Dies ist das einzige Wort, das ich finden konnte, das meinen Gefühlszustand beschreibt. Die Sonne scheint und die Vögel singen, es sind schöne kalte Frühlingstage. Der Terminkalender ist leer. Ab und zu gibt es Telefon- oder Videobesprechungen, von denen nicht mal alle technisch einwandfrei funktionieren. Alles läuft langsamer, vorsichtiger, fühlt sich unwirklich an.
Wo kann ich helfen? Meine Familie lebt weit weg und die einzige Verwandte, die sich mit Covid-19 infiziert hat, ist zum Glück wieder gesund. Ich habe Hilfe angeboten: Im Haus, bei Kolleg*innen, in der Familie. Blut spenden ist noch eine Idee. Kontakt zu den Studis, von denen bestimmt viele verunsichert sind und sich fragen, ob und wie es weitergeht im Sommersemester und mit ihren Prüfungen. Fragen beantworten, Podcastfolgen machen, Material vorbereiten, um notfalls schnell handlungsfähig zu sein. Viele Konferenzen und andere Termine wurden abgesagt oder verschoben oder liegen auf Eis.
Wie wird es sein, danach? Nach Wochen in diesem Zustand, mit so wenig Kontakt und so wenigen Terminen, so viel Zeit in den heimischen vier Wänden wird sich der vorherige Normalzustand seltsam anfühlen. Ich stelle mir vor, dass ich dann mit großer Wucht merke, wie vollgestopft die Tage sind, wie laut alles ist, wie schnell, wie ständig so viele Dinge gleichzeitig passieren und man eigentlich immer an mehreren Orten gleichzeitig sein müsste. Und so denke ich jetzt über zwei Fragenbündel nach:
1. Was passiert hier gerade innerlich, in dieser Zwangspause, und wie kann ich damit umgehen? Wie nutze ich die Zeit sinnvoll, bleibe geduldig, gebe den Tagen genügend Struktur? Oder ist jetzt vielleicht Urlaub zuhause eine gute Idee? Wie kann ich am besten bei physischer Isolation empathisch bleiben und da, wo ich gebraucht werde, helfen? Was ist die richtige Mischung aus Respekt/Vorsicht und Gelassenheit? Funktioniert meine derzeitige Arbeitsweise nur für eine oder zwei Wochen oder notfalls auch für einen oder zwei Monate?
2. Was passiert, wenn die Lage sich etwas entspannt und über Lockerungen der Einschränkungen nachgedacht wird? Läuft dann alles sofort wieder auf 100%, und wie passen die noch nachzuholenden Termine, z.B. Prüfungen, dazu? Falls es langsam wieder losgeht, wo liegen dann die Prioritäten? Wie bereiten wir uns auf eine evtl. auftretende zweite Infektionswelle vor? Werden wir einige Prozesse grundsätzlich in Frage stellen, um beim nächsten Mal besser vorbereitet zu sein? Was werden wir im Nachhinein darüber denken, was passiert ist und wie wir reagiert haben?
Surreal.