RSS-Feed abonnieren

Passwort vergessen?

v Anmelden

US-Wahl 2010

2. Nov 2010

Lektüren: „Herding Donkeys“

Verfasst von

Pünktlich zur heutigen Kongresswahl 2010 ist in den USA ein Buch erschienen, das die Erfolgsgeschichte der demokratischen Partei in der letzten Dekade nachzeichnet. Im Jahre 2006 übernahmen die Demokraten erstmals seit 1994 wieder die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Dass dieser Wahlerfolg nicht von ungefähr kam, illustriert das Buch „Herding Donkeys“ von Ari Berman auf eindrucksvolle Weise. Es zeichnet die Geschichte seit der Wahlniederlage Gores im Jahr 2000 hinter den Kulissen nach und zeigt, dass der Erfolg der Demokraten nicht erst mit einem Präsidentschaftskandidaten namens Barack Obama begann.

Vor allem handelt das Buch von Howard Dean, seines Zeichens früherer Gouverneur von Vermont und Präsidentschaftskandidat 2004, bevor er in den Vorwahlen von John Kerry ausgestochen wurde. Aber zwei Dinge hat Dean bereits damals beispielhaft implementiert, auf die Obama 2008 zurückgreifen konnte: zum einen die Rolle des Internets in Wahlkämpfen und zum anderen die Umsetzung der Fünfzig-Staaten-Strategie. Ausführlich beschreibt Berman den Wahlkampf 2004, Deans anschließende Bemühungen, die Strukturen der demokratischen Partei zu modernisieren, die Auseinandersetzungnzwischen Hillary Clinton und Barack Obama und schließlich die Wahl Obamas zum 44. US-Präsidenten. Dabei profitierte letzterer von Deans Bemühungen, mit der Parteiorganisation und dem Wahlkampf in allen 50 Bundesstaaten – quasi auf Graswurzelebene („grassroots“) – vertreten zu sein und sich nicht auf nur wenige „demokratische“ Bundesstaaten zu beschränken, wie es Gore noch 2000 versucht hatte und gescheitert war. Mit einem Mal konnte Obama 2008 Bundesstaaten gewinnen, die zuvor teilweise seit Jahrzehnten nicht von demokratischen Präsidentschaftskandidaten gewonnen werden konnten.

Das Buch wird nicht zuletzt dadurch äußerst lesenswert, dass Berman großartige Geschichten und Anekdoten erzählen kann, ohne dass er mit diesen zu weit von seiner eigentlichen Argumentation abschweifen muss. Offen ist, ob diese Erfolgsgeschichte mit dem heutigen Tag eine Unterbrechung oder gar ein vorläufiges Ende findet und/oder ob die demokratische Partei bei der Präsidentschaftswahl 2012 an die von Berman beschriebenen Erfolge anknüpfen kann.

Ari Berman: „Herding Donkeys. The Fight to Rebuild the Democratic Party and Reshape American Politics“, New York 2010, 294 Seiten, $26,00.

Das Buch hat übrigens eine eigene Internetseite.

2. Nov 2010

Jon Stewart mischt die Tea Party auf

Verfasst von

Keine Frage, Jon Stewart gehört mit zum Besten, was das amerikanische Fernsehen derzeit zu bieten hat. Mit seiner Daily Show persifliert er die aktuelle Nachrichtenlage so gut, dass ein nicht zu unterschätzender Bevölkerungsanteil der Amerikaner davon überzeugt ist, bei der Daily Show handele es sich um „richtige“ Nachrichten. Im Juli 2009 wurde Stewart von den Lesern der Online-Ausgabe des TIME-Magazines (nach dem Tod von Walter Cronkite) zum „most trusted newscaster“ gewählt und dies noch vor so journalistischen Größen wie Charlie Gibson oder Brian Williams. Dabei will Stewart nichts weiter als den traditionellen Medien einen Spiegel vorhalten, weil sie seiner Ansicht nach nicht ihrer eigentlichen Aufgabe der kritischen Berichterstattung nachkommen (die Berichterstattung zur Wahl am heutigen Dienstag heißt in der Daily Show konsequent „Indecision 2010“).

Lieblingsgegner Stewarts ist seit jeher der konservative Nachrichtenkanal Fox News und der vermutlich noch konservativere Fernsehkommentator Glenn Beck (ein ausführliches Porträt Becks finden Sie übrigens in der Berliner Zeitung). Als nun vor einigen Wochen die Tea Party zur „Rally to Restore Honor“ nach Washington lud und 100.000 Menschen zusammenkamen, um gegen die aktuelle Regierung zu demonstrieren, ließ es sich Stewart nicht nehmen, diesen Marsch zu karikieren und ebenfalls zu einem Marsch nach Washington einzuladen, der am vergangenen Wochenende stattfand (inklusive einer eigenen iPhone-App und aktuellen Twitter-Updates). „Rallye to Restore Sanity and/or Fear“ nannte er sein nicht ganz ernst gemeintes Unternehmen, und dass weit weniger Leute zusammen kamen als bei der Tea Party, tat der Stimmung keinen Abbruch.

Die 55 lustigsten Plakate vom Wochenende können Sie übrigens hier sehen.

1. Nov 2010

Die Kongresswahl im Überblick: was steht auf dem Spiel?

Verfasst von

Olivia Schöller von der Berliner Zeitung gehört zu den besten Amerika-Kennern im Lande, und in der morgigen Ausgabe der Zeitung beschreibt sie den aktuellen Stand von Wahl und Wahlkampf in den USA, rechtzeitig vor dem Wahlgang am morgigen Dienstag (wobei nicht zu vergessen ist, dass es in 23 Staaten das so genannte Early Voting gibt, bei dem bereits Wochen vor dem Stichtag abgestimmt werden kann). Zugleich richtet Olivia Schöller den Blick auf die Rolle von Präsident Barack Obama in dieser Wahl, dessen Bilanz nach zwei Jahren im Weißen Haus sowie nach dessen Zukunft mit Blick auf die nächste Präsidentschaftswahl 2012. Alles Wissenswerte rund um die Wahl finden Sie hier.

Zahlen, Zahlen und nichts als Zahlen finden Sie übrigens in Nate Silvers Blog FiveThirtyEight.

Etwas systematischer geht der Politikwissenschaftler Peter Lösche in einem Beitrag für die Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung die Sache an. Der Aufsatz war zugleich vor einigen Jahren im USA-Heft der Informationen zur politischen Bildung enthalten und ist nach wie vor lesenswert.

Und schließlich findet sich im aktuellen Cicero-Heft (Oktober-Ausgabe) ein Artikel des amerikanischen Journalisten William Drozdiak über die Kongresswahl.

1. Nov 2010

US-Kongresswahl: die Blog-Prognose

Verfasst von

Es ist nur eine (begründete) Vermutung, aber die Kongresswahl könnte unseres Erachtens wie folgt ausgehen:

– im Repräsentantenhaus verlieren die Demokraten 57 Sitze an die Republikaner, fünf mehr als beim Erdrutschsieg im Jahre 1994.

– im Senat verlieren die Demokraten ebenfalls an Mandaten, können aber ihre Mehrheit knapp behaupten. Wenn der neue Kongress Anfang Januar 2011 zusammentritt, kommen die Demokraten gemeinsam mit den Independents, die sich für gewöhnlich der Demokratischen Fraktion anschließen, auf 52 Sitze, die Republikaner auf 48.

Wer bietet andere Zahlen??

1. Nov 2010

Kongresswahl im deutschen Fernsehen

Verfasst von

Wenn in der Nacht zu Mittwoch die Wahllokale in den amerikanischen Bundesstaaten nach und nach schließen, kann man auch im deutschen Fernsehen live dabei sein. ARD, ZDF und Phoenix werden die Wahl die Nacht hindurch begleiten. Dabei kann es theoretisch lange dauern, bis ein vorläufiges amtliches Endergebnis feststeht, insbesondere im Senat könnte es am Ende auf einen einzigen Sitz ankommen, der über Mehrheit oder Minderheit der eigenen Partei entscheidet. Das Online-Angebot des Berliner Tagesspiegel gibt einen Überblick über die deutschen bzw. deutschsprachigen Aktivitäten zur US-Wahl.

25. Okt 2010

TV-Tipps (14)

Verfasst von

Anfang November 2010 jährt sich die Wahl Barack Obamas zum 44. US-Präsidenten zum zweiten Mal. Der Fernsehsender ARTE nutzt dieses Ereignis zu einem Rückblick unter dem Motto „United States of Obama“. Zwei französische Journalisten reisen am Vorabend der Kongresswahl am 2. November 2010 mit dem Zug vom Golf von Mexiko nach Chicago, quasi einmal quer durch das Land, und berichten davon, welche Wahlkampfthemen Obamas noch aktuell sind und wie er sich in den letzten 24 Monaten geschlagen hat.

United States of Obama
Ein Dokumentarfilm von Emmanuel Leconte & Franck Guérin, Frankreich, 2010, 48 Minuten; Dienstag, 26. Oktober 2010 um 21.25 Uhr, Wiederholung am Donnerstag 4. November um 10.25 Uhr.

25. Okt 2010

Mit der Knarre nach D.C.: Skurrile Kandidaten und absurde Fernsehspots im US-Wahlkampf

Verfasst von

Man kann das Ganze natürlich populärwissenschaftlich angehen und sagen: die Amis ticken eben anders. Man kann aber auch als Politikwissenschaftler an die Sache herangehen und mit unterschiedlichen Funktionslogiken der jeweiligen politischen Systeme argumentieren und auf die jeweils eigene Rolle von Medien und Parteien verweisen: so sind es bei uns vor allem die politischen Parteien, die ein faktisches Monopol bei der Kandidatenaufstellung haben, zumindest auf Bundes- und Landesebene. In den USA ist derjenige der Kandidat, der sich in der Vorwahl durchsetzt, und antreten können bei den Vorwahlen alle, die sich der Partei zugehörig fühlen und ein paar Unterschriften präsentieren können. Auf jeden Fall sind in US-Wahlkämpfen, und im Kongresswahlkampf 2010 in besonderem Maße, absurde Wahlwerbespots und skurrile Kandidaten – nun ja, nicht wirklich an der Tagesordnung, aber immerhin nicht selten.

Eine kleine Übersicht über skurrile Kandidaten im US-Wahlkampf finden Sie hier auf den Seiten der Süddeutschen Zeitung. Und SPIEGEL Online präsentiert hier die abstrusesten Wahlwerbespots. Viel Vergnügen!

24. Okt 2010

Marco Rubio Goes To Washington

Verfasst von

Die Tea Party Bewegung schickt bei der US-Kongresswahl am 2. November 2010 viele Kandidaten ins Rennen, Marco Rubio (39) ist einer von ihnen. In Florida will er zum neuen Senator des Bundesstaates in Washington gewählt werden. Derzeit liegt der Republikaner weit vor seinem Gegenkandidaten von den Demokraten. Keine Chance dürfte auch Charlie Crist haben, langjähriger Gouverneur in Florida und ebenfalls Republikaner. Er unterlag als politisch moderater Politiker Rubio in der Vorwahl und tritt im November als unabhängiger Kandidat an.

Bis vor kurzem galt Crist noch als populärster Politiker Floridas und war 2008 lange Zeit Favorit auf den Posten des Vizepräsidentschaftskandidaten unter John McCain. Aber Florida, von der aktuellen Wirtschaftskrise hart getroffen, ist inzwischen einer der Bundesstaaten, in denen die Tea Party zu einer einflussreichen politischen Kraft angewachsen ist. Am Beispiel Marco Rubio kann man die Tea Party Bewegung und deren Erfolg gut studieren. Genau dies tut der Washington-Korrespondent der FAZ, Mathias Rüb, und berichtet auf deren Webseiten aus Florida.

24. Okt 2010

Lektüren: „Mudslingers“

Verfasst von

Dieses Buch ist immer lesenswert, aber wenige Tage vor der US-Kongresswahl 2010 ist es das in ganz besonderem Maße: „Mudslingers“ des amerikanischen Politologen Kerwin Swint präsentiert die 25 schmutzigsten, skurrilsten und erinnerungswürdigsten Wahlkämpfe der letzten 220 Jahre. Dabei fallen zwei Dinge auf: schmutzige Wahlkampagnen gab es erstens immer schon, sie sind keine Erfindung der letzten Jahrzehnte. Der chronologisch erste Wahlkampf, der im Buch auf Platz 5 Berücksichtigung findet, ist der Präsidentschaftswahlkampf zwischen Thomas Jefferson und John Adams im Jahre 1800. Und zweitens sind sie auf allen politischen Ebenen zu finden: in Präsidentschafts- und in  Kongresswahlen ebenso wie in Gouverneurs- und Bürgermeisterwahlen. Die „üblichen Verdächtigen“ sind natürlich mit dabei: Richard Nixon, George W. Bush, Lyndon Johnson, Jesse Helms, Rudi Giuliani und Oliver North. Auf Platz 1 landet übrigens die Gouverneurs-Vorwahl der Demokraten in Alabama im Jahr 1970 zwischen George Wallace und Albert Brewer – wobei die Auswahl, Reihenfolge und Gewichtung der 25 Duelle sicher zu Diskussionen einlädt.

Kerwin C. Swint: „Mudslingers. The Twenty-Five Dirtiest Campaigns of All Time“, New York/London 2008, 258 Seiten, $12,95.

20. Okt 2010

Kampf um Las Vegas: Senatswahl in Nevada

Verfasst von

Eines der spannendsten Wahlduelle im amerikanischen Kongresswahlkampf spielt sich in Nevada ab, wo sich der Mehrheitsführer (so eine Art Fraktionsvorsitzender) der Demokraten im Senat, Harry Reid, gegen eine von der Tea Party unterstützten Kandidatin namens Sharron Angle behaupten muss. In den Umfragen liegen beide derzeit gleichauf, aber sollte es den Republikanern gelingen, mit Harry Reid einen der prominentesten demokratischen Politiker aus dem Amt zu bringen, wäre das fast eine Sensation. Er wäre allerdings nicht der erste hochrangige Politiker, der bei seiner Wiederwahl scheitert. Im Jahre 1994, als die Republikaner nach mehr als 40 Jahren das Repräsentantenhaus wieder übernahmen, erwischte es den damaligen Speaker (sprich: Parlamentspräsidenten) Tom Foley (D). Er verlor seinen Wahlkreis im Bundesstaat Washington und kehrte nicht mehr nach Washington zurück. Er war damit der erste nicht wieder gewählte Speaker des Kongresses seit 1860. US-Präsident Clinton hat ihn später zum US-Botschafter in Japan berufen.

Im Internetangebot der Tagesschau finden Sie einen Artikel über das Duell Reid-Angle. In dieser Woche widmet sich übrigens auch der New Yorker diesem Duell. Die ausführliche Reportage ist hier zu finden.


Letzte Kommentare