Wie gehen Sie mit Druck um?
Was empfinden Sie als Druck?
Gehören Sie zu denen, die glauben, dass Menschen ihr Verhalten ändern, wenn man nur genug Druck auf sie ausübt?
Falls ja, was genau meinen Sie dann damit?
Androhung von Strafe?
Oder Druck als Verstärkung intrinsischer Motivation?
Brauchen Sie selbst Druck von außen, um aktiv zu werden, zum Beispiel bei der Arbeit oder beim Umgang mit einer schlechten Angewohnheit?
In der Physik gibt der Druck an, welche Kraft auf eine Fläche wirkt. Dabei habe ich sofort Bilder dazu im Kopf, was mit der Fläche passiert. Je nach Material gibt sie elastisch nach oder verformt sich dauerhaft, oder es gibt nichts nach, aber dafür wird die Oberfläche beschädigt.
Oder es geschieht gar nichts.
Was da passiert, hängt vom Material ab, aber auch von der Höhe des Drucks und davon, ob er plötzlich mit voller Kraft ausgeübt wird oder langsam, mit steigender Intensität.
Aber nein, das wird jetzt keine Analyse einer Analogie nach dem Motto „Diamanten entstehen unter großem Druck, also bringen auch Menschen die besten Leistungen, wenn man sie unter großen Druck setzt.“ Da hätte ich zwar viel zu zu sagen bzw. zu schreiben, aber hier geht es darum, dass allein schon der Vergleich unangemessen ist.
Warum sollten sich Menschen wie Material verhalten?
Z.B. wie Kohlenstoff oder Wasser?
Manchmal helfen Analogien, und ich habe schon verstanden (und selbst erlebt), dass manchen Führungspersonen nichts Besseres einfällt als Druck auszuüben, und es ist bestimmt sinnvoll, das immer wieder zu kritisieren.
Aber warum fragen wir uns nicht einfach, wo es sinnvoll ist, mit Druck zu arbeiten, und wo nicht? Manche Menschen arbeiten tatsächlich unter externem Druck besser. Sie wünschen sich klare Ansagen, Abgabetermine, sie müssen spüren, dass es Konsequenzen hat, wenn sie nicht, schlecht oder zu spät abliefern. Wer so tickt und sich selbst gut kennt, kann das für sich nutzen. Manche meiner Studis machen das – die wünschen sich einen recht harten Betreuungsstil mit künstlich aufgebautem Druck, weil das kompensiert, dass sie sich selbst nicht gut motivieren können. Vielleicht noch nicht. Vielleicht finden sie irgendwann heraus, wie es mit der intrinsischen Motivation funktioniert, oder sie müssen eben immer künstlich ein Umfeld erzeugen, in dem ein gewisser Druck aufgebaut wird.
Andere sind extrem motiviert und brauchen überhaupt keinen Druck, sondern nur etwas freundliche Begleitung von der Seitenlinie.
Und dann gibt es die, bei denen Druck kontraproduktiv ist. Im schlimmsten Fall merkt man das nicht sofort (sie selbst auch nicht), sondern es zeigt sich erst nach und nach mit schlechten Leistungen, gesundheitlichen Problemen, dem ständigen Gefühl, nicht gut genug zu sein. Das Potential wäre da, es müsste nur ganz anders angesprochen werden. Mit Druck zu arbeiten kann da bleibenden Schaden anrichten. Durch den Duden fühle ich mich bestätigt: „gewaltsame, zwanghafte, jemanden bedrängende Einwirkung von außen“.
Ich finde das Thema aber für mich selbst spannend.
Was motiviert mich, wie wirkt Druck auf mich?
Wann löst der Druck einen Gegendruck aus, also Trotz?
Was ist überhaupt geeignet, um erfolgreich Druck bei mir auszulösen, wo sind Ansatzpunkte?
Kann nicht schaden, das über sich selbst zu wissen.
Und im Umgang mit anderen? Das Verhalten anderer Menschen beeinflussen zu wollen, sie ändern zu wollen, ist generell nicht so meine Baustelle. Aber im Umgang mit Studis ist das manchmal gefordert – zumindest formuliere ich Erwartungen. Ob ich Druck ausüben soll und wie, das ist Bestandteil des Aushandlungsprozesses mit den Studis. Dabei finde ich sehr erfreulich zu sehen, wie viele, bevor ich das mit ihnen bespreche, schon reflektieren, wie sie am besten arbeiten können, was sie motiviert und was eher kontraproduktiv ist. Die einzige Situation, in der ich mit Druck arbeite, ist eine, in der ich darum gebeten werde. Wer mir sagt „Ich brauche ab und zu einen Tritt in den Hintern!“, bekommt den also.
🙂
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