Ab und zu höre ich Podcasts oder Hörbücher, und vor einer Weile ist eine Idee hängengeblieben von David Epstein, aus seinem Buch „Range“.
Da geht es um Vögel und Frösche: Die Vögel kreisen in großer Höhe und haben die Übersicht, und die Frösche sitzen unten und haben den Blick für’s Detail. In meiner Vorstellung quaken sie außerdem viel miteinander und hüpfen ab und zu auch herum, um sich eine neue Umgebung ganz genau und aus der Nähe anzuschauen, wohingegen die Vögel eher allein unterwegs sind und zur Kommunikation extra auf den Boden kommen müssen, andererseits dafür riesige Gebiete überblicken.
Das Bild illustriert die Idee „Superspezialisierung vs. Generalbegabung/-ausbildung/-interesse“. Nur allgemeines Interesse geht nicht genug in die Tiefe, aber lauter superspezialisierte Leute gucken vielleicht nicht genug nach links und rechts (oder oben) und können auch nicht so gut mit weniger spezialisierten Menschen reden. Das Bild ist fruchtbar, weil sich viele Fragen daraus ableiten: Bin ich ein Vogel oder ein Frosch? Oder beides, je nach Arbeitsumfeld? Bin ich da festgelegt oder wandelbar? Hängt es vom Team ab, oder von der konkreten Aufgabe? Arbeite ich lieber mit Vögeln oder mit Fröschen zusammen? Mit wem kann ich besser kommunizieren? Wen würde ich bei welchem Problem um Rat fragen? Wo und wann habe ich als Studentin die Frosch- oder Vogelperspektive eingenommen und warum? Wie mache ich es jetzt, als Dozentin? Als Forscherin?
Spätestens bei der Teamfrage wuselten noch mehr Tiere herum, denn ich finde zwar klar, dass zur Problemlösung (Forschungsteam oder so) weder nur Frösche noch nur Vögel eine gute Kombi sind, aber brauchen wir vielleicht noch andere Leute bzw. Tiere? Ich hab da noch nicht genug Ideen und bin offen für Vorschläge für den Zoo. 🙂
Zum Beispiel denke ich an Eichhörnchen, die fleißig Infos sammeln und in der Lage sind, vergrabene Infos später wiederzufinden, wenn sie gebraucht werden. Da hat der Rest des Teams schon wieder vergessen, dass man das schon mal wusste. Genau so braucht man Kommunikationsgenies, die notfalls Ordnung in den Laden bringen und vermitteln können, wenn die Frösche nicht verstehen, was die Vögel meinen, oder umgekehrt. Und was ist, wenn es Streit gibt? Wer schlichtet?
Eigentlich hat die Geschichte von den Vögeln und Fröschen mich nur noch einmal in dem bestätigt, was ich schon länger denke: Oft führt es zu Problemen, wenn Teams zu homogen zusammengesetzt sind, und eine Mischung ist nicht nur lustiger, sondern bietet auch mehr Lerneffekte für alle und sorgt dafür, dass möglichst viele Perpsektiven gesehen und beachtet werden. Ich finde es immer wieder spannend, zu beobachten, wie sich das findet, indem alle erst mal selbst klären, was sie für Typen sind und wie sie gern arbeiten, und man sich dann zusammenrauft und die Unterschiedlichkeit feiert, anstatt alles gleichmachen zu wollen. Lehrreich sind auch alle Beispiele (leider zur Zeit wieder manchmal sichtbar), wo ein Team zu homogen ist und wo deshalb wichtige Argumente gar nicht erst diskutiert werden, so dass dann auch Entscheidungen herauskommen, die schlichtweg Leute „vergessen“.
Arbeit im Team kann sehr viel Spaß machen und ist oft anstrengend, jedenfalls für mich. Aber wenn schon Team, dann bitte als lustiger bunter Zoo!