Schriftliche Befragung

„Ein Fragebogen ist eine mehr oder weniger standardisierte Zusammenstellung von Fragen, die Personen zur Beantwortung vorgelegt werden mit dem Ziel, deren Antworten zur Überprüfung der den Fragen zugrundeliegenden theoretischen Konzepte und Zusammenhänge zu verwenden. Somit stellt ein Fragebogen das zentrale Verbindungsstück zwischen Theorie und Analyse dar.”*

Das Bonmot ‚Wenn Sie Sie irgendwie irgendeine Frage stellen, werden Sie sicherlich irgendwie irgendeine Art von Antwort erhalten‘ deutet bereits an, dass auch das Erstellen von Fragebögen eine komplexe Angelegenheit ist. Auch wenn viele Fragebögen, die wir bspw. in unwissenschaftlichen Erhebungen erhalten, sicherlich nicht die Schwierigkeit der Aufgabe erahnen lassen.

Doch ein Fragebogen stellt auch gleich schon eine Herausforderung für die Befragten dar. Sie müssen:

  • die gestellte Frage verstehen,
  • relevante Informationen zum Beantworten der Frage aus dem Gedächtnis abrufen,
  • auf der Basis dieser Informationen ein Urteil bilden,
  • dieses Urteil gegebenenfalls in ein Antwortformat einpassen und
  • ihr „privates“ Urteil vor Weitergabe an den Interviewer bzw. den Fragebogen gegebenenfalls „editieren”.

Um das sicherzustellen ist es unsere Pflicht, einen guten Fragebogen zu entwerfen.

Porst formuliert 10 Regeln für die Formulierung von Fragebogen-Fragen:**

  • „Du sollst einfache, unzweideutige Begriffe verwenden, die von allen Befragten in gleicher Weise verstanden werden!
  • Du sollst lange und komplexe Fragen vermeiden!
  • Du sollst hypothetische Fragen vermeiden!
  • Du sollst doppelte Stimuli und Verneinungen vermeiden!
  • Du sollst Unterstellungen und suggestive Fragen vermeiden!
  • Du sollst Fragen vermeiden, die auf Informationen abzielen, über die viele Befragte mutmaßlich nicht verfügen!
  • Du sollst Fragen mit eindeutigem zeitlichen Bezug verwenden!
  • Du sollst Antwortkategorien verwenden, die erschöpfend und disjunkt (überschneidungsfrei) sind!
  • Du sollst sicherstellen, dass der Kontext einer Frage sich nicht (unkontrolliert) auf deren Beantwortung auswirkt!
  • Du sollst unklare Begriffe definieren!“

Aber neben der Formulierung der Fragen, sind noch u.a. die Dramaturgie des Fragebogens, Hinweise für die Befragten, Filterführungen und das Layout des Fragebogens zu beachten. Darüber hinaus sollte ein neu entwickelter Fragebogen auch vor dem Einsatz in einer Studie getestet werden (Pretest).

Auch hinter einem scheinbar einfachen Datenerhebungsinstrument steckt viel Know how und es empfiehlt sich vor der selbstständigen Konstruktion mit entsprechender Fachliteratur vertraut zu machen (wie bei allen Verfahren). Fehler oder Unklarheiten in der Datenerhebung schleppen sich durch das ganze Projekt und können später nicht mehr geschönt werden.

Weiterführende Literatur:

  • Hollenberg S (2016): Fragebögen: Fundierte Konstruktion, sachgerechte Anwendung und aussagekräftige Auswertung. 1. Aufl. Wiesbaden: Springer VS.
  • Porst R (2014): Fragebogen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
  • Raab-Steiner E; Benesch M (2015): Der Fragebogen. Von der Forschungsidee zur SPSS-Auswertung. 4., aktualisierte und überarb. Aufl. Wien: Facultas.

* Porst R (2014): Fragebogen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 16.
** Porst R (2014): Fragebogen. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 99-100.

 

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