Schlechte Tage

Da haben wir den Salat: Schlecht geschlafen, der Arbeitstag beginnt mit einem nervigen Telefonat oder der erste Termin dauert länger als erwartet und bringt den Zeitplan durcheinander. Nachmittags hat man endlich mal eine Pause zum Durchatmen und sieht, dass in der Zwischenzeit 50 E-Mails gekommen sind. Irgendwie ist den ganzen Tag lang der Wurm drin. Und dann? Schlimmstenfalls bleibt das Gefühl den ganzen Tag lang mies, nichts klappt, man ist vielleicht noch unfreundlich zu den Kolleg*innen (die evtl. gar nichts dafür können) und fährt völlig genervt nach Hause. Die Gefahr ist groß, dass man sich weiter ärgert, schlecht schläft und dann mehrere Tage lang in so einer Stimmung feststeckt.

Das muss aber nicht so sein. Ich hab nach wie vor miese Tage, habe aber inzwischen ein paar Strategien, um anders damit umzugehen und mich nicht grundlos tagelang über Dinge zu ärgern. Ein paar meiner Erfahrungen möchte ich teilen.

  1. „Dann ist es jetzt halt so.“ Erstaunlich, was passiert, wenn ich diesen Satz zu mir selbst sage, vielleicht noch ergänzt um ein „Ah, das ist doof und ärgerlich“. Wenn ich ausspreche, dass ich mich ärgere oder genervt bin, dann hilft das schon. Und wenn der Ärger da ist, dann sage ich mir „Ist jetzt halt so. Dann ärgerst Du Dich jetzt.“ Und schwupp, ist es nicht mehr so schlimm. Manchmal wird der Ärger oder Frust schlimmer (oft unerwartet), wenn wir ihn unterdrücken und nicht wenigstens mal kurz anschauen und sagen „Hallo, alles klar, ich hab Dich gesehen.“ Noch stärker wird es, wenn ich mir sage „Ok, das ist jetzt richtig ärgerlich und total verständlich, dass Du davon genervt bist.“ Dann ärgere ich mich kurz richtig doll, und danach geht es weiter mit „So isses jetzt, also wie weiter?“
  2. „Einmal drüber schlafen, dann ist es ok.“ Egal, wie genervt oder frustriert ich bin, es ist ganz häufig am nächsten Tag viel besser. Oder ganz weg und ich lache darüber. Riesenärger, ich könnte in die Luft gehen (Passiert nicht so oft!) und denke eine Stunde später „Ach naja, klärt sich schon.“ Der Witz ist: Wenn ich mir selbst sage, dass der Ärger jetzt zwar berechtigt ist, aber dass er wahrscheinlich in kurzer Zeit, spätestens morgen, wieder weg ist, dann verkrümelt er sich fast von allein. Also: Tief durchatmen und „Ja, ich ärgere mich, aber morgen ist es wieder ok. Das war bisher ja auch immer so.“
  3. Lachen. Herbert Grönemeyer singt „Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht“, und an manchen Tagen ist das mein Motto. Manchmal bin ich morgens um 7 schon so genervt von einer E-Mail, einem Anruf oder einer blöden Bemerkung, dass ich in die Tischkante beißen möchte. Wenn die Auswahl ist, in die Luft zu gehen, zu schreien, zu weinen oder in die Tischkante zu beißen, dann lache ich. Oft. Klappt auch in Gesellschaft.

Manchmal ist es einfach ganz schlimm. Projektantrag abgelehnt, Vertrag nicht verlängert, Fehler im Beweis gefunden, wodurch ein Jahr Arbeit auf einmal wacklig ist. Dann wird es vielleicht auch nicht am nächsten Tag besser. Bei mir funktionieren Abendrituale (Dinge aufschreiben, Bewegung, Lesen vor dem Schlafengehen), um das schlechte Gefühl ein wenig abzuschütteln und halbwegs gut zu schlafen. Manchmal hilft es auch, vom richtigen Menschen ganz doll geknuddelt zu werden. Die Frage ist also: Was hilft bei Ihnen?

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