Wenn ich die Antwort auf eine Frage nicht kenne, dann sage ich halt „Weiß ich nicht.“ Oder „Ich bin mir nicht sicher, müsste darüber nachdenken.“. Wenn ich gebeten werde, etwas zu tun, was ich ganz klar nicht kann oder nicht möchte, ist die Lage auch einfach. „Nein.“ Evtl. mit Begründung.
Aber es gibt eine Grauzone, nämlich dann, wenn ich um etwas gebeten werde, was spannend ist und wobei ich nur nicht ganz sicher bin, ob ich es mir zutraue. Das passiert mir jetzt häufiger als früher. Mal im wissenschaftlichen Kontext, mal geht es eher um Hochschulpolitik oder hat noch ganz andere Hintergründe. Und dann ist es plötzlich Typsache, oder hängt von den Lebensumständen ab, ob man sagt „Na klar, challenge accepted!“ oder „Nein, ich traue mich nicht.“ Vielleicht muss man auch erst mal nachdenken.
Wie geht Ihnen das? An was für Situationen müssen Sie jetzt denken, die dazu passen? Sollten Sie für etwas die Leitung übernehmen, die Verantwortung? Oder „nur“ eine Übungsaufgabe vorrechnen? Wurde Ihnen ein schwieriges Vortragsthema vorgeschlagen, oder ein anspruchsvolles Thema für eine Bachelorarbeit? Eine Einladung zum Vortrag? Der Vorschlag für ein Wahlamt? Die Anfrage, ein Buch zu schreiben? Auf einer Feier eine Rede zu halten? Den Job zu wechseln?
Mir fällt da viel ein, und manchmal hing tatsächlich eine Lebensentscheidung daran. Umzug, Fernbeziehung, sowas. Manchmal war es auch ganz klein, ich musste nur kurz nachdenken und mich fragen „Warum zögere ich?“ Denn genau das ist doch die Frage, oder? Warum ist es kein klares Ja oder Nein? Es gibt die Philosophie, sein Leben so zu leben, dass man nur dann Ja sagt, wenn es ein „Ja klar, gar keine Frage, nichts lieber als das!“ ist, und sonst immer Nein zu sagen. Ich verstehe nicht, wie das geht. Meine Entscheidungen laufen anders ab und ich sage ab und zu Ja, obwohl ich nicht begeistert bin. Gibt eben auch noch andere Beweggründe als die, ob das jetzt gerade super in mein Leben passt. Andere Menschen zum Beispiel. Die machen das Leben definitiv komplizierter!
So wie emotional alles dabei war von großer Aufregung („Spannend, und es macht mir Angst!!!“) bis hin zu kühler Abwägung („Die Anfrage ehrt mich, aber es spricht sehr viel dagegen.“), so war auch bei den tatsächlichen Entscheidungen alles dabei von „Es macht mir Angst, aber ich will das ausprobieren.“ bis hin zu einem wohlüberlegten, klaren „Nein danke“. Interessant finde ich dann immer, ob man hinterher mit der Entscheidung hadert. Und selbst wenn nicht, dann bleibt bei einem „Ja“ das ungute Gefühl, dass man da ganz schön außerhalb der Komfortzone unterwegs ist. Kann das gutgehen? Obwohl ich schon mehrfach mutige Entscheidungen getroffen habe und dann über mich selbst hinausgewachsen bin, habe ich dieses Gefühl immer noch. Dieses „Oh Mann, was habe ich mir da nur eingebrockt“, gern gepaart mit konkreter Versagensangst.
Wenn ich Glück habe, finde ich nach meiner Entscheidung irgendwann eine etwas ruhigere Haltung, irgendwo zwischen Demut und Respekt vor der Aufgabe und Aufregung. Die Aufregung/Nervosität bleibt oft bzw. kommt wieder, wenn es ernst wird, und sie kann ein Gradmesser dafür sein, wie wichtig mir etwas ist. Die Demut vor der Aufgabe ist eine wichtige Antriebskraft, um die Sache enrst zu nehmen und sich gut vorzubereiten. Und so komme ich dann auch meistens mit diesen Situationen klar – mit viel Respekt vor der Herausforderung und richtig viel Vorbereitung.
Und Sie?
Wann zögern Sie und warum?
Und wie gehen Sie dann damit um, dass diese Herausforderung Ihnen Angst macht?