Ich habe kurz überlegt, ob der Titel so etwas sein sollte wie „Welcher Krisentyp bin ich?“. Das klingt aber sehr wie ein Selbsttest zum Ankreuzen in einer Zeitschrift, und da bin ich skeptisch. Leider war ich schon mehrmals in krassen Krisensituationen, und aus dieser Erfahrung heraus wage ich zu behaupten: Nur durch eine echte Krise erfahren wir, was für ein Krisentyp wir sind. Oder frei nach Helmut Schmidt: „In der Krise zeigt sich unser Charakter.“ Da können viele schöne Dinge passieren oder sich Abgründe auftun.
So, weg von dem ohnehin überstrapazierten Begriff der Krise und hin zu meinem eigentlichen Gedanken. Interessanterweise bewirkt die aktuelle Situation so etwas wie eine Verlangsamung. Jedenfalls fühlt es sich für mich so an. Dinge werden abgesagt oder verschoben, auf einmal ist sehr viel Platz im Kalender und alles wirkt entschleunigt. So ähnlich, als wenn man eingeschneit ist und schulfrei hat. Zu meinem ohnehin sehr ruhigen Krisenmodus kommt also dieses Gefühl des entspannt geleerten Kalenders. Klar habe ich mir zwischendurch Sorgen gemacht, was passiert und ob Leute in meiner Familie, im Freundeskreis oder unter den Arbeitskolleg*innen akut in Gefahr sind. Ist aber bisher alles ruhig.
Selbst gesund und ohne akut hilfsbedürftige Leute drumherum ist es einfach, die Ruhe zu bewahren, sich an die vielen Empfehlungen zu halten und niemanden zu gefährden, ohne dass es langweilig wird. Ich finde toll, dass ich gerade so viel lesen, nachdenken und schreiben kann. Es ist Zeit für Bewegung (notfalls halt allein zuhause auf der Yogamatte), für ausführliches Kochen und Essen und viel Schlaf. Stundenlange Telefonate mit der Familie, viel Zeit mit meinem Mann und die einzige spannende Frage ist: Kann ich helfen? (Oder auch: Wie stehe ich möglichst nicht Leuten im Weg herum oder stehle ihnen wertvolle Zeit, wenn sie gerade wirklich voll im Einsatz sein müssen?)
Fazit: Außer Abwarten, Teetrinken und ggf. Helfen ist gerade nicht viel zu tun.