Hallo Katharina, ein paar Fragen an dich zu deiner Promotion am Institut für Medizinische Soziologie:
Wie kam der Kontakt zum Institut zustande und wie kam es zur Promotion?
Nachdem ich wusste, dass wenn ich tatsächlich eine Doktorarbeit schreiben würde, ich mich selbst stark einbringen und frei arbeiten wollen würde, rückte die Vorklinik in den Focus. Ich habe die Vorklinik zwar in Leipzig gemacht, aber ich wusste aus meinem Bekanntenkreis, dass Doktormütter und -väter aus klinischen Fächern meist weniger Zeit für die Betreuung haben und man oft in ein vorbestimmtes Forschungsvorhaben einbezogen wird. Also habe ich mich in der Vorklinik nach Möglichkeiten umgehört. Und da ich mir lieber an großen Fragen als an wissenschaftlichen Details die Zähne ausbeiße, habe ich bei dem Institut für Medizinische Soziologie der MLU angefragt. Schon beim ersten Treffen fand ich die Mischung aus viel Raum für eigene Ideen, fachlichen Hilfestellungen und kritischen Anmerkungen sehr hilfreich und anregend. Das ist auch so geblieben, gerade wenn ich mal alleine nicht richtig weiterkomme helfen die Treffen enorm.
Was ist das Thema und die Art?
Wie Niels Bormann strebe ich an publikationsbasiert zu promovieren. Meine Arbeit damit für einen großen Personenkreis zugänglich zu machen, finde ich eine motivierende Vorstellung. Vor allem da es ein Projekt ist das ich selbst thematisch beeinflusst und in das ich viel Herzblut und Zeit gesteckt habe. Es geht um Drogenkonsumenten und Ihre Haltung zum Substanzkonsum. Als Mediziner haben wir viel mit Drogennutzern zu tun. Die Frustration, wenn man beispielsweise auf der Gefäßchirurgie assistiert wenn Raucherbeine amputiert werden, finde ich mehr als verständlich und doch ist es nicht das richtige Gefühl um letztlich gut mit den Patienten umgehen zu können. Um besser verstehen zu können, was in Menschen die Drogen nehmen vor sich geht, habe ich 13 Interviews geführt (damit es deutlicher wird habe ich Konsumenten illegaler Drogen befragt) und versuche in der Auswertung zugänglich zu machen was diese Menschen denken. Zu Sucht, zu Ärzten, zu Drogen… Denn wenn man einander versteht, kann man auch konstruktiver zusammen arbeiten, beispielsweise im Krankenhaus für die Gesundheit der Betroffenen.
Wie gestaltet sich der Ablauf der Promotion?
Ich habe erst mal viel gelesen, den Ethikantrag vorbereitet, dann die Interviewpartner gesucht und interviewt. Auch die Verschriftlichung des Tonmaterials hat einige Zeit in Anspruch genommen. Dann konnte ich letztes Jahr den Stand meiner Arbeit auf dem gemeinsamen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie und der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie vorstellen. Das war extrem anregend, vor allem weil ich positives Feedback von verschiedenen Wissenschaftlern aus ganz Deutschland bekam. Auch hier wurde ich sehr gut in der Vorbereitung durch meine Betreuer unterstützt.
Seit ich das erste mal im Büro von Prof. Richter saß habe ich zwei Kinder bekommen und das Medizinstudium beendet. Manchmal war es schwierig Zeit für die Doktorarbeit zu finden. Aber dass ich fachlich hervorragend betreut werde und mit anderen Wissenschaftlern und Promovierenden vom Institut in Kontakt bin, hat mir immer wieder geholfen dran zu bleiben. Sobald man dann das eigene Projekt wieder in den Händen hält kommt der Flow meist von alleine, da man sich erinnert warum man das machen wollte und welche Hürden man schon alle genommen hat.
Mein Fazit ist, wer sich mal weit weit entfernt von ABCDE und trotzdem gut „behütet“ intellektuell austoben will, der sollte sich am IMS melden und Möglichkeiten für eine Promotion besprechen.