Tiefenoption

Wie sprechen Sie mit Menschen, die Sie noch nicht oder kaum kennen?
Was für Fragen stellen Sie, wie halten Sie das Gespräch am Laufen?
Wie verhalten Sie sich in typischen Smalltalk-Situationen?
Woran merken Sie, dass sich das Gespräch entwickelt und interessant wird?
Woran merken Sie, dass es an der Oberfläche bleibt?
Und sind Sie auch sensibel dafür, was die andere Person in dem Gespräch möchte?

In den letzten Monaten habe ich ein Muster an mir bemerkt, das mir hilft, Smalltalk-Situationen zu bewältigen. Sobald es langweilig wird oder mich nervt, also ziemlich bald, warte ich einen Moment ab, und dann kommt eben kein höfliches Lachen oder die nächste (mehr oder weniger) lustige Bemerkung über das Wetter oder die Deutsche Bahn, sondern ich stelle eine Frage. An die Person, die zuletzt gesprochen hat, oder in die Runde, je nachdem. Der Sinn der Frage ist, zu gucken, ob das Gespräch mehr oder neuen Inhalt bekommen könnte – wie fühlen sich die Leute, ist das ein ungewöhnlicher Termin für sie oder ein typischer, was haben sie für Erwartungen,…? Zu zweit oder zu dritt ist das viel einfacher als in einer größeren Runde, und ich übe noch, das zu navigieren. Und manchmal klappt es und das Gespräch wird ein bisschen interessanter. Im Idealfall lassen sich ein oder zwei Leute darauf ein und stellen dann auch interessante Fragen. Manchmal bleibt das Gespräch auch auf einem mittelmäßig spannenden Niveau kleben. Aber fast alles ist besser als das Verbleiben im Smalltalk-Modus!
Fast alles.

Hier sind Dinge, die ich bisher erlebt habe, die schiefgehen können:

  1. Die Fragen verpuffen. Keine Antwort oder eine kurze, die dann aber nur zum nächsten Smalltalk-Thema führt.
  2. Die Fragen werden beantwortet, aber es kommen keine Fragen oder echte Gesprächsangebote zurück.
  3. Die Fragen werden zum Anlass für lange Monologe genommen, weil sich da jemand über das Interesse freut, aber den Moment verpasst, wo die andere Person vielleicht auch etwas beitragen möchte und nicht nur die Wand sein will, gegen die gesprochen wird. Dann kommt auch wieder kein echtes Gespräch zustande.
  4. Besonders interessant:
    Noch mehr der Beteiligten fühlen sich mit Smalltalk unwohl, erkennen vielleicht sogar mein Bedürfnis, sich wirklich zu unterhalten, aber sie sind unsicher, wie das geht und was angemessen ist. Zum Beispiel, weil sie mich oder sich gegenseitig nicht kennen.

Ach so, und dann kann es noch passieren, dass der Rest der Runde das aktuelle Smalltalk-Thema ganz toll findet und ich die einzige bin, die gelangweilt ist. Kann ja auch sonst mal passieren in einem Gespräch! Das ist dann mein Problem, und nur meins, also hänge ich meinen Gedanken nach oder gehe weg. Ich mag Fragen mit variablem Tiefgang, die in solchen Gesprächssituationen eine Tür aufmachen können für ein echtes Gespräch, aber die andere Person kann entscheiden, ob sie durchgeht. Vielleicht haben wir unterschiedliche Interessen und Erfahrungen und das Gespräch wird einfach nicht interessant für uns beide, und dann ist das eben so. Aber ich möchte zumindest den Versuch machen und mal gucken, was passiert.
Dann, wenn es klappt, macht es richtig Spaß und ich freue mich dann nicht nur über weniger Smalltalk, sondern auch ganz ehrlich über alles, was ich über die andere Person erfahren habe.

Wie würden Sie in solchen Situationen reagieren?
Was für „fails“ können Sie sich noch vorstellen?

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