„Mit großer Macht kommt große Verantwortung.“
Bekannt geworden durch Peter Parker in den Spiderman-Comicbüchern, ist dieser Ausspruch inhaltlich wohl älter und existiert in vielen Formulierungen. Die große Verantwortung wird ihrerseits oft als Belastung wahrgenommen, als Bürde. Dabei kann sie auch Gestaltungsspielraum bedeuten, Einfluss, die Möglichkeit, Dinge zu verändern.
Was sind die Nebenwirkungen?
Nach meiner Beobachtung kann große Verantwortung zu Demut führen und dazu, dass man sich immer wieder daran erinnert, woher die Verantwortung kommt und dass man das, wofür man da verantwortlich ist, auch verlieren kann. Wer Verantwortung trägt, hat häufig vorher einen Vertrauensvorschuss bekommen oder hat durch das vorherige Verhalten Vertrauen erworben. Ob das Vertrauen berechtigt ist, zeigt sich später.
Genau so kann aber Hochmut die Folge von großer Verantwortung sein, einimmer größerer Machthunger, verbunden mit dem Verlust von Empathie und Weitsicht.
Beide Effekte haben eine gewisse Faszination, wenn man sie von außen beobachtet. Ich staune jedenfalls, wenn Menschen in verantwortungsvollen Positionen Demut zeigen, wenn sie differenziert argumentieren, wenn sie zuhören und man ihnen ansieht, dass sie auch in schwierigen Situationen mit Augenmaß agieren. Ich habe großen Respekt davor, wenn Zweifel geäußert werden, Fehler zugegeben werden, wenn ein Ringen spürbar ist in Situationen, in denen es keine einfachen Lösungen gibt.
Gleichzeitig beobachte ich fasziniert, wenn Menschen in Machtpositionen jegliches Maß verlieren. Sie richten oft Schaden an, scheinen beratungsresistent zu sein und machen Fehler, die für die Außenstehenden überhaupt nicht nachvollziehbar sind.
Was passiert da?
In welche Realität rutschen da manche Personen ab?
Plötzlich gibt es nur noch das eigene Weltbild, der Machterhalt steht im Zentrum, die Fähigkeit zum Zuhören und zum Eingeständnis von Fehlern geht verloren. Manchmal zeigt sich auch einfach nur Inkompetenz oder Überforderung.
Kann man das bemerken?
Wie übernehmen wir Verantwortung, wenn es nötig ist, und haben gleichzeitig ein wachsames Auge darauf, wie die verantwortungsvolle Position („die Macht“) uns eventuell verändert? Sind es gewisse Charakterzüge, die das unterschiedliche Verhalten begründen, ist es die Umwelt, das soziale Umfeld, sind es die Lebenserfahrungen?
Keine Verantwortung ist schließlich auch keine Lösung.
Ich grüble dann mal weiter.