Über Angebot, Nachfrage und Undank

Starten wir mit ein paar Gedankenexperimenten, teils basierend auf wahren Begebenheiten.

  1. Studis fordern lautstark ein Zusatzlehrangebot für eine Vorlesung, die sie besonders schwierig finden. Man fragt nach dem Bedarf, richtet das Angebot mit viel Aufwand ein und dann wird es kaum oder gar nicht angenommen.
  2. Man probiert ein neues Format aus (z.B. neue Ideen für ein Tutorium oder Veranstaltungen für eine neue Zielgruppe) und bekommt im Vorfeld viel Resonanz und Interesse signalisiert, aber dann kommen kaum Leute.
  3. Man meldet sich freiwillig für etwas und braucht nur ein wenig Zuarbeit,
    aber die kommt dann nicht.
  4. Man gibt sich richtig viel Mühe bei einem Geschenk und bekommt dafür keinen Dank.

Falls Ihnen solche Situationen völlig fremd sind: super!
Falls Sie das kennen, es Sie aber gar nicht stört: auch super!

Ich kenne solche Situationen, teils von mir selbst, teils aus Erzählungen, und es stört mich mal mehr, mal weniger. Teilweise kann ich die unterschiedlichen Emotionen auch nachvollziehen und einordnen, und dann ist recht klar, wie ich in Zukunft damit umgehe. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn ich zu einem Kind einen guten Draht habe und mir daher bei einem Geburtstagsgeschenk Mühe gebe, und falls es dann die Eltern vergessen, mir wenigstens Bescheid zu sagen, dass das Geschenk überhaupt angekommen ist (geschweige denn sich dann oder später zu äußern, ob es dem Kind gefallen hat), dann kann das alles sein von Vergesslichkeit bis hin zu tatsächlich fehlender Wertschätzung. Aber da geht es ja um das Kind, und ich kann zumindest hoffen, dass es ein gutes Geschenk war, und irgendwann ist das Kind alt genug, um direkt und unabhängig von den Eltern mit mir zu kommunizieren. Also frage ich irgendwann nach, höre mir die Entschuldigungen (oder Ausreden?) an und gebe mir beim nächsten Mal auch wieder Mühe.

Wenn eine Veranstaltung schlecht besucht ist, obwohl vorher Bedarf angemeldet wurde, frage ich die, die da sind, ob es für sie eine sonnvolle Veranstaltung war. Wenn ja, dann war es wenigstens für diese paar Leute eine gute Idee. Aber da geht es dann los – je nachdem, wie viel Aufwand es war, überlege ich mir dann schon, ob ich das noch mal für so wenige Leute machen würde. Wie viel Aufwand ist „zu viel“? Wann ist es ok, wenn auch nur eine Person profitiert oder sich bedankt? Woran liegt es, dass manchmal eine einzige positive Rückmeldung reicht? Warum entsteht an anderer Stelle dieses bittere Gefühl, dass der eigene Einsatz nicht wertgeschätzt wird?

Ich finde das wirklich schwierig. Oft ist da dieses klare Gefühl, dass es nicht um Wertschätzung geht, sondern um die Sache. Wenn es eine gute Idee ist, es sonst niemand macht und ich in der Lage bin (und Lust habe), mache ich es. Wertschätzung ist das Sahnehäubchen, nicht der Grund, es überhaupt zu machen. Aber manchmal fühlt es sich nicht so an. Manchmal kommt dieses „Dann eben nicht.“-Gefühl, dieses trotzige und irgendwie kleinliche Gefühl von „Wenn da niemand danke sagt, dann mache ich das eben in Zukunft nicht mehr.“ Ich mag das nicht besonders und denke doch, dass es einen Grund gibt, warum das manchmal kommt. Steckt darin ein gesundes, ein berechtigtes Gefühl, dass ich mir überlegen sollte, wofür ich meine Zeit und Energie investiere? Dass so ein seltsamer Nachgeschmack ein Signal ist, beim nächsten Mal „Nein“ zu sagen? Und dass, wenn dieses Gefühl nicht kommt, es ein Signal ist, dass es nicht um Dank oder Wertschätzung geht und mir wirklich die Resonanz/Hilfe/Teilnahmezahl egal ist?

Früher habe ich regelmäßig Sprechstunden angeboten und es überhaupt nicht persönlich genommen, wenn meistens niemand kam. Dann war halt kein Bedarf da. Die Sprechstunde war ein offenes Angebot, man konnte es annehmen oder auch nicht. Wenn ein Angebot eingefordert und dann nicht angenommen wird, reagiere ich empfindlicher. Also geht es vielleicht darum, dass hier Wort und Tat auseinanderfallen. Nach dem Motto: Es ist einfach, in der Lehrevaluation zu schreiben, dass man mehr Sprechstuden braucht, aber wenn man sie wirklich braucht, nimmt man sich eben auch Zeit und geht hin.

Was denken Sie?
Kennen Sie das kleinliche, trotzige Gefühl, das ich beschrieben habe?
Ich suche derweil weiter nach Antworten und arbeite daran, früher zu erkennen, ob es mir bei einer übernommenen Aufgabe darum geht, wie die Resonanz ist, oder ob es wirklich nur um die Aufgabe und deren Inhalt geht. Im zweiten Fall kann mir nichts passieren, im ersten Fall brauche ich bessere Strategien, um bei wenig Resonanz nicht enttäuscht zu sein und
nicht die Motivation zu verlieren.

Wie ist es eigentlich umgekehrt?
Drücken Sie in solchen Situationen Wertschätzung aus?
Bemerken Sie, wenn jemand sich Mühe gibt?
Extra Aufgaben übernimmt?

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