Ein Wort

Manchmal reicht ein Wort. Nur eins.
Im Rahmen eines Coachingprogramms, das über insgesamt ein Jahr läuft, sollte ich mir zu Beginn ein Wort überlegen, mit dem ich in dieses Coaching-Jahr gehe. Oft geht es ja um Ziele, um konkrete Pläne, woran man arbeiten möchte, oder um Fragen, auf die man Antworten sucht. Hier war aber nur ein einziges Wort gefragt, und in meinem Kopf nahm das sofort eine Form an: „The year of…“.

Nach mehreren Versuchen hatte ich ein Wort, das sich gut und stimmig anfühlt und das mich seitdem begleitet. Und dann habe ich beobachtet, wie immer wieder Themen kamen oder Fragen, wie ich manchmal mit einer gewissen Erwartung in einen Tag oder eine Woche gestartet bin und innerlich Wörter dafür gesucht habe. Da gab es den „Tag des Sitzungsmarathons“ oder den „Tag der verzweifelten Studis“, und gleich mehrere „Flow-Tage“ mit tollen Fortschritten in der Forschung oder beim Schreiben eines Vorlesungsskripts.

Eine anstrengende Sitzungswoche mit vielen Terminen wurde zur „Woche des Zuhörens“, und eine Woche mit mehreren Vernetzungstreffen, Arbeitsgruppensitzungen und einem Besuch bei meinem Bruder und seiner Familie, nach einer gefühlten Ewigkeit, bekommt den Namen „Woche der Gemeinschaft“.

Das Wort kann der Beschreibung dienen, aber auch bei einer Umdeutung helfen. „Sitzungswoche“ klingt nervig und anstrengend, wohingegen bei der „Woche des Zuhörens“ eine Entscheidung mitschwingt. Ich entscheide mich bewusst für das Zuhören und Mitdenken und ärgere mich nicht darüber, dass neben den Sitzungen kaum Zeit für andere, eigentlich erfüllendere Arbeit bleibt. Häufig verwende ich auch „one word reminder“, also Wörter, die wie ein Anker wirken und mich an etwas erinnern. Das kann „Durchatmen“ sein oder „Geduld“. Wenn ich neue Gewohnheiten einübe oder einfach nur mein Verhalten beobachte, helfen diese einzelnen Wörter dabei, mich aus einem inneren Dialog zu holen oder Ärger verblassen zu lassen. Ein einzelnes Wort kann ich mir in den Kalender schreiben, an den Rand von Sitzungsunterlagen, kann ein Post-It an meinen Laptop kleben. Wenn es stark genug ist, klappt des mit der Ankerwirkung, und irgendwann wird die Erinnerung überflüssig.

Bei Gewohnheiten oder bei einem nötigen Perspektivwechsel spüre ich die Kraft der „Ein-Wort-Übung“ besonders stark, und so begleitet sie mich jetzt schon seit ein paar Monaten. Im Oktober 2021 beginnt ein sehr herausforderungsvolles Jahr, unübersichtlich, mit vielen Aufgaben und mit einer großen Verantwortung, die ich für die neuen Erstsemesterstudis fühle. Auch dieses bald beginnende Jahr habe ich mit einem Wort getauft. Aber welches das ist, verrate ich hier nicht.
🙂

Ich hoffe, dass ich Sie neugierig gemacht habe und dass Sie jetzt auch ab und zu mal einzelne Wörter benutzen, um eine Intention festzuhalten oder die Perspektive zu wechseln! Wenn man einmal damit anfängt, purzeln passende Wörter einfach so herbei.
Viel Spaß!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert