„Unter einer wissenschaftlichen Beobachtung („scientific observation“) versteht man die zielgerichtete, systematische und regelgeleitete Erfassung, Dokumentation und Interpretation von Merkmalen, Ereignissen oder Verhaltensweisen mithilfe menschlicher Sinnesorgane und/oder technischer Sensoren zum Zeitpunkt ihres Auftretens.“*
Wann ist eine Beobachtung empfehlenswert?
- Bei eingeschränkter Verbalisationsmöglichkeit (z.B. Kleinkinder in ihrem Spielverhalten).
- Wenn automatisierte und unbewusste Verhaltensweisen wichtig sind (z.B. Mimik, Gestik nicht im Fragebogen darstellbar).
- Bei beschränkte Auskunftswilligkeit (z.B. bei Drogenhandel im Bahnhofsviertel, Verhalten von Polizei und Demonstrierenden bei gewalttätigen Auseinandersetzungen).
- Wenn eine non-reaktive Methode gefordert ist (Selbstauskunft von Arbeitsvermittlern vs. Beobachtung der Dienstleistung).
- Wenn Verhalten im Zeitverlauf abgebildet werden soll.
Diesen Vorteilen bzw. Einsatzgebieten stehen (mindestens) 3 Nachteile gegenüber**:
- Der Zeit- und Kostenaufwand (insb. im Vergleich zur Befragung).
- Nicht alles kann beobachtet werden (subjektive Erlebensphänomene können nicht Fremdbeobachtet, sondern werden müssen erfragt werden).
- Beobachtungen sind auf methodologischer Ebene weniger ausgearbeitet (Befragungen dominieren).
* Döring N (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5. Aufl. Berlin: Springer, S. 324.
** Döring N (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften. 5. Aufl. Berlin: Springer.