Martin Clauss: Adversarii ecclesiae, aufstrebende Territorialherren und gläubige Kirchenreformer – Festvortrag anlässlich der siebten Verleihung des Romanikforschungspreises 2017
Kirche übte im Mittelalter zunehmend weltliche Herrschaft über Land und Leute aus. Kirchenrechtlich war das ein Problem, denn Geistliche konnten und durften nicht ohne weiteres weltliches Recht sprechen und gar Blutgerichtsbarkeit ausüben; sie selbst unterlagen weltlichem Recht nicht. Zur Lösung solcher Probleme gehörte das Institut der Kirchenvogtei, das Laien zugänglich war und weltliche Handhabungen und Herrschaft für die Kirche und ihre geistlichen Dignitäten ermöglichte. Der Band widmet sich eben diesem zentralen Phänomen, das im Hochmittelalter eine differenzierte Ausprägung erfährt und dessen kaum zu überschätzende Bedeutung für das Verständnis von Kirche und Welt nicht allein – wie bislang in der Forschung – aus verfassungs- und (kirchen)rechtshistorischer Perspektive erfasste werden kann, sondern methodisch erst in Verbindung mit sozial- und kulturhistorischem Zugriff unserem Verständnis für diese Form der Verknüpfung von geistlicher und weltlicher Sphäre zugänglich gemacht wird.
Band 7 – Vorträge im Europäischen Romanik Zentrum
Halle, Universitätsverlag Halle-Wittenberg 2019
49 S., 5 s/w Abb. ISBN: 978-3-86977-196-0, 10,80 €