Diversität und Differenzierung im Fremdsprachenunterricht

Unterrichtsvorschläge für einen diversitätssensiblen und mediengestützten Fremdsprachenunterricht

Ma maison de rêve – sozioökonomischer Hintergrund

Quelle: https://www.hillerschule-bietigheim.de/2018/03/05/projekt-traumhaus/

Unterrichtsreihe

Diversitätsmerkmal

Unterrichtsstunde

Material und Literatur

Unterrichtsreihe

Unsere Doppelstunde ist Teil der Unterrichtsreihe «Ma maison de rêve». Die insgesamt 5 Unterrichtsstunden (à 90 Minuten) sind darauf ausgelegt, dass die SuS in der letzten Stunde einen selbst erstellten Entwurf ihres Traumhauses/ihrer Traumwohnung unter Berücksichtigung von festgelegten Merkmalen mündlich präsentieren können.

Dazu wird zu Beginn wichtiges Vokabular zu den üblichen Räumen innerhalb einer Wohnung, einzelnen Möbelstücken sowie dem Garten und der näheren Umgebung der Wohnung eingeführt. In der zweiten Unterrichtsstunde werden Präpositionen wiederholt, um Orte genauer beschreiben zu können. Gegebenenfalls werden noch fehlende Vokabeln erläutert und im Leseverständnis und Schreiben gesichert.

Unsere Unterrichtsstunde bildet die dritte Einheit und fördert vor allem das Sprechen, einerseits in Bezug auf die Aussprache einzelner, noch relativ neuer Vokabeln, andererseits aber auch bei der Verwendung in ganzen Sätzen und Dialogen. Das erworbene Wissen wird um weitere sprachliche Mittel erweitert und dient der mündlichen Vorbereitung auf die abschließende Präsentation.

Die vierte Unterrichtseinheit dient als Möglichkeit, einen eigenen Entwurf eines Hauses oder einer Wohnung zu gestalten. Dazu werden den Gruppen per Zufallsprinzip verschiedene familiäre und wohnsitzbezogene Situationen zugeteilt (A – Mutter, Vater, Kind, 3-Raum-Wohnung mit Balkon, B – Mutter und 3 Kinder, Einfamilienhaus mit Garten, …), welche es nach eigenen Vorstellungen zu gestalten gilt. Das gewählte Medium (Poster, Präsentation, Videospielbezug) kann dabei frei gewählt werden. Die LK wirkt unterstützend und koordiniert die zeitlichen Abläufe.

Die letzte Stunde wird hauptsächlich zum Präsentieren der Arbeitsergebnisse genutzt, ggf. bekommen die Gruppen vorher nochmal Zeit um ihre Präsentation abschließend vorzubereiten.

Diversitätsmerkmal „sozioökonomischer Hintergrund“

Der Diversitätsaspekt „sozioökonomischer Hintergrund“ spielt in der Schule eine große Rolle. Aus dem sozialwissenschaftlichen Forschungsstand sind wichtige Forderungen an die Bildungseinrichtungen herauszulesen (vgl. Reich). In der Schule treffen viele unterschiedliche Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Hintergründe aufeinander. Als Schule, aber auch als einzelne Lehrkraft hat man einen Einfluss darauf, welche Laufbahn die SuS einschlagen werden und welche Faktoren dabei ausschlaggebend sind (vgl. Ditton). Der Bildungserfolg ist in Deutschland stark an die soziale Herkunft gekoppelt und die Lehrkräfte sollten diese frühe gesellschaftliche Spaltung nicht unterstützen, sondern besonders unprivilegierten SuS ihr Potenzial und die daraus resultierenden Chancen vor Augen führen. Ein erstes Ziel wäre, den Kindern und Jugendlichen nicht schon früh die Augen vor der Realität zuzuhalten, sondern stattdessen mehr soziale Realität in den Unterricht einzubinden (vgl. Reich).

Das Thema Traumwohnung/ Haus, das wir in dieser Unterrichtsreihe behandeln, knüpft sehr stark an die sozioökonomischen Hintergründe der SuS an. Die Lehrkraft könnte hier ein Bild einer Wohnung oder eines Hauses und der darin wohnenden Familie vermitteln, dass bspw. sehr heteronormativ ist und das dafür sorgt, dass SuS, die in anderen Verhältnissen aufwachsen, dadurch von sich selbst und/oder anderen stigmatisiert werden. Beispiele dafür wären zum Beispiel SuS, die nur mit einem Elternteil in einer kleinen Wohnung aufwachsen, oder sich mit sehr vielen Geschwistern ihr Zimmer teilen müssen, oder SuS, die mit zwei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen. Um die soziale Realität zu fördern, haben wir uns dazu entschieden, als Beispiele unterschiedliche Familien- und Wohnungsbilder zu zeigen. Für das Traumhaus ziehen die SuS Zettel mit beschriebenen familiären Angaben und Wohnung/-Haus-Angaben (z.B. drei Geschwister und kleine Wohnung), damit sie lernen, sich in andere Lebensumstände hineinzuversetzen.

Beschreibung der Stunde

Nach der Begrüßung werden die Vokabeln zum Thema „Qu’est-ce qu’il y a dans les pièces?“ wiederholt. Gelernt wurden neben den unterschiedlichen Zimmern (le couloir, la chambre, la cuisine, la salle de bains und le salon) auch die typischen Gegenstände, die sich in diesen Zimmern befinden. Die Liste befindet sich in der Handreichung im Anhang unten. Zur Wiederholung wird die Website https://mind-map-online.de genutzt. Die LK sollte hier nur zur Sammlung beitragen und möglichst keine Worte vorsagen.

Beispiel für Mindmap

Damit anschließend jede/r Schüler/in die Vokabeln in ihrem/seinen Hefter hat, sollen für die Sicherung der Einheit die Wörter aus der Mindmap in die Räume eingeordnet werden. Dafür wird das AB 1 Qu’est-ce qu’il y a dans les pièces ausgeteilt und die SuS sollen nun die Wörter den richtigen Räumen zuordnen.

Bei der Hörverstehensaufgabe im Anschluss geht es um zwei Schwestern. Die kleine Schwester fragt beim Packen ihres Koffers die größere Schwester nach etlichen Dingen, die sie nicht findet. Die Gegenstände wie „bouteille“ oder „cahier“ sind ebenfalls ältere Vokabeln aus vorherigen Stunden, die bekannt sein sollten und nun reaktiviert werden. Wenn die SuS sich bereits sicher mit den Vokabeln fühlen, können sie das AB 2.1. Où sont mes affaires?  – choix multiple auswählen. Wenn sie allerdings noch etwas unsicher sind, dann bekommen sie das leichtere AB 2.2. Où sont mes affaires? – flèches. Beide AB sind im Anhang enthalten. Die SuS suchen sich durch Einschätzen der eigenen Fähigkeiten entweder AB 2.1. oder 2.2. vorne am Lehrer:innentisch aus und hören darauf das Audio, das wir aufgenommen haben, zweimal.

Im Anschluss an eine kurze Pause leitet die Lehrkraft die Spielphase ein. Hier soll in Partnerarbeit nach dem Prinzip des Brettspiels “Schiffe versenken” das Sprechen geübt werden. Dazu erhalten alle Paare zwei jeweils identische Arbeitsblätter mit Grundrissen (AB 3. La bataille des meubles), sowie 5 (oder mehr) kleine Abbildungen oder Gegenstände, die es im eigenen Grundriss zu “verstecken” gilt. Diese befinden sich auf einem dazugehörigen AB zum Ausschneiden. Zwischen den Spielenden werden im besten Fall kleine Trennwände errichtet, damit der eigene Grundriss nicht von der Gegenpartei einzusehen ist. Nun verstecken die SuS ihre Gegenstände im Grundriss und versuchen durch gegenseitiges Fragen und Antworten im Dialog herauszufinden, wo die gegenstände versteckt wurden. Ein Spieler kann dabei beispielsweise anfangen und fragen «Tes chaussures sont dans le salon?». Wird die Frage bejaht, darf der Spieler eine weitere Frage stellen, wird die Frage verneint, ist wiederum der Mitspieler/die Mitspielerin dran. Es gilt, alle Gegenstände der Gegenpartei durch Entscheidungsfragen (Ja/Nein) zu finden. Zur Unterstützung können vorgegebene Satzstrukturen (siehe Scaffolding in der Handreichung) herangezogen werden. Wer zuerst alle Gegenstände gefunden hat, gewinnt und wird dann durch die Lehrkraft nach Ende des Spiels mit einem anderen Schüler oder Schülerin einem neuen Spiel zugeordnet. So werden mündlich Vokabeln wiederholt sowie neue Redewendungen aus der vorherigen Aufgabe geübt, das dialogische Vorgehen ermöglicht einen Konversationscharakter.

Abschließend spielt die gesamte Lerngruppe, moderiert durch die Lehrkraft das 4-Ecken-Spiel im Klassenraum. Dazu nutzt die Lehrkraft vorbereitete Folien, auf denen jeweils eine Frage und Abbildungen verschiedener Gegenstände zu sehen sind. Jedem Gegenstand wird ein Buchstabe zugeordnet, welcher vorher in einer Ecke des Klassenraums angebracht wird. Im Laufe des Spiels müssen die SuS sich von Frage zu Frage für eine Antwortmöglichkeit (A, B, C oder D …) entscheiden und demnach im Raum positionieren. In dieser Phase werden Begriffe von der Lehrkraft genannt, die für die weiterführenden Stunden von Nutzen sein könnten. Inhaltlich wird Bezug auf bestimmte Einrichtungsweisen oder Merkmale von Häusern/Wohnungen genommen, zwischen denen es sich zu entscheiden gilt (Beispiel: «Qu’est-ce que tu préfères : un balcon, une terrasse, un cinéma à domicile ou une piscine ?»). Die SuS bekommen kurz Zeit, um sich zu positionieren und werden anschließend aufgefordert, innerhalb ihrer Gruppe mindestens ein Argument für ihre Entscheidung festzulegen. Dieses soll anschließend von einer Person aus der Gruppe in mindestens einem Satz vorgetragen werden. In dieser Phase wird das Hör-Leseverstehen angesprochen, da die Lehrkraft die Fragen vorliest und damit die Gegenstände auf den Bildern vorstellt, am Ende werden die SuS aber in Gruppen sowie beim Vorstellen des Argumentes im Sprechen gefördert und nach Bedarf auch korrigiert.

Als didaktische Reserve gibt es die Möglichkeit, den SuS vom Vorhaben in den nächsten beiden Unterrichtseinheiten zu berichten und ihnen dabei die Seite https://www.languageguide.org/französisch/vokabeln/vorzustellen, auf welcher sie sich selbstständig oder in Partnerarbeit nach eventuell benötigtem neuen Vokabular umschauen und erste Kontakte mit der Aussprache sammeln können.

Material

Literatur

Ditton, Hartmut (2010): Schullaufbahnen und soziale Herkunft – Leistung oder soziale Diskriminierung?, in: Aufenanger, Stefan u.a. (Hrsg.): Bildung in der Demokratie, Opladen, Barbara Budrich, S. 79-98.

Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt (2022): Fachlehrplan Gymnasium Französisch, Magdeburg.  

Reich, Kersten (2012): Inklusion und Bildungsgerechtigkeit, Weinheim / Basel, Beltz, S. 58-68.

von Eva Widmaier & Sophie Borcherd

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