Wie angekündigt im letzten Beitrag! In der Zwischenzeit konnte ich mich selbst noch etwas mehr beobachten und in Gesprächen bewusst mitschneiden, wie ich mich selbst verhalte und was ich als Zuhörerin interessant finde bzw. wann ich abschalte, weil ich gelangweilt oder genervt bin. Insbesondere gab es eine Gelegenheit zu einem langen Gespräch, in dem ich wenig gesagt habe, auch fast nicht gefragt wurde und es trotzdem sehr spannend fand. Hm, möchte ich jetzt vielleicht doch über interessante Gespräche schreiben? Mal gucken, ich kann den Titel ja immer noch ändern. 🙂
Wenn ich auf der Grundlage meiner Beobachtungen eine Gebrauchsanleitung schreiben müsste, wie man mit mir ein möglichst langweiliges Gespräch führt, dann sähe das ungefähr so aus.
Möglichkeit 1: Sprich die ganze Zeit nur über Dich selbst, am besten möglichst belanglos, oder aber als endlose Folge von Beschwerden über andere Leute und wie doof die sind, oder lobe Dich die ganze Zeit selbst, oder erzähle mir (noch besser!) die ganze Zeit davon, was andere über Dich sagen, wie toll Du bist. Super, das kann man abendfüllend machen und ich finde das garantiert sehr schnell langweilig. Und zwar auch dann, wenn Du wirklich eine ganz tolle Person bist. Das möchte ich nämlich lieber in einem interessanten Gespräch herausfinden, an dem ich auch aktiv teilnehme und nicht nur ein Gegenüber bin, dessen einzige Aufgabe es ist, begeistert zu gucken und zu nicken oder „Nein, wirklich!?“ zu rufen.
Möglichkeit 2: Sag möglichst wenig, stelle keine Fragen und gucke am besten noch ständig auf Dein Handy. Wenn ich Fragen stelle, dann gib möglichst kurze und nichtssagende Antworten und frage auf keinen Fall zurück, damit das Gespräch bestimmt nicht in Gang kommt. Da ich dann ja merke, dass Du nicht so viel reden möchtest und mich anscheinend auch nicht so interessant wie Dein Handy findest, schaue ich freundlich in die Gegend und nerve Dich nicht weiter.
Liest sich nicht so, als würden Leute das ständig machen, oder? Passiert aber erschreckend oft. Und es gibt einfach nicht so viele Leute, die so spannend und unterhaltsam sind, dass man ihnen stundenlang einfach nur zuhören möchte und es ok findet, gar nicht wirklich Teil des Gesprächs zu sein. Und das sage ich, obwohl ich wirklich gern zuhöre und Fragen stelle. In einer größeren Runde ist auch gar nicht schlimm, wenn da manche Leute nicht so viel sagen. Aber da nervt es gewaltig, wenn jemand ständig das Wort an sich reißt, immer nur über sich selbst redet und die anderen nur als Kulisse benutzt, quasi als Publikum. Kennen Sie solche Leute? Sind Sie vielleicht manchmal selbst so und fühlen sich ertappt? Das kann vorübergehend total unterhaltsam sein, aber halt nicht ständig. Und in einer Zweiersituation fühlt man sich dann sich dann irgendwann zugetextet und austauschbar. Wenn ich nur zuhören möchte, dann höre ich Podcast oder gehe zu einer Podisumsdiskussion. Aber wenn es eine Gesprächssituation ist, dann möchte ich bitte nicht die ganze Zeit gelangweilt werden. Ist ja auch völlig ok, zu sagen „Ich möchte mich gerade nicht unterhalten.“. Hab ich letztens erst gemacht, ganz freundlich (weil ich lieber Podcast hören wollte), da hat der Typ sich halt auf eine andere Parkbank gesetzt.