Jörg Ulrich: Die „Canonizatio sanctae Hildegardis“ (1233/1243) – Anmerkungen zu einer (zunächst) gescheiterten Heiligsprechung
Festvortrag anlässlich der fünften Verleihung des Romanikforschungspreises 2015
Halle, Universitätsverlag Halle-Wittenberg 2017
53 S., 3 f, 4 s/w Abb. ISBN: 978-3-86977-155-7, 10,80 Euro
Heiligsprechungen gehen seit dem hohen Mittelalter kirchenrechtlich verankerte und hochkomplex organisierte Verfahren voraus, um die Verehrung einer herausragenden Persönlichkeit rechtlich abzusichern und den Gläubigen als Teil des Gnadenschatzes der christlichen Kirche zugänglich zu machen. Darüber hinaus erweisen sich solche Vorgänge immer auch als Machtspiel der Kirche, deren Weltbezug durch die handelnden Personen in ihren Ämtern nicht deutlicher offenbar werden kann. Der Kirchenhistoriker Jörg Ulrich analysiert am Beispiel der Heiligsprechung Hildegards von Bingen ein solches Verfahren und legt zugleich den darin zum Ausdruck kommenden spannungsvollen Bezug von Kirche und Welt offen, der Heiligsprechungen aus profanen Gründen auch scheitern lassen kann. Manche Verfahren führen wie dasjenige der Hildegard von Bingen erst nach Jahrhunderten zum Erfolg.