Habe ich die Wohnungstür abgeschlossen?
Habe ich mein Handy eingepackt?
Die Einkaufstasche für den Rückweg?
Um solche Zweifel auszuräumen oder abzumildern, hilft es, laut mit sich selbst zu sprechen, während man die Tätigkeit ausführt bzw. Dinge einpackt. Dazu gibt es sogar Forschung – laut aussprechen hilft, egal ob es darum geht, Dinge nicht zu vergessen oder bei Sicherheitskontrollen an alles zu denken. So rede ich also morgens mit mir selbst, bevor ich mich auf den Weg zum Schwimmen mache (Schlüssel, Handy, Schwimmtasche, warme Mütze) und wenn ich meine Tasche für die Uni packe. Ich gehe zur Wohnungstür, nehme den Wohnungsschlüssel und spreche aus, dass ich den in der Hand habe, bevor ich über die Schwelle trete. Schließlich möchte ich mich nicht ausschließen. In dem Moment fällt mir dann auch auf, ob ich den Fahrradhelm aufhabe, ihn in der Hand halte oder ob er noch im Flur an seinem Platz liegt. Wichtig ist noch, dass ich auf meine Füße schaue, denn ich bin schon mehrmals in meinen Hauspuschen losgelaufen und habe das erst auf der Treppe bemerkt. Also: Schlüssel, Schuhe, Fahrradhelm. Und bewusstes Abschließen der Wohnungstür.
Was in solchen Situationen hilft, nämlich das Selbstgespräch, hilft auch noch ganz anders! Das habe ich ausprobiert und experimentiere gerade damit. Da es Spaß macht und funktioniert, berichte ich hier davon.
Typische Situation:
Der morgendliche Einkauf dauert länger als erwartet, ich will eigentlich schon unterwegs sein zur Uni, dann fällt mir noch irgendwas ein und schwupp: Es ist eine halbe Stunde später als geplant. Da ich notorisch pünktlich und gut organisiert bin, ist das kein Problem, aber trotzdem läuft es anders als geplant und es entsteht latenter Stress. Nach dem Motto „Eigentlich wollte ich doch schon seit einer halben Stunde am Schreibtisch sitzen.“ Und dann habe ich zuerst nur gedacht und dann ausgesprochen: „Es ist erst 8 Uhr, es ist noch ganz viel Zeit! Die Vorlesung ist erst um 10, alles ist schon vorbereitet, es ist kein Problem, wenn ich erst um 8.30 oder 9 Uhr im Büro bin.“ Das habe ich mir ein paar Mal gesagt, und dann noch „Ich hab alle Zeit der Welt.“
Das wirkte Wunder!
Tatsächlich hatte ich ja schon viel erledigt, es gab keine Termine vor der Vorlesung, alles war vorbereitet, es gab überhaupt keinen Grund für Stress.
Keinen.
An einem anderen Tag, zuhause am Schreibtisch, dauerte ein Punkt auf meiner To-Do-Liste viel länger als erwartet. Latenter Stress, es ist doch noch so viel zu tun heute! Da musste wieder ein Selbstgespräch her: „Ich bin extra früh aufgestanden und habe genug Puffer eingeplant. Ja, das hat jetzt lange gedauert, aber es ist noch mehr als genug Zeit für die anderen Sachen. Und ich kann sogar eine lange Mittagspause machen. Alles kein Problem. Ich hab alle Zeit der Welt.“
Ist ja auch Quatsch, sich vormittags schon zu stressen. Ob abends dann alles erledigt ist oder nicht, ist zu dem Zeitpunkt ja noch gar nicht klar! Diese Selbstgepräche helfen mir wirklich sehr. Und es macht tatsächlich etwas aus, ob ich das nur denke oder ob ich diese Gedanken ausspreche. Also laufe ich jetzt manchmal leise murmelnd herum und beruhige mich selbst, und ich möchte üben, das routinemäßig einzusetzen, wenn etwas anders läuft als geplant oder wenn es sehr wichtig ist, dass ich an etwas denke. Dabei achte ich darauf, einen ruhigen, freundlichen Ton zu treffen. Generell übe ich, freundliche Selbstgespräche mit mir selbst zu führen, denn mir ist aufgefallen, dass ich innerlich manchmal einen unfreundlichen oder ungeduldigen Ton habe, der nicht nötig ist. Mit einer Kollegin oder Freundin würde ich so nie sprechen.
Kennen Sie das?
Sind Sie mit sich selbst strenger als mit anderen?
Oder umgekehrt, nachsichtiger?
Wie können Sie in Ihren Selbstgesprächen einen angemessenen Ton finden?
In welchen Situationen könnte ein Selbstgespräch hilfreich sein?
Mut zum Selbstgespräch, ich experimentiere damit jetzt weiter.