Oder: Knapp vorbei, aber das macht nichts.
Heute war der zweite Teil einer Weiterbildung, die auch schon Auslöser für den letzten Blogbeitrag war. Die „30 Sekunden“-Hausaufgabe. Übrigens hatten alle anderen Teilnehmer:innen das etwas anders verstanden als ich und haben sich als Wissenschaftler:in vorgestellt. 🙂
Naja, ich hatte mir ja vorher überlegt, es sportlich zu nehmen und mal zu gucken, was passiert. Die Runde ist sehr sympathisch, die Arbeitsatmosphäre angenehm, da habe ich wenig Angst vor Fehlern oder Missverständnissen. Etwas irritiert war ich am ersten Tag trotzdem, weil der Einstieg ander lief als erwartet. Das Überrumpeln hatte bestimmt Methode und war geplant und durchdacht, trotzdem fand ich es unangenehm. Später gab es auch noch eine unangenehme Gesprächssituation, und ich fand, dass manche Fragen oder Bemerkungen es verdient hätten, dass man kurz stehen bleibt im Programm und das erst mal bespricht. Oder vertagt (und dann aber konkret aufgreift.) Auch geht das, was besprochen und geübt wird, ein wenig an meinen Bedürfnissen bei dem Thema vorbei. Das ist nicht schlimm und auch nicht das Problem derer, die das anbieten und moderieren, hat aber trotzdem bei mir für gemischte Gefühle gesorgt. Auch heute, am zweiten Tag, dachte ich mehrmals, dass es nicht ganz passt, zu mir und dem, was ich hier lernen wollte. Oder vielleicht doch?
Es kommt vor, dass man sich für eine Veranstaltung anmeldet und dann merkt, dass es menschlich oder inhaltlich nicht passt. Das ist hier aber nicht so. Es ist eher ein „anders als erwartet“, und ich musste erstaunlich lange nachdenken und innerlich sortieren, was genau ich anders erwartet hatte, was mich stört, ob ich dazu etwas sage, wenn wir um Rückmeldungen gebeten werden… Nachdem ich meine Irritation einmal angemerkt hatte und darauf nicht reagiert wurde, habe ich beschlossen, dass es schon ok ist. Viele der Inhalte sind spannend, ich lerne viel, auch wenn nicht alles ganz genau passt. Die anderen Teilnehmer:innen sind wirklich toll und wir haben viel Spaß. Es geht schlicht nicht darum, ob es exakt zu meinen Erwartungen passt!
Hat ein bisschen gedauert, aber mit dieser Einstellung konnte ich mich entspannen und einfach sagen: Das, was passt, nehme ich mit, und das andere lasse ich dort. Das passt vielleicht für die anderen. Wenn ich mit einer Frage oder einem Arbeitsauftrag nichts anfangen kann, dann suche ich nach irgend einer interessanten Facette. Nach dem Motto „Challenge accepted!“. Das ist echt anstrengend, aber auf diese Weise lerne ich richtig viel und es wäre doch schade, diese Gelegenheit zu verpassen, nur weil ich mir die Weiterbildung anders vorgestellt habe! Ich vermute also, dass ich am Ende auf mehreren Ebenen dankbar für diese Erfahrung sein werde, denn ich habe wieder etwas über mich gelernt und nebenbei noch tolle Leute kennengelernt, die ich in meinem Fachkontext wahrscheinlich nicht getroffen hätte.
Jetzt frage ich mich natürlich, wo noch es sich lohnt, dranzubleiben, auch wenn es nicht ganz passt. In manch einem langweiligen Vortrag kommt am Ende noch eine überraschend originelle Einsicht. Oder mitten in einer ansonsten nervigen Veranstaltung kommt plötzlich eine Person mit einem Redebeitrag und ich denke „Wow, gut, dass ich noch dabei bin!“.
Geht Ihnen das auch so? Und sind Sie in der Lage, für sich etwas Nützliches und Positives mitzunehmen, auch wenn das Angebot nicht ganz passt? Oder neigen Sie dazu, schnell zu entscheiden, dass es nicht passt und Sie Ihre Zeit dann lieber anders verbringen wollen? Dafür gibt es immerhin auch gute Argumente…