Die 2024 mit dem Deutschen Sachbuchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Studie der Bielefelder Historikerin Christina Morina analysiert in Bürgerbriefen an den Bundespräsidenten oder die Gemeinsame Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat sowie in Flugschriften und Privatbriefen an Bürgerrechtsgruppen demokratische Vorstellungen und Ideen der west- wie der ostdeutschen Bevölkerung vor und während der Wendezeit. Damit gelingt der Historikerin eine Demokratiegeschichte „von unten“, die bisherige Revolutionserzählungen um die spezifischen Perspektiven und Fragen jener Tage erweitert, was denn die Demokratie als „Herrschafts- und Lebensform“ ausmacht, beispielsweise die Diskussion über das Verständnis von Demokratie als Zustand oder Prozess oder ihr Verhältnis zur Freiheit.
Eine ausführliche Rezension des Buches ist hier zu finden.
Zu keinem Zeitpunkt als nach dem Wahlergebnis des vergangenen Wochenendes käme diese Neuerscheinung passender. Der Berliner Soziologe Steffen Mau thematisiert in seinem neuen Buch „Ungleich vereint“ das Ost-West-Verhältnis 34 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Wie bewertet man die Amalgierung zweier lange Zeit getrennter Gesellschaften? “Wir sehen, dass dieser Prozess nicht nach dem Drehbuch der Modernisierungstheorie verläuft und dass auch nach mehr als dreißig Jahren die Konturen zweier Teilgesellschaften erkennbar bleiben“, schreibt Mau in seinem Buch.
Hintergründe zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich hier. Parallel sind ein ausführliches Interview mit dem Autor in der ZEIT (im Osten) sowie ein Essay im aktuellen SPIEGEL erschienen. Rezensionen finden sich zum Beispiel in der Süddeutschen, im Handelsblatt und im Tagesspiegel.
Rechtzeitig vor der bevorstehenden Wahl zum neuen Europäischen Parlament: Mit viel Sprachwitz und feinem Gespür für die ironischen Besonderheiten des Gebildes Europäische Union thematisiert Robert Menasse in seinem jüngsten Buch „Die Welt von morgen“ Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der europäischen Integration und plädiert für deren Fortsetzung im Sinne einer nachnationalen Demokratie. Erschienen ist das Werk bei Suhrkamp, eine ausführliche Rezension des Buches ist hier nachzulesen.
In dem Buch stellen die Autoren die Frage, wie die Demokratie vor radikalen Minderheiten geschützt werden kann. Dabei rekurrieren sie insbesondere auf das politische System der Vereinigten Staaten, aber zugleich werden weltweite Fallbeispiele berücksichtigt.
„Wählermehrheiten können häufig nicht die Macht gewinnen, und wenn sie es tun, können sie häufig nicht regieren. Heute besteht die akute Gefahr in der Herrschaft einer Minderheit. Während die Gründer der Vereinigten Staaten die Republik vor der Scylla der Mehrheitstyrannei bewahrten, haben sie die Charybdis der Minderheitsherrschaft außer Acht gelassen“ (S. 19).
Hintergründe zum Buch sowie eine Leseprobe gibt es hier. Zentrale Aussagen des Buches präsentiert Daniel Ziblatt in diesem Interview.
Anlässlich der bevorstehenden Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni 2024 stellt die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe sechs Neuerscheinungen zur europäischen Politik vor. Es handelt sich um ganz unterschiedliche Bücher, die teils von Wissenschaftlern oder Journalisten, teils von den politischen Akteuren selbst verfasst worden sind. Online gibt es den Artikel hier.
In diesem Jahr begeht der Deutsche Bundestag sein 75jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass finden in den nächsten Monaten zahlreiche Veranstaltungen statt. Am morgigen Mittwoch zum Beispiel präsentiert die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas unter dem Titel „Der nächste Redner ist eine Dame“ eine Neuerscheinung über das Wirken der ersten Parlamentarierinnen im Deutschen Bundestag. Nähere Informationen zum Werk gibt es hier und hier. Das Buch ist bereits für unsere Universitätsbibliothek geordert.
In der vergangenen Woche ist unter dem Titel „Was Populisten wollen“ das neue Buch des Kölner Politikwissenschaftlers Marcel Lewandowsky erschienen. Darin beschreibt er ausführlich, detailliert und kenntnisreich Taktiken und Strategien populistischer Parteien und Politiker – und diskutiert zugleich mögliche Gegenstrategien. Gerade im Blick auf die Themenwoche „Wehrhafte Demokratie“ bei uns am Institut dürfte sich das Buch als sehr hilfreich herausstellen. Details zur Publikation sowie eine Leseprobe sind hier zu finden. Mit dem Thema Populismus hat sich Lewandowsky unter anderem bereits in seinem Einführungsbuch „Populismus“ (2022) aus der Reihe „Elemente der Politik“ befasst.
Marcel Lewandosky: Was Populisten wollen. Wie sie die Gesellschaft herausfordern – und wie man ihnen begegnen sollte, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2024, 336 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-462-00672-8.
In der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung findet sich – rechtzeitig zu unserer Themenwoche am Institut für Politikwissenschaft Anfang Juni zum Thema Wehrhafte Demokratie – eine Rezension des Buches „Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten“ von Daniel Mullis. Darin beleuchtet (und erklärt) der Autor, der als Humangeograph am Leibniz Institut für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt/Main tätig ist, den Aufstieg der AfD in den vergangenen Jahren. Basierend auf knapp 50 repräsentativen Interviews mit Bürgerinnen und Bürgern kommt Multis zu der These, dass die politische Mitte in Deutschland sich progressiven Vorstellungen zunehmend verwehrt und sich dadurch rückentwickelt. Das politische Spektrum bleibe bei dieser Regression zwar erhalten, so Mullis, rücke aber insgesamt nach rechts. In diesem Kontext geht der Autor auch auf die verschiedenen politischen Krisen der vergangenen Jahre ein.
Abrufbar ist die Rezension hier (im Netz hinter einer Paywall, aber über unsere Universitätsbibliothek im SZ-Archiv frei lesbar). Details zum Buch sowie eine Leseprobe sind hier zu finden.
In diesen Tagen erscheint die gedruckte Ausgabe von Heft 1/2024 der Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl), in dem eine ganze Reihe von Themen aus der Wahl-, Parteien und Parlamentarismusforschung aufgegriffen werden. Drei Beiträge seien herausgegriffen: Tim-Niklas Anger und Martin Klausch unterziehen die Planspielangebote der deutschen Landesparlamente einer Bestandsaufnahme, Peter Rütters untersucht die Arbeit der AfD-Fraktion im 20. Deutschen Bundestag (und konstatiert: „nur bedingt parlamentsfähig“) und Oscar W. Gabriel präsentiert den zweiten Teil einer Reihe über „Responsivität im polarisierten Pluralismus“. Wie immer werden die Analysen und Artikel im Heft durch einen Rezensionsteil ergänzt. Über die Nomos-eLibrary ist das Heft bereits jetzt im Volltext abrufbar.
Der Journalist Daniel Brössler berichtet seit geraumer Zeit für die Süddeutsche Zeitung über das Kanzleramt und Kanzler Olaf Scholz. Von daher ist er bestens geeignet, in einem neuem Buch mit dem Titel „Ein deutscher Kanzler. Olaf Scholz, der Krieg und die Angst“ über die bisherige Amtszeit von Scholz zu schreiben. Dabei stützt er sich auf zahlreiche Gespräche nicht nur mit dem Kanzler selbst, sondern auch mit vielen Mitarbeitern, Weggefährten und politischen Beobachtern. Zudem schlägt er den Bogen von den Ereignissen seit der Bundestagswahl im September 2021 (mit besonderem Schwerpunkt des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine) zu früheren biografischen Stationen in Scholz‘ Vita, etwa zu seinen Studien- und Juso-Zeiten. Entstanden ist auf diese Weise ein Porträt, das die komplexen Entscheidungsprozesse vor und hinter den politischen Kulissen transparent werden lässt und anhand vieler konkreter Beispiele deutlich macht, wie in der Bundesregierung, aber auch im Deutschen Bundestag komplexe Entscheidungen rund um Krieg und Frieden getroffen werden.
Auf dieser Seite finden sich nähere Informationen rund um das Buch sowie eine Leseprobe.