Es ist Freitag früh und mir ist etwas im Kopf geblieben aus der Vorlesung gestern. Da wurde um ein Bild gebeten und ich habe spontan eins gemalt, nur um währenddessen ständig zu denken „Hm, das passt nicht, und so wäre es eigentlich besser, und erzeuge ich so nicht eine völlig falsche Vorstellung?“ Dann habe ich nachgedacht: Was sollen Bilder in der Vorlesung, wie reagiere ich auf solche Fragen? Manchmal sagt ein Bild wirklich mehr als 1000 Worte, aber es gibt auch Bilder, die verwirren oder eine falsche Vorstellung vermitteln. Was nun?
1. Keine Bilder in der Vorlesung. Ist auch irgendwie doof.
2. Nur vorbereitete Bilder malen. Naja. Bisschen Spontanität in der Vorlesung ist doch auch ganz schön, oder?
3. Spontan malen, aber dabei thematisieren, dass es spontan ist und vielleicht kein gutes Bild. Das mache ich öfter mal und denke dann das, was oben steht. So oder so ähnlich.
4. Spontan malen, sicher sein, dass das gut ist, und nicht drüber nachdenken. Ist für mich leider keine Option.
Aber das Thema führte mich dann weiter und deshalb heißt dieser Beitrag nicht „Bilder“. Ich mag Bilder und Skizzen in Kombination mit Notizen. Wenn ich schreibe (viel und gern), dann gibt es Boxen, Wolken, eingekringeltes Zeug, Pfeile, Listen etc. (allerdings keine Farbe, hm). Wären Beweise besser verständlich, wenn ich sie nicht so ordentlich anschreiben würde, sondern mit Boxen und Kringeln und Pfeilen? Was passt zum Denkprozess?
Und jetzt geht es los: Um mich geht es nicht, sondern um 90 Studis im Hörsaal (und noch ein paar zuhause auf dem Sofa, die das Video gucken).
Also 100 oder 120 Leute mit ihrem eigenen Denkprozess. Manche mögen Bilder, manche nicht. Boxen und Pfeile an der Tafel? Farbe? Merksätze? Sagen wir es gemeinsam? Selbst sprechen, Fragen stellen? Zuhören oder mitschreiben? Nur mitlesen?
Wenn mitschreiben, zuhören und mitdenken zu viel ist (und für die allermeisten Studis ist das zu viel!), dann brauchen Sie einen Plan. Was können Sie am besten live in der Vorlesung mitnehmen und was kann auch nachgearbeitet werden? Ich skizziere mal Beispiele.
„Ich schreibe“: Die Vorlesung ist nur dazu da, von der Tafel abzuschreiben. Es geht nur um die ordentlichen Notizen, und alles, was sonst so passiert, wird mit Video/Audio nachgearbeitet und ggf. per Anmerkung ergänzt. Dafür kann man in der Mitschrift Platz lassen und zum Beispiel mit verschiedenen Farben arbeiten.
„Ich höre“: Die Vorlesung ist dazu da, zuzuhören und mitzudenken. Ein paar Notizen, sonst nur Konzentration auf’s Zuhören. Gibt Dateien im StudIP und Video für den Tafelanschrieb. So können Sie das, was Ihnen beim Zuhören besonders aufgefallen ist („Das sagt sie jetzt zum fünften Mal, ist wohl wichtig.“), mit dem Tafelanschrieb kombinieren.
„Ich male“: Während der Vorlesung entsteht eine Art Mindmap der Vorlesung. Sie schreiben also Teile mit, aber nicht als Mitschrift, sondern wie ein großes Bild, in dem die wichtigen Definitionen und Sätze optisch passend zu ihrer Bedeutung platziert werden und durch Skizzen unterstützt wird, was wie zusammenhängt. Beweise etc. können nachgearbeitet werden.
Na, ist da was für Sie dabei? Eine gute Vorlesungsmitschrift entsteht normalerweise in mehreren Schichten und hängt in der finalen Optik sehr davon ab, was Sie für ein Lerntyp sind.
Ich war übrigens als Studentin total langweilig, hab immer einfach alles ganz schnell mitgeschrieben und mir keine Gedanken darüber gemacht, ob ein anderer Arbeitsstil vielleicht besser wäre. Zu ein paar Prüfungen sind Mindmaps entstanden (die ich heute ganz anders machen würde). Jedenfalls viel Handarbeit, viel Papier, alles muss irgendwie geschrieben durch meine Hände fließen. Sonst kommt es nicht im Gehirn an. Das ist auch jetzt noch so, wenn ich forsche, Vorlesungen schreibe oder Übungsaufgaben bastle. Sogar die Podcastfolgen sind mit handschriftlichen Anmerkungen vorbereitet (und dazwischen improvisiert) und ich schreibe ständig Notizen zu irgendwas auf. Am besten höre ich mit einem Stift in der Hand zu.
Und Sie?