Reisen Sie beruflich?
Oft?
Oder nur privat?
Aus familiären Gründen?
Reisen Sie gern, auch ohne konkreten Grund?
Oder gehören Sie zu denen, die jede unnötige Reise vermeiden?
Hängt es vom Reiseziel ab? Vom Transport? Von der Jahreszeit?
Reisen Sie, weil Sie neue Orte und Menschen kennenlernen wollen?
Weil Sie konkrete Ziele auf Ihrer Liste haben, nach dem Motto „Das muss man gesehen haben!“?
Mich beschäftigt das Thema seit der Pandemie, weil ich vorher so viel gereist bin. Meistens beruflich. Dabei war ich immer hin- und hergerissen zwischen Heimweh und Fernweh. Fernbeziehungen machen auch viele Reisen erforderlich, und ich war heilfroh, als mein Mann und ich endlich in der gleichen Stadt lebten, zusammen. Denn die Fernbeziehungsreisen kamen zu den anderen Reisen (Beruf, Familie) noch dazu, und das war insgesamt eine große Belastung. Erst während der Pandemie wurde mir klar, wie viel Zeit ich auf Reisen verbracht hatte, meistens im Zug, und wie viele Nächte ich in Hotels verbracht hatte und nicht zuhause.
Aber manche Menschen reisen gern, schlafen gern in Hotels. Ich mag das irgendwie auch. Leichtes Gepäck, ein Zimmer ohne viel Schnickschnack, eine Besinnung darauf, was man eigentlich meistens im Alltag braucht und was nicht. Trotzdem geht es mir häufig so, dass ich kurz vor einer Reise denke, dass ich gar nicht losfahren möchte. Die Stunden im Zug, das Warten, das Tragen des Gepäcks, und meistens klappt unterwegs etwas nicht so wie geplant. Aber wenn ich dann dort bin, finde ich es meistens gut, oft sogar viel besser als erwartet.
Sogar dann, wenn ich richtig große Vorfreude bei einer Reise empfinde, weil ich liebe Menschen besuche oder es ein lang geplanter Urlaub ist, kommt vorher dieses Gefühl von „Eigentlich möchte ich nicht weg.“.
Seltsam, oder?
Und dann bin ich unterwegs, genieße es, mit wenig Kram zurechtzukommen und neue Erfahrungen an neuen Orten zu machen. Bei den meisten Reisen bleiben hinterher Geschichten hängen. Bilder. Begegnungen. Etwas ging schrecklich schief, und später kann ich darüber lachen. Das habe ich übrigens von meinem lieben Mann gelernt. Ein Meister des „Später lachen wir darüber, dann können wir auch jetzt schon lachen, statt uns zu ärgern.“
Das kleine Restaurant um die Ecke entpuppt sich unerwartet als Volltreffer.
Ich begegne hilfsbereiten Menschen oder treffe unverhofft in einer italienischen Stadt eine Kommilitonin aus dem Studium. Ich esse das leckerste Eis der Welt und die schlechteste Pasta in der gleichen Stadt. Ich schlafe himmlisch in dem einen Hotelbett und gar nicht in einem anderen. Ich stehe mitten in den Schweizer Alpen und kann nicht fassen, wie schön es ist. Bin ich wirklich hier? Warum sehen diese Berge eigentlich jeden Tag anders aus? Mental halte ich das fest (meistens nur so und nicht mit Fotos) und versuche mich daran zu erinnern, wenn ich das nächste Mal kurz vor einer Reise denke „Eigentlich möchte ich zuhause bleiben.“
Und dann vergegenwärtige ich mir wieder, dass die Erfahrungen von heute die Erinnerungen von morgen sind. Sie entstehen nur, wenn ich losgehe und etwas mache.