeitraum (i.d.R. ein Kalenderjahr) Gestorbenen je 1.000 Lebende der beobachteten Bevölkerung. Eine Erfassung der Risikogruppen mit gleichzeitiger Kontrolle der unterschiedlichen Bevölkerungsstrukturen ermöglicht die altersspezifische Ausdifferenzierung der Sterbeziffern bzw. der Lebenserwartung nach so genannten Sterbetafeln. (Vögele).

 

Statische Lebenserwartung

Die so genannte statistische Lebenserwartung ist die zu erwartende Zeitspanne, die einem Lebewesen ab einem gegebenen Zeitpunkt bis zu seinem Tod im Durchschnitt voraussichtlich verbleibt. Der am häufigsten ermittelte Wert ist die Lebenserwartung bei der Geburt. Sie ist bestimmt durch die Anzahl der Jahre, die ein Neugeborenes durchschnittlich leben würde, wenn die bei seiner Geburt herrschenden Sterblichkeitsraten bzw. entsprechende Lebensumstände während seines gesamten Lebens konstant blieben. (Vögele).