Das Ende der Ampelkoalition liegt erst wenige Monate zurück – und bereits jetzt gibt es die ersten politikwissenschaftlichen Analysen dieser Regierung sowie der Gründe für ihr Scheitern. Einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Koalitionsmanagements der vergangenen dreieinhalb Jahre liefert eine Studie des Politikwissenschaftlers Arne Jungjohann, der in einer Publikation mit dem Titel „Strukturen des Fortschritts“ für die Heinrich-Böll-Stiftung nach der Rolle von Bündnis90/GRÜNEN in dieser Ampel fragt. Demnach waren die Grünen nicht hauptverantwortlich für deren Scheitern, gleichwohl kann ihnen diesbezüglich ein Beitrag attestiert werden („Zu viele Häuptlinge, zu wenige Absprachen“, wie es The Pioneer zusammenfasst). Die gesamte Studie ist hier abrufbar, in einem Interview fasst Jungjohann die wichtigsten Befunde zusammen. Über die Publikation wurde zudem in der Frankfurter Allgemeinen sowie in der Süddeutschen Zeitung berichtet. In den kommenden Monaten und Jahren werden sicherlich vielfältige weitere Analyse zur Ampelregierung folgen, auch in einer Reihe von Lehrveranstaltungen greifen wir dieses Thema auf – aktuell etwa im Masterseminar „Modernes Regieren“.
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3. Jun 2025
Neuerscheinung: „Die Europäische Union“ von Florian T. Furtak
Es gibt kaum einen Bereich des politischen Systems der Bundesrepublik, der nicht von einer fortschreitenden Europäisierung betroffen ist. Was aber macht diese Europäische Union aus? Und wie kann man sich ihr politikwissenschaftlich nähern? Antworten dazu finden sich in der überarbeiteten Neuauflage des Buches „Die Europäische Union“ von Florian T. Furtak (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin). Im Sinne eines klassischen Einführungsbuchs in der Reihe „Elemente der Politik“ des VS Springer Verlags werden zunächst die wichtigsten historischen Meilensteine der Integrationsgeschichte vorgestellt. Anschließend stehen die politischen Institutionen im Fokus, bevor auf das Rechtssystem der EU rekurriert wird und letztere innerhalb des europäischen Governance-Systems verortet wird. Zu finden ist das Werk in einer Online-Version in unserer Universitätsbibliothek hier.
12. Mai 2025
ZParl 1/2025 erschienen
Kürzlich ist die Ausgabe 1/2025 der Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl) erschienen. Das aktuelle Heft bietet eine Reihe von einschlägigen Beiträgen rund um Wahlen, Parteien, Parlamente und Regierungen. Thema ist etwa das neue Wahlrecht einschließlich der neuen „ungedeckten“ Wahlkreise. Eine Langzeituntersuchung befasst sich daneben mit der Rekrutierung der ostdeutschen Landtagsabgeordneten im Zeitraum von 1990 bis 2024. In einem weiteren Beitrag steht der Frauenanteil in ostdeutschen Parlamenten im Fokus. Darüber hinaus finden sich Analysen der letztjährigen Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Zudem wird in einem Beitrag das Augenmerk auf das Rollenverständnis kommunaler Mandatsträger gelegt. Der zentrale Aufsatz des Heftes dreht sich um die Wahl von Reichspräsident Paul von Hindenburg im Jahre 1925. Abgerundet wird das Heft – wie immer – durch eine Reihe von Rezensionen neuer Bücher aus der Wahl-, Parteien- und Parlamentarismusforschung.
Im Volltext abrufbar ist die Ausgabe 1/2025 über die eLibrary des Nomos-Verlags.
12. Mai 2025
Neues APuZ-Heft: „MAGA“
Die neue Ausgabe der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (20/2025 vom 10. Mai 2025) befasst sich mit Hilfe diverser Beiträge der Trumpschen Bewegung „Make America Great Again“. Torben Lütjen zum Beispiel wirft die Frage auf, ob sich das politische System der Vereinigten Staaten „auf dem Weg in den autoritären Staat“ befindet. Michael Hochgeschwender befasst sich mit der Geschichte US-amerikanischer Nationalismen, während Manfred Berg seinen Fokus auf „Trumps Aufstieg und Comeback in einer polarisierten Gesellschaft“ legt. Daneben thematisiert Monika L. McDermott „Männlichkeit in der amerikanischen Politik“, und Peter Rough fragt nach den Möglichkeiten von „Trump als Chance“. Zwei außenpolitisch dominierte Beiträge runden das Heft ab: Jana Paglierin befasst sich unter der Überschrift „Noch Alliierte oder schon Gegner“ mit Europa im Zeitalter von Trump 2.0, während Angela Stanzel den Systemkonflikt zwischen den USA und China analysiert.
Das gesamte Heft ist im frei zugänglichen Volltext hier erhältlich.

5. Apr 2025
Neuerscheinung zur Vergleichenden Demokratieforschung
Die Reihe „Studienkurs Politikwissenschaft“ des Nomos-Verlags zählt zu den interessantesten Buchreihen der Sozialwissenschaften. In knapper, aber prägnanter Form werden zentrale Forschungsgegenstände systematisch vorgestellt und anhand von vielen Fallbeispielen illustriert. In diesen Tagen erscheint mit dem Titel „Vergleichende Demokratieforschung“ von Hans-Joachim Lauth und Simon Bein (beide Universität Regensburg) ein neuer Titel dieser Reihe, die sich bewusst an Studierende der Politikwissenschaft richtet. Mittlerweile sind in dieser Reihe fünfzehn Einzelbände erschienen.
In diesem Werk werden zunächst die Grundlagen der Vergleichenden Demokratieforschung vorgestellt. Anschließend nehmen die beiden Autoren die Treiber und Hindernisse von Demokratisierung in den Blick, bevor sie ihr Augenmerk konkret auf die Demokratisierung im Vergleich legen. In diesem Kapitel steht die Frage „Wo und wie entsteht Demokratie“ im Mittelpunkt. Ein weiterer Schwerpunkt stellt die „Entdemokratisierung im Vergleich“ und damit die Frage „Wie gefährdet sind Demokratien?“ dar. Beschlossen wird das Buch durch einen Blick auf mögliche Perspektiven zur Stärkung der Demokratie.
In Kürze wird das Buch in unserer Bibliothek im Rahmen der Nomos-eLibrary zur Verfügung stehen und sich sicherlich für zukünftige Lehrveranstaltungen rund um Demokratie und Systemtransformation als sehr hilfreich erweisen.
20. Feb 2025
Neuerscheinung: „Demokratische Regierungssysteme“ von Steffen Ganghof
Die Typologisierung von Regierungssystemen zählt zu den wichtigsten Aufgaben der Politikwissenschaft. Mit Blick auf demokratische Systeme (in Abgrenzung von autoritären oder totalitären Systemen) wird oft zwischen parlamentarischen und präsidentiellen, direkten und repräsentativen Demokratiemodellen oder zwischen Mehrheits- und Konsensdemokratien unterschieden. In einer soeben erschienenen Publikation erläutert der Potsdamer Politikwissenschaftler Steffen Ganghof unter der Überschrift „Demokratische Regierungssysteme – Eine vergleichende Perspektive“ die unterschiedlichen Typen. Dabei verbindet er grundsätzliche und systematisch angelegte Ausführungen mit ganz konkreten Fallbeispielen. Aber auch Zweite Kammern, die Proportionalität von Parlamenten, die Rolle der Demokratie in gespaltenen Gesellschaften oder etwa die Analyse unterschiedlicher Vetospieler im politischen Prozess finden im vorliegenden Band Berücksichtigung. Schließlich werden am Ende die Fragen thematisiert, wie „gut“ parlamentarische Systeme sind und wie „gefährlich“ präsidentielle Systeme sein können.
In Kürze wird das Werk in unserer Fachbereichsbibliothek verfügbar sein.
Steffen Ganghof: „Demokratische Regierungssysteme – Eine vergleichende Perspektive“, Transcript Verlag Bielefeld, 180 Seiten, 22,00 Euro, ISBN: 978-3-8252-6424-6.
12. Feb 2025
Neuer Fotoband: Herlinde Koelbl porträtiert Boris Pistorius
Die Fotografin Herlinde Koelbl ist mit ihren Porträts von Politikern und Politikerinnen bekannt geworden. Unter der Überschrift „Spuren der Macht“ hat sie über viele Jahre hinweg Akteure wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer oder Angela Merkel porträtiert und befragt (viele Werke davon waren in dieser Ausstellung zu sehen). Nun hat sie ein Buch über den aktuellen Verteidigungsminister und Fast-Kanzlerkandidaten Boris Pistorus vorgelegt. Entstanden ist so ein biografisches Buch, ein Interviewband, ein opulentes Fotoalbum, ergänzt durch Beiträge von Claudia Major und Herfried Münkler. Diese Neuerscheinung ist vieles, auf jeden Fall aber durchgehend spannend, lesenswert und einblicksreich. Nicht zuletzt geht es um die Zeitenwende, die Bundeswehr, aktuelle innen- und außenpolitische Fragen sowie um den Kompromiss als „entscheidende Zauberformel“ der Politik.
Im Berliner Tagesspiegel findet sich heute eine Besprechung des Buches. Details zu dieser Publikation gibt es auf den Seiten des Knesebeck-Verlages. Und gestern Abend wurde das Buch in Berlin offiziell vorgestellt (das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet).
Um die parteipolitische Ausgewogenheit auf diesen Seiten zu gewährleisten, sei darauf hingewiesen, dass Robert Habeck kürzlich ein Buch veröffentlicht hat. Zu Olaf Scholz ist die Biografie von Lars Haider aus dem Jahr 2021 nach wie vor lesenswert, und in „Der Unvermeidbare“ hat Sara Sievert vor kurzen keine klassische Biografie über Friedrich Merz vorgelegt, sondern einen spannenden Insiderbericht über das Innenleben der CDU – verbunden mit Fragen, die über die Union hinauswirken (und auch für andere Parteien thematisiert werden könnten): wie sichere ich den Zusammenhalt einer (Volks-)Partei? Wie wählen Parteien ihr Spitzenpersonal aus? Wie und wo wird der konkrete Wahlkampf einer Partei organisiert (und wie bereitet man sich darauf vor)? Kurz: an Lektüre mangelt es so kurz vor der Bundestagswahl wahrlich nicht…
Das Buch über Boris Pistorius wird im heutigen Tagesspiegel besprochen.
3. Feb 2025
Lektüre- und TV-Tipp: Neues von Stephan Lamby
Stephan Lamby zählt ohne Frage zu den renommiertesten politischen Journalisten der Bundesrepublik, auch auf den Seiten dieses Blogs wurden schon Werke von ihm vorgestellt (etwa hier, hier und hier). Am kommenden Montag, den 10. Januar 2025, läuft um 20:15 Uhr im Ersten seine neue Dokumentation „Die Vertrauensfrage“. In dieser Langzeitreportage begleitet Lamby gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Bock die Spitzenakteure der bundesdeutschen Politik seit dem Tag Anfang November, an dem Donald Trumps zweiter Wahlsieg feststand und die Ampel zerbrach. Gemäß des Titels dieses Films geht es im Kern nicht (oder nicht nur) um die konkrete Vertrauensfrage des Bundeskanzlers kurz vor Weihnachten, sondern auch (und vielmehr) um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler, um das die politischen Parteien im Bundestagswahlkampf werben und das am Wahltag durch die Wahlentscheidung verliehen wird.
Bereits vor einigen Tagen ist zudem Lambys neues Buch „Dennoch sprechen wir miteinander“ erschienen. In diesem Buch macht er sich auf die Reise durch die USA und Argentinien, durch Italien und Deutschland auf der Suche nach dem, was in vielen Demokratien seit einiger Zeit ins Rutschen gerät. Im Gespräch mit Journalisten und Experten, mit Zufallsbekanntschaften im Café und auf der Straße, vor allem aber im Gespräch mit Familienmitgliedern und Freunden spürt er aktuellen politischen Tendenzen nach und diskutiert zugleich die Frage, was man diesen gefährlichen Tendenzen entgegensetzen kann. Details zum Buch (sowie eine Leseprobe) gibt es hier. Bereits kurz nach Erscheinen ist das Buch auf die Sachbuchbestenlisten der ZEIT, des Deutschlandfunks und des ZDF gewählt worden.