Hier ist das Zitat:
„Wie kann ich lächeln, wenn ich von so viel Kummer erfüllt bin?
Es ist natürlich – du musst zu deinem Kummer lächeln, denn du bist mehr als dein Kummer.“
Das ist das erste von zwei Zitaten zum Thema Kummer, Leid, Schmerz.
Ich taste mich ran, das zweite Zitat ist schwieriger, und für danach habe ich mir schon überlegt, mit welchen Zitaten wir über Hoffnung und Veränderung nachdenken können. Ich mache das größtenteils für mich selbst und unterstütze damit einen Prozess, durch den ich laufe, und wie so oft teile ich das hier, weil das Teilen mir hilft, weil ich beim Schreiben so schön meine Gedanken sortieren kann und weil mir ab und zu Menschen sagen, dass sie die Texte hier lesen und dass sie dadurch zum Nachdenken angeregt werden. Oder sich gesehen fühlen.
(Ihr wisst, wer Ihr seid. Danke.)
Wie lächle ich also zu meinem Kummer?
Da erlebe ich verschiedene Intensitäten und Geschmacksrichtungen. Vielleicht ist es ein kleiner Kummer, ein kleiner Ärger, eine Kränkung, etwas nervt mich. Da kann ich mich ganz oft ehrlich anlächeln und mir innerlich sagen: Schon ok, das geht gleich wieder vorbei. Kennen Sie das? An was für Situationen denken Sie hier?
Bei echten Problemen, Konflikten, inneren Unklarheiten, da fühlt sich der Kummer anders an, ernster, und so, als ob es er sich gemütlich macht und etwas länger bleiben möchte. Warum sollte ich ihn dann anlächeln? Der soll sich doch gar nicht wohl fühlen und noch länger bei mir herumlungern!
Wo beim kleinen Kummer das Lächeln noch von einem nachsichtigen
Über-mich-selbst-Lachen herkommt, verändert sich hier die Qualität. Ich lächle aus Dankbarkeit. Denn was auch immer mir da Kummer macht, ist eine Aufforderung, um etwas zu lernen. Sobald ich das verstanden habe, kann ich darüber nachdenken, was ich da lernen kann und ob mir das bekannt vorkommt oder neu ist. Oft entdecke ich Verhaltensmuster, und durch den wiederkehrenden Kummer bekomme ich einen Stupser, da etwas zu verändern. Wenn mich die gleichen Menschen ständig nerven, oder die gleichen Dinge bei verschiedenen Menschen – was ist das bei mir, was das Genervtsein auslöst?
Was trage ich dazu bei?
Was lerne ich so über mich?
Was für Situationen fallen Ihnen hier ein?
Was haben Sie schon auf diese Weise über sich gelernt und wäre da ein kleines dankbares Lächeln angebracht?
So, und dann ist da der große Kummer. Der große Ärger. Der Schmerz.
Die Welt geht unter, oder sie verändert sich jedenfalls auf eine Weise, die nicht rückgängig zu machen ist. Vielleicht fühlt es sich nur so an, vielleicht ist das Drama tatsächlich so groß.
Woran denken Sie hier? Ist Ihnen nach Lächeln zumute?
Mir nicht.
Lächeln ist das letzte, was mir dazu einfällt.
Schon gar nicht aus Dankbarkeit.
Stattdessen bin ich mit Akzeptanz beschäftigt, mit Bewältigung, mit „Es geht weiter und ich weiß noch nicht, wie.“ Das ist ok.
Genau darum geht es.
Beim großen Kummer hilft nur „Come as you are“ und „Ein Tag nach dem anderen“. Und da kommt das Lächeln. Es ist ein kleines, aufmunterndes Lächeln an mich selbst, mit Liebe. Hey, siehst Du, schon wieder ein Tag geschafft. Es geht. Einfach weitermachen. Du kriegst das hin.
Ein kleines Lächeln. Ein Kopfnicken. Aufmunternd. Liebevoll.
Ich bin mehr als mein Kummer.
Mehr als mein Schmerz.
Mit dem kleinen Lächeln kann ich mich daran erinnern.