Nach der Niederlage seiner Regierung im BREXIT-Referendum vom 23. Juni 2016 ist der britische Regierungschef David Cameron von seinem Amt zurückgetreten. Seither hat er beharrlich zur BREXIT-Entscheidung sowie deren Konsequenzen geschwiegen. Am morgigen Dienstag nun kommen Camerons Memoiren auf den Markt, in denen er sich auch zum BREXIT äußert. Cathrin Kahlweit von der Süddeutschen Zeitung weiß mehr. Die fünf Highlights des Buches präsentiert die britische Zeitung The Guardian hier.
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16. Sep 2019
Der Bundespräsident – außenpolitisch „gar nicht machtlos“?
In der politikwissenschaftlichen Fachliteratur wird dem Bundespräsidenten in der Regel nur wenig Aufmerksamkeit zuteil, zu gering ist nach Meinung der professionellen Beobachter seine Rolle im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Dass er aber gleichwohl politische Prozesse – mitunter entscheidend – beeinflussen kann, hat zum Beispiel die Rolle von Frank-Walter Steinmeier nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche im November und Dezember 2017 gezeigt, als der Bundespräsident maßgeblich dafür gesorgt hat, dass die Partner der alten Großen Koalition auch die der neuen waren. Doch gilt das auch für die Außenpolitik – einem Politikfeld, in dem mit dem Bundeskanzler bzw. der Bundeskanzlerin und dem Außenminister ohnehin zwei starke politische Akteure aktiv sind? Der Journalist Thomas Lanig hat in einem Beitrag für die Webseite der Zeitschrift Internationale Politik seine Reisen mit diversen Bundespräsidenten Revue passieren lassen und konstatiert, dass Bundespräsidenten gerade abseits des offiziellen Besucherprogrammes aktiv werden (können). Lanigs Beitrag findet sich hier.
Wer sich übrigens ganz grundsätzlich mit den Gestaltungsspielräumen des Bundespräsidenten auseinandersetzen möchte, dem sei der kürzlich erschienene Band „Gesichter der Macht“ des Duisburger Politikwissenschaftlers Karl-Rudolf Korte empfohlen, das in unserer Zweigbibliothek auf dem Steintor-Campus ausgeliehen werden kann.
12. Sep 2019
Elitenaustausch nach 1989/90: „kaum Posten für den Osten“
Im Zuge der Wiedervereinigung kam es in den neuen Bundesländern zu einem grundlegenden Elitenwechsel – in der Politik, in der Wirtschaft, in der Verwaltung und nicht zuletzt an den Hochschulen. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall besetzen die Ostdeutschen porportional gesehen nur wenige Führungspositionen in den genannten Bereichen. Ein Beitrag von Holger Lengfeld auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung stellt mehrere Studien zum Thema vor und fragt nach den konkreten Ursachen für die oben skizzierte Situation. Der Beitrag findet sich hier.
12. Sep 2019
Parlamentsarchitektur: „Britain’s broken parliament“
Parlamentsarchitektur zählt (noch) nicht zu den zentralen Untersuchungsgenständen der politikwissenschaftlichen Forschung (Protipp: im VS-Springer-Verlag erscheint Anfang 2020 ein Sammelband über die Architektur deutscher Parlamente auf Bundes- wie Landesebene) – was eigentlich schade ist, weil sich damit wichtige, höchst politische Fragen verbinden lassen: was ist Repräsentation? Wie äußerst sich diese über Architektur? Was will ein Parlament mit seiner Selbst- bzw. Außendarstellung zum Ausdruck bringen? Und gibt es so etwas wie demokratische Architektur? In jeder meiner Lehrveranstaltungen, in der es um Parlamente geht (im kommenden Semester zum Beispiel in einem BA-Seminar über den Deutschen Bundestag) zählt ein Exkurs zur Parlamentsarchitektur zu den „must-haves“.
Die amerikanische Zeitschrift „The Atlantic“ beschäftigt sich in einem aktuellen Artikel mit der Architektur des britischen Parlamentes, genauer gesagt mit der des Unterhauses. Derzeit steht das Parlament ja in gleich mehrfacher Hinsicht im Mittelpunkt des politischen Geschehens. Der Artikel fokussiert aber auf einen anderen Punkt: das Gebäude des Parlaments ist marode, seit vielen Jahren soll und muss es grundlegend saniert werden. Um was für eine unendliche Geschichte es sich dabei handelt – das ist in diesem höchst interessanten, äußerst ausführlichen Artikel nachzulesen. Er findet sich hier.
12. Sep 2019
Neue OECD-Bildungsstudie erschienen
In den letzten Tagen ist eine neue international vergleichende Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Bildungspolitik erschienen, bei der 36 OECD- sowie zehn weitere Länder verglichen wurden. Eine der Erkenntnisse: die Zahl der Menschen mit einem Studium bzw. einem universitären Abschluss ist in den vergangenen Jahren in Deutschland angestiegen, Eine andere Erkenntnis: das Land Sachsen-Anhalt hat durchaus noch Luft nach oben. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Bildung auf einen Blick 2019“ hat die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) aus Halle (Saale) hier zusammengefasst. Die gesamte, allerdings sehr umfangreiche Studie kann hier im Volltext heruntergeladen werden.
11. Sep 2019
Nachlese zur Europawahl 2019
Seit der Wahl zum Europäischen Parlament im Mai 2019 sind inzwischen mehrere Monate vergangen, und nunmehr liegen eine Reihe von politikwissenschaftlichen Wahlanalysen vor (zum Beispiel hier). In diesen Tagen erscheint die Ausgabe 3/2019 der europapolitischen Zeitschrift INTEGRATION, darin findet sich eine ausführliche Wahlanalyse von Rudolf Hrbek, die im Volltext hier heruntergeladen werden kann.
9. Sep 2019
„Sp spricht der Bundestag“: neues interaktives Tool von ZEIT Online
In siebzig Jahren Deutscher Bundestag sind mehr als 200 Millionen Worte von den Stenografinnen und Stenografen mitprotokolliert worden. In 19 Legislaturperioden sind dies immerhin 4216 Sitzungen. Ein neues Tool von ZEIT Online erlaubt es nun, alle Protokolle nach bestimmten Stichworten zu durchsuchen und interaktiv darzustellen – eine schöne Spielerei für PoWis.:) Zum Tool geht es hier entlang.
9. Sep 2019
70 Jahre Deutscher Bundestag – Prof. Oberreuter im Gespräch
Am vergangenen Wochenende jährte sich die erste Sitzung des Deutschen Bundestages im Jahre 1949 zum 70. Mal. Seitdem hat sich die Zusammensetzung, aber auch die Rolle des Deutschen Bundestages im politischen System sowie das Selbstverständnis der Abgeordneten stark verändert. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) beleuchtet und diskutiert der Politikwissenschaftlicher und Parlamentsforscher Heinrich Oberreuter die aktuellen Herausforderungen, denen sich der Bundestag und seine Abgeordneten in einem veränderten politischen Konext ausgesetzt sehen. Das Gespräch ist hier nachzulesen.
9. Sep 2019
Neuerscheinung: „Der Treuhand-Komplex“ von Norbert F. Pötzl
Der frühere SPIEGEL-Autor Norbert F. Pötzl stellt in einem neuen Buch die Arbeit der Treuhandanstalt auf den Prüfstand. Nicht nur weist das Thema aktuelle Relevanz auf, weil die Linke und die AfD darüber nachdenken, zu diesem Thema im Deutschen Bundestag einen Untersuchungsausschuss einzusetzen, vielmehr sind mittlerweile eine Reihe von Dokumenten zugänglich, die einen genaueren Blick auf diejenige Institution erlauben, die von 1990 bis 1994 damit befasst war, die volkseigenen Betriebe der DDR zu privatisieren bzw. zu verkaufen. Dabei sah und sieht sich die Treuhand Vorwürfen ausgesetzt, ostdeutsche Betriebe einfach plattgemacht zu haben sowie für Massenentlassungen und für die lange Zeit schlechte wirtschaftliche Situation der ostdeutschen Wirtschaft verantwortlich zu sein. Pötzl geht in seinem Buch unter anderem auch diesen Vorwürfen nach und skizziert ein ausgewogenes Bild der Arbeit dieser singulären Institution (zu der im Übrigen am Institut für Politikwissenschaft der MLU derzeit mehrere wisenschaftliche Arbeiten entstehen). Der Deutschlandfunk hat das Buch hier rezensiert. Auch in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung findet sich eine Rezension (und zwar hier). Details zum Buch finden sich hier.
Norbert F. Pötzl: „Der Treuhand-Komplex: Legenden. Fakten. Emotionen“, Kursbuch-Edition, Hamburg 2019, ca. 200 Seiten, 22,00€, ISBN 9783961960651.