Was für Gefühle löst KI bei uns aus und warum?
Was genau bedeutet „künstliche Intelligenz“?
Warum verwenden wir diese Bezeichnung, wenn wir uns doch schon schwer damit tun, Intelligenz an sich zu definieren, also quasi „natürliche“ Intelligenz?
Wie definieren wir überhaupt „künstlich“ und „natürlich“?
Wäre es nicht sinnvoller, von nachgeahmter oder simulierter Intelligenz zu sprechen? Schließlich hat ein Chatroboter ja kein Verständnis von dem, was da produziert wird, sondern der Text entsteht mit einem Algorithmus, der im Prinzip auf Wahrscheinlichkeitsrechnung basiert.
(Nächste Frage: Was bedeutet „Verständnis“?)
Chat-Software kann bereits Unterhaltungen in sozialen Situationen nachahmen, und mit mehr Hardware wird ihr Gedächtnis besser, so dass sie sich immer besser auf zurückliegende Teile einer Unterhaltung beziehen kann. Wie Menschen, die aufmerksam zuhören, sich erinnern und dann neue Gesprächsfäden mit vorherigen verknüpfen. Stellen wir uns nun noch einen Roboter drumherum vor, der menschenähnlich aussieht, so sind wir nicht mehr weit von Data aus Star Trek (The Next Generation) entfernt.
Es gibt einige sehr gute Episoden in TNG, die die Rolle von Data und seinen Status zum Thema haben. Als Android ist er eine künstliche Lebensform.
Welche Rechte hat er? Wie sollte er behandelt werden? In welchem Sinne ist er eine Maschine, in welchem Sinne nicht?
Bestimmt wecken Chat-Programme in Roboterform sofort viele Assoziationen. An welche Chancen und Gefahren denken Sie dabei?
Wo könnten sie hilfreich sei, nützlich, sozial wertvoll?
Was sollten sie können und dürfen?
Die Diskussion um die neuen Entwicklungen bei Chat-Software erscheint mir an vielen Stellen zu aufgeregt, und die Freude über diesen sichtbaren Erfolg wissenschaftlicher Arbeit (mit spannenden Möglichkeiten, die daraus resultieren) vermischt sich mit oder wird verdrängt von Unbehagen und Befürchtungen.
Warum?
Ist es wirklich ein neues Problem, dass man bei Hausaufgaben schummeln kann? Wohl kaum. Befürchten wir, dass nun niemand mehr selbst schreibt? Sind wir gekränkt oder verunsichert, weil eine Maschine etwas nachahmen kann, wovon wir dachten, dass nur wir, nämlich Menschen mit Bildung oder Kreativität, dazu in der Lage sind? Verunsichert es uns, dass wir nun manchmal nicht wissen, ob wir mit einem Menschen oder einer Maschine kommunizieren? Synchron oder asynchron?
Die Diskussion scheint mir stark psychologisch aufgeladen zu sein, es schimmern immer wieder Verlustängste durch. Ja, vielleicht können einige Aufgaben von so einem Chatroboter erledigt werden, mindestens genau so gut wie von Menschen, evetuell sogar in Bereichen, für die man (aktuell, noch) jahrelang studieren muss. Vielleicht kann eine künstliche Intelligenz gute Romane schreiben, wie in „Quality Land“ von Marc-Uwe Kling. Ist es das, worum es geht? Dass bisher die Automatisierung vor allem in Bereichen Menschen ersetzt hat, wo nicht viel Bildung nötig war? Fühlt sich jetzt eine Bildungselite in ihrer Einzigartigkeit und Unersetzlichkeit bedroht?
Je mehr Angst man hat, desto mehr empfehle ich, sich mal mit den Grundlagen dieser Software auseinanderzusetzen. Die Logik hinter den Algorithmen ist verständlich, das ist keine Zauberei. Sich inhaltlich damit zu befassen, die eigenen Ängste zu hinterfragen und sich dann sachlich zu dem Thema auszutauschen – das wäre meiner Meinung nach ein Umgang damit, der für das Wissenschaftssystem angemessen ist.
Also los: Was wissen Sie über die Algorithmen, die den neuen Chat-Programmen zugrundeliegen?
Haben Sie sich informiert?
Versucht, das in Grundzügen zu verstehen?
Falls nein – warum nicht?
Falls ja – welche Fragen sind offengeblieben?
Was verursacht Unbehagen?
Oder sind Sie einfach beeindruckt und begeistert?