Der innere Dialog

Das Wort „Dialog“ trifft es zwar nicht ganz, weil bei mir meistens mehrere innere Stimmen durcheinanderquatschen, aber dazu später. Während der (momentan virtuellen) Yogastunde werde ich manchmal dazu aufgefordert, meinem inneren Dialog zuzuhören. Besonders dann, wenn es schwierig wird, anstrengend. Wenn ich eine Pose nicht halten oder gar nicht erst einnehmen kann, oder wenn ich aus der Balance kippe, was passiert dann innerlich?

Jetzt fordere ich Sie auf, in sich zu gehen. Wenn Sie etwas vergessen, zu spät kommen, einen Fehler machen, eine Frage nicht beantworten können… …wie hört sich dann Ihr innerer Dialog an? Werden Sie ärgerlich und beschimpfen sich selbst? Suchen Sie Ausflüchte oder Entschuldigungen? Werden Sie traurig? Können Sie darüber lachen? Kommt ein „Typisch, dass Du das wieder verbockt hast!“ oder ein „War ja klar, Du kannst das einfach nicht.“? Oder klingt es eher wie „Da konntest Du gar nichts für, die anderen haben das vermasselt.“ oder „So war das gar nicht, da will Dich jemand schlecht dastehen lasen!“? Oder „Wie unfähig bist Du eigentlich?“?

Ist Ihre innere Stimme gemein zu Ihnen, beschimpft Sie, wertet Sie ab? Wird aus Fehlern gleich ein ganzes Muster gestrickt, so, als ob Sie nie etwas richtig machen?

Mir passiert das manchmal, und inzwischen höre ich genauer zu und achte auf Nuancen. Wenn eine innere Stimme fies klingt, höre ich ihr zu und frage nach. Warum sagst Du das? Wo genau lag denn mein Fehler? Wie kann ich es nächstes Mal besser machen? Ja, ich habe einen Fehler gemacht, aber ich mache nicht immer alles falsch! (Das Gemecker geht wieder los…) Hey! Kritik an diesem Fehler ist ok, aber bitte nicht pauschal losmeckern! Nochmal: Hast Du auch was Konstruktives beizutragen? Wie mache ich es denn beim nächsten Mal besser?

In sehr klaren Momenten beginne ich mit „Danke für den Beitrag. Bitte freundlicher formulieren, sonst habe ich keine Lust, mir das anzuhören!“ Die kritischen Stimmen erfüllen eine Funktion und können hilfreich sein, wenn man sie zu einem konstruktiveren Ton erzieht. Beim Yoga übe ich, es noch entspannter zu sehen. Die Pose klappt nicht? Ok, heute nicht, morgen vielleicht auch nicht. Vielleicht nächste Woche. Ich falle aus der Balance? Ups, gleich noch mal versuchen! Lachen hilft auch. Und Atmen. Meine Hoffnung ist, dass das, was beim Yoga funktioniert, irgendwann auf den Alltag abfärbt und dass ich dann da auch gelassener mit Fehlern oder Misserfolgen umgehen kann. Schließlich bin ich zutiefst davon überzeugt, dass man aus Fehlern und Misserfolgen richtig viel lernen kann! Und das geht definitiv besser, wenn man dabei keinem fiesen inneren Dialog zuhören muss.

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