Schon vor einiger Zeit hat der belgische Historiker Anton Jäger im Suhrkamp-Verlag einen schmalen Band mit dem Titel „Hyperpolitik“ veröffentlicht. Darin ruft er ein Ende der „Postpolitik“ aus und sieht eine neue Polarisierung aufziehen. Nach einer Ära der Postpolitik, in der technokratisch verwaltet wurde, während die Bürger dies höchstens vom Sofa aus kommentierten, stehen wir laut des Autors vor einem „allgegenwärtigen Zittern und Beben“. Zugleich stellt er fest, dass Aufregungswellen sich selten in kollektives Handeln übersetzen: Die Politisierung hat augenscheinlich kaum politische Folgen. Nähere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe gibt es hier. Rezensionen des Buches gibt es hier, hier und hier. Erhältlich ist das Buch auch in unserer Fachbereichsbibliothek.
Anton Jäger: Hyperpolitik. Extreme Politisierung ohne politische Folgen, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 136 Seiten, 16,00 Euro, ISBN: 978-3-518-12797-1.
In dieser Woche ist der Essayband „Alles und nichts sagen“ der österreichischen Schriftstellerin Eva Menasse erschienen. Bekannt wurde sie durch Romane wie „Vienna“, „Quasikristalle“ oder „Dunkelblum“. Aber auch als Kommentatorin aktueller Trends und Entwicklungen hat sich Menasse als Publizistin und Autorin einen Namen gemacht. Zuletzt wurde sie im Oktober 2023 im SZ-Magazin porträtiert. In ihrem neuen Band beleuchtet Menasse die Konsequenzen der Digitalisierung für die große Politik und und den konkreten Alltag gleichermaßen, insbesondere die Frage, inwieweit die Umgangsformen in den sozialen Medien als „Stresstest für die freie Gesellschaft“ das gesamtgesellschaftliche Miteinander verändert haben.
Details zum Buch sowie eine Leseprobe sind hier zu finden.
Am 18. September 2023 lud die Deutsche Vereinigung für Parlamentsfragen (DVParl) nicht nur zu ihrer regelmäßigen Mitgliederversammlung ein, sondern thematisierte auf einer Podiumsdiskussion im Sitzungssaal der Bundestagsfraktion von CDU und CSU im Berliner Reichstagsgebäude die Rolle parlamentarischer Öffentlichkeit im Zeitalter der Digitalisierung. Eröffnet wurde die Tagung vom frisch wiedergewählten Vorsitzenden der DVParl Konstantin Kuhle MdB (FDP). In einem Impulsvortrag präsentierte Prof. Dr. Utz Schliesky, seines Zeichens Direktor des Landtags von Schleswig-Holstein, eine Reihe von Thesen und Vorschlägen zur Nutzung sozialer Medien durch Parlamente und seine Abgeordneten, die auf dem Podium, aber auch im Auditorium detailliert und kontrovers diskutiert wurden. Für einen Blick aus der politischen Praxis sorgte der Hamburger Bundestagsabgeordnete Dr. Till Steffen, der sehr kurzfristig für den verhinderten Dr. Konstantin von Notz (beide Bündnis90/GRÜNE) einsprang.
Ausgehend vom Schlagwort „Legitimation durch Kommunikation“ für jegliches demokratisches Agieren standen mit der Pluralisierung, der Personalisierung, der Individualisierung und der Dynamisierung parlamentarischer Kommunikation deren zentrale Bestimmungsfaktoren im Mittelpunkt der Debatte.
Eins wurde an dem Abend klar: es ist ein Thema, das uns auch zukünftig in unseren Lehrveranstaltungen rund um Parlamente und Abgeordnete beschäftigen wird.
Die soeben neu erschienene Ausgabe 2/2023 der Zeitschrift POLITIKUM befasst sich unter der Überschrift „Deutschland im Krisenmodus“ mit der Analyse aktueller politischer Krisen. Auf der Webseite des für das Heft verantwortlichen Wochenschau-Verlages heißt es: „Die Beiträge dieses Heftes zielen nicht auf einzelne Krisenphänomene oder -dimensionen, sondern nehmen die Konsequenzen für das politische System Deutschlands systematisch und umfassend in den Blick. Wir fragen, wie es um die Widerstandskraft der Demokratie und die Stärken und Schwächen des deutschen Regierungssystems steht, blicken auf die unter Druck stehende deutsche Verfassungsordnung und fragen ganz grundsätzlich nach Stabilität und Zukunftstauglichkeit der deutschen Demokratie und wichtiger Staatsprinzipen wie föderaler Ordnung und Sozialstaatlichkeit. Zudem wird die Herausforderung für den demokratischen Rechtsstaat und den Parlamentarismus vermessen und nach dem Verhältnis von Exekutive und Legislative in Ausnahmesituationen gefragt. Die Rolle von Medien, das Thema Vertrauen und gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Rolle von Expert*innen in Krisen sind weitere Themen.“
Nähere Information zum Heft (sowie eine Bestellmöglichkeit) finden sich hier.
Der Bundestagsabgeordnete Armand Zorn (SPD) aus Frankfurt/Main, der sein Studium der Politikwissenschaft unter anderem an der Martin-Luther-Universität absolviert hat, sucht zum 1. September 2023 eine/n Praktikanten/in. Details sind hier zu finden. Eine Verbindung zum Frankfurter Wahlkreis ist keine zwingende Voraussetzung, auch Studierende aus anderen Studienorten und Wahlkreisen sind herzlich eingeladen, sich zu bewerben.
Soeben ist das von Norbert Kersting, Jörg Radtke und Sigrid Bahringhorst herausgegebene „Handbuch Digitalisierung und politische Beteiligung“ erschienen. Auf der Verlagsseite heißt es über das Buch: „Das Handbuch gibt einen breiten Überblick über den Forschungsstand und aktuelle Entwicklungen im Kontext der Digitalisierung von Beteiligungsverfahren, -organisation und -praktiken durch öffentliche Einrichtungen, Zivilgesellschaft oder Privatwirtschaft. Interdisziplinär werden Perspektiven der Politik- und Sozialwissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaften, Informatik sowie der Planungs- und Raumwissenschaften dargestellt.“
Über SpringerLink ist das Werk über unsere Universitätsbibliothek frei online abrufbar.
In der Reihe „Digitale Bildkulturen“ des Berliner Verlages Klaus Wagenbach ist kürzlich der Band „Meme“ von Dirk von Gehlen erschienen. Auf der Verlagsseite heißt es über das Buch: „Das Internet hat nicht nur Geschäftsmodelle und Lebensweisen verändert, es hat auch einen eigenen digitalen Dialekt hervorgebracht. Er zeigt sich in Bildern und Motiven, die viral durchs Web geistern: Internet-Meme sind überall und doch kaum zu greifen. Wer die Kultur der Internet-Meme verstehen will, die schon lange aus den digitalen Sphären herausgetreten ist, muss sich auf den vermeintlichen Quatsch einlassen, auf dem viele diese Meme basieren. Unter der Oberfläche zeigen sie eine neue digitale Populärkultur des Remix und Mashups. Dabei sind sie zugleich Sinnbild einer sich polarisierenden Gesellschaft, die Identitätskonflikte immer häufiger auch in einer Bildkultur austrägt, die ihre Distinktion aus Schnipseln, Referenzen und Kopien gewinnt.“
Eine aktuelle Rezension des mit 76 Seiten recht schmalen, aber sehr lesenswerten Bandes ist auf den Seiten des Portals für Politikwissenschaft hier zu finden.
Soeben ist bei der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) ein neuer Sammelband rund um aktuelle politische Fragen erschienen. Neben Beiträgen zur repräsentativen Zusammensetzung von Parlamenten, der Zukunft der Volksparteien oder der digitalen Öffentlichkeit gibt es – neben vielen weiteren Beiträgen – auch Artikel zur Zukunft demokratischer Beteiligungsformen oder zum Gefährdungspotential politischer Polarisierung für die Demokratie. Teilweise sind die einzelnen Artikel in den vergangenen Jahren bereits im Rahmen der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ erschienen, teilweise wurden sie für den vorliegenden Band neu geschrieben bzw. aktualisiert. Nähere Informationen zum Band sowie eine Leseprobe (einschließlich des Inhaltsverzeichnisses) finden sich auf dieser Seite.
Die Parteien in der Bundesrepublik Deutschland verlieren seit vielen Jahren Mitglieder, und das teilweise massiv. Gibt es Möglichkeiten, diesem Trend durch vermehrte digitale Formate etwas entgegenzusetzen? Und können die Parteien in digitalpolitischer Hinsicht etwas von der Bewegung Fridays for Future lernen? Diesen Fragen geht Finn Schenkin in einem Paper unter der Überschrift „Volle Server, leere Ortsvereine“ für die Internetseite Regierungsforschung.de nach. Dabei fokussiert er sich insbesondere auf die SPD. Der Beitrag ist hier abrufbar.
Vom 14. bis 20. November 2022 finden die diesjährigen Aktionstage „Netzpolitik und Demokratie“ statt. Für das Land Sachsen-Anhalt ist auch die Landeszentrale für politische Bildung in Magdeburg am Start und bietet eine Reihe von Veranstaltungen an, darunter auch zwei Events in Halle. Am 16. November 2022 geht es von 14 bis 16 Uhr im Café Koffij in der Leipziger Straße um „Digital Detox und digitales Arbeiten in der Balance“. Anschließend steht, ebenfalls im Café Koffij, „Social Media und Politik: Hate Speech Adé?“ auf der Agenda. Nähere Informationen zu diesen Veranstaltungen finden sich hier.