Diversität und Differenzierung im Fremdsprachenunterricht

Unterrichtsvorschläge für einen diversitätssensiblen und mediengestützten Fremdsprachenunterricht

Los animales y mascotas – LRS

Unterrichtsreihe

Diversitätsmerkmal

Unterrichtsstunde

Material und Literatur

Unterrichtsreihe

Die Unterrichtseinheit könnte im Spanischunterricht einer 7./8. Klassenstufe gehalten werden und würde den Einstieg in das Thema der Tiere und Tierbeschreibungen bilden. Vorher wurde im Unterricht bereits auf die eigene Person und Familie der SuS eingegangen, unter Einbezug der Haustiere, wobei die SuS mit einigen der Haustierbegriffe wie „el perro“ und „el gato“ bereits bekannt gemacht wurden. Am Ende der Unterrichtsreihe beziehungsweise des Halbjahres soll eine individuelle Präsentation der Schüler über ihre eigene Person, Familie; Hobbys, Vorlieben und Interessen stehen, wobei das Beschreiben von Personen/Objekten und Tieren eine Rolle spielen kann.

Diversitätsmerkmal

Über eine Definition der Begriffe Lese-Rechtschreib-Störung bzw. Legasthenie herrscht in der Literatur noch keine interdisziplinäre Einigkeit. Einige Autoren fordern jedoch die Änderung des Begriffes Lese-Rechtschreib-Störung in die Bezeichnung Lese-Rechtschreib-Schwäche, da erstgenannter für ein zusätzliches Erschweren von Förderungsmöglichkeiten oder gar der Therapie sorge. Allgemein decken die Lese-Rechtschreib-Schwäche bzw. die Legasthenie folgende zentrale Problemfelder ab:

  • schwaches phonologisches Bewusstsein
  • Mängel beim phonologischen Rekodieren
  • schwaches Arbeitsgedächtnis
  • Schwierigkeiten beim Automatisieren von Graphem-Phonem-Korrespondenz
  • mangelnde (meta-)kognitive Strategien zum Erschließen der FS

konkrete Probleme, welche auftreten können und je nach Lerner*in variieren:

  • langsamer Leseprozess 
  • Auslassen oder Vertauschen von Buchstaben beim Schreiben
  • Auslassen oder Vertauschen von Lauten, Silben, ganzen Wörtern beim Lesen
  • Hörbar unregelmäßiger Lesefluss beim Vorlesen

In der Literatur existieren zahlreiche Diskussionen zu einer Einteilung nach Schwere der LRS oder Legasthenie wie z.B. unter den Autoren Klicpera, Schabmann, Gasteiger-Klicpera, wobei es zwischen den Begriffen jedoch zu einem fließenden Übergang kommt. Für den Fremdsprachenunterricht ist allerdings eine offenere Definition des Begriffes wie z.B. die der British Psychological Society angemessen. Diese bezieht sich im Folgenden vor allem auf die Schwierigkeiten auf der Wortebene und ist somit besonders dienlich für die Förderung einer Fremdsprache:

„Dyslexia is evident when accurate and fluent word reading and/or spelling develops very incompletely or with great difficulty. … This focuses on literacy learning at the „word level“ and implies that the problem is severe and persistent despite appropriate learning opportunities.“

Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche kann außerhalb des schulischen Kontextes durch Therapien gefördert werden, welche beispielsweise Methoden wie Karteikartensysteme, ein kontrastives Vorgehen zwischen Mutter- und Fremdsprache, das Finden von Korrespondenzregeln sowie Vor- und Nachsprechen von Wörtern beinhalten.

Innerhalb des schulischen Kontextes können folgende binnendifferenzierende Maßnahmen angewandt werden:

  • Karteikartenmethode
  • angemessene Nachteilsausgleiche (Verlängerung der Arbeitszeit, Ersatzleistungen, geringere Anforderungen in Leistungsnachweisen)
  • visuell anschauliches Arbeiten z.B. bei Einführung von Vokabular/Grammatik; Markierungen
  • Vor- und Nachsprechen
  • Arbeitsmaterialien: großer Zeichenabstand, große Schriftart, starke Strukturierung, wenige Bilder
  • Gestaltung eines kommunikativen Fremdspracheunterrichts
  • langfristig orientierte Lerntandems bzw. ruhiger Sitznachbar
  • konkrete Strategien zur Sprachanalyse z.B. Wortschatzerschließungsstrategien (kontextualisierte Wortschatzarbeit), Lesestrategien (z.B. 5-Schritt-Lesemethode), Rechtschreibstrategien, Herausstellung orthografischer Besonderheiten der FS 
  • Angebot von speziellen Aufgaben; Vermeiden von bestimmten schwierigen Aufgabentypen
  • nah an Lehrer*in sitzen; bessere Wahrnehmung von Tafelbildern und nonverbalen Zeichen

In der Planung der Stunde berücksichtigt wird der Diversitätsaspekt der Lernbehinderung, insbesondere die Lese-Rechtschreib-Schwäche, welcher von einigen Schülern der Klasse vertreten wird. Dabei handelt es sich um zwei Schüler*innen, welche einen Nachteilsausgleich durch längere Bearbeitungszeiten erhalten. Die Stundenplanung soll dies jedoch noch erweitern, indem differenzierte Arbeitsblätter erstellt und eingesetzt werden, sowie oft mit visuellen Medien gearbeitet wird.

Unterrichtsstunde

Zu Beginn der Stunde und nach der Begrüßung der SuS wird in die Thematik der „animales y mascotas“ eingeleitet. Um jedem eine Antwortmöglichkeit zu gewähren, fragt die Lehrperson offen in die Klasse, welche Tierbezeichnungen den SuS bereits bekannt sind. Die Lehrperson verweist auf eine Auswahl von Tierbildern an der Tafel, welche einigen spanischen Wörtern gegenüberstehen (AB animales und diferencias). Ziel ist es, die passenden Paare zu bilden. Dabei kann die Lehrperson zusätzlich auf Tiergeräusche oder Ähnlichkeiten zu deutschen Wörtern eingehen, um den SuS die Zuordnung zu erleichtern. Vom Nutzen der Bilder und Geräusche können so SuS mit LRS profitieren. Danach wird eine Einteilung der Tierbezeichnungen in „mascotas“ und „animales salvajes“ vorgenommen und auf die Unterschiede der Bezeichnung von lebenden Tieren und deren verarbeiteten Fleischprodukt aufmerksam gemacht.

Bevor an der Herangehensweise zu Beschreibungen gearbeitet wird, teilt die Lehrperson das Stundenziel der Erstellung einer Tierbeschreibung den SuS mit. Im Anschluss wird bereits gelerntes und bekanntes Wissen zu Farben, Nahrung und Adjektiven zur Beschreibung abgerufen, wiederholt und somit verfestigt. Dies geschieht in Partnerarbeit und wird mit einem Gespräch im Plenum beendet.
Darauf aufbauend folgt das Ansehen eines Erklärvideos (Link zum Video), welches kurz und prägnant die wichtigen Aspekte einer Tierbeschreibung vorstellt. Die visuelle Untermalung soll SuS mit Lernbehinderung helfen, das auditiv Wahrgenommene besser nachzuvollziehen. Auf Grundlage dieses Videos wurde für die SuS ein zusammenfassendes Arbeitsblatt als Merkblatt erstellt und ausgeteilt. Dieses wird nach dem Schauen des Videos besprochen, sowie unbekanntes Vokabular und andere Fragen geklärt. Daraufhin wird von der Lehrperson der Schreibauftrag einer Tierbeschreibung konkretisiert und anhand eines eigenen vorgelesenen Beispiels verdeutlicht (AB1). Beim Erwähnen von Körperteilen des Tieres oder anderen Attributen, kann zusätzlich die Vokabel mit Fingerzeig verdeutlicht werden.

Es folgt die Schreibphase der SuS, welche durch die Nutzung eines von der Lehrperson erstellten Arbeitsblattes, unterstützt wird. Dabei können sie zwischen drei differenzierten Arbeitsblättern mit verschiedenen Anforderungen wählen. Alle drei Arbeitsblätter beinhalten nützliche Phrasen und weiterführendes Vokabular zu Fischen und Vögeln, jedoch wird der eigentliche Schreibprozess differenziert:

AB2 – Differenzierung 1: nützliche Phrasen, aber freies Schreiben

AB3 – Differenzierung 2: Satzanfänge + Beispiel zu Eigenschaften/Beschaffenheit

AB4 – Differenzierung 3: Fragen umformulieren und dadurch mit Beschreibung des Tieres antworten

Dies wird vor allem zum Ausgleich der Lese-Rechtschreib-Schwächen in der Klasse gemacht, allerdings können nicht-betroffene Schüler auch nach ihren Stärken und Schwächen wählen. Während der Arbeitsphase hilft die Lehrperson und läuft durch den Raum. Denkbar wäre, diese Phase in der Umsetzung auch als eine Partnerarbeit unter Benutzung von AB4 in Lerntandems umzusetzen. So kann die Kommunikation zwischen den Schüler*innen gesteigert und durch die Arbeit in Tandems eine Entlastung der Schüler*innen mit LRS entstehen.

Nach der Erarbeitung der kurzen Texte, sollen diese der Klasse vorgestellt werden. SuS können sich freiwillig melden oder werden aufgerufen. Die Klasse hat währenddessen die Aufgabe aufmerksam zuzuhören, um im Anschluss das beschriebene Tier zu erraten. Positive Bemerkungen, aber auch Fehler werden im Anschluss durch die Lehrkraft bemerkt. Das Ratespiel kann in der nächsten Stunde fortgeführt werden.
Zum Ende der Stunde werden die SuS gebeten mindestens fünf im Unterricht neu gelernte Vokabeln in ihr Heft zu übernehmen. Für die SuS mit Lernbehinderung werden zusätzlich spezielle von der Lehrperson angefertigte Karteikarten mit Bildern ausgeteilt.

Materialien

Link zum YouTube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=bOD92mi7OiY

Literatur

Gerlach, David (2004): „Legasthenie und LRS in der Fremdsprache Englisch“, in: Schulte-Körne, G./Thomé, G. (Hrsg.): LRS – Legasthenie: interdisziplinär. Oldenburg: isb., S. 11–26.

Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt (2022): Fachlehrplan Gymnasium Spanisch, Magdeburg.  

Plötner, Kathleen (2017): „Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten, Legasthenie und Co.“, in: Französisch Heute, Heft 3, S. 20–26.

von Julia Anita Rothe & Chiara Osgart

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