Rechtzeitig vor der voraussichtlichen Wahl Frank-Walter Steinmeiers zum nächsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland ist eine Biografie über ihn erschienen. Zuletzt hatte Steinmeier sich selbst in mehreren Büchern zu Fragen der Zeit sowie seiner Tätigkeit als Außenminister zu Wort gemeldet (etwa hier und hier), in dem nun neu erschienenen Buch zeichnen die beiden Politikwissenschaftler Torben Lütjen und Lars Geiges das Leben des Politikers nach. Sie steigen ein mit dem 16. November 2016, an dem Steinmeier von den Parteivorsitzenden Angela Merkel, Horst Seehofer und Sigmar Gabriel der Öffentlichkeit als gemeinsamer Kandidat für die Bundespräsidentenwahl vorgestellt wird: „was am Tag seiner Verkündigung wie der logische Schlusspunkt einer jetzt schon langen politischen Karriere erscheint, ist bei genauerer Betrachtung eine spektakuläre politische Verwandlung. Denn angefangen hat Steinmeier seine politische Karriere ganz anders: als politischer Beamter“ (S. 12). Besonders bemerkenswert ist daher die im Buch geschilderte Entwicklung von einem Mitarbeiter in der zweiten Reihe – sei es in der niedersächsischen Staatskanzlei oder als Chef des Bundeskanzleramtes – hin zu einem eigenständigen politischen Akteur als Außenminister, Kanzlerkandidat und nun Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten: „dahinter verbirgt sich ein Trend zur weiteren Professionalisierung der Politik – und auch zum weiteren Bedeutungsverlust der Parteien. Um in der Politik aufzusteigen, muss man offenkundig nicht mehr der Repräsentant spezifischer Lebenswelten sein – wie sie früher von den Parteien repräsentiert wurden – und auch nicht mehr zwanzig Jahre Parteiarbeit geleistet werden“ (S. 15). Steinmeier war wie Peer Steinbrück oder Thomas de Maiziere „ohne Umwege in das operative Politikgeschäft eingestiegen, waren, wie man so schön sagt, ‚Macher‘, Manager politischer Komplexitäten, Maschinisten der Macht“ (ebd.). Weiter heißt es: „es gab da offenkundig nie einen utopischen Überschuss, der erst verbraucht werden musste: Steinmeiers Welt war immer schon die Welt des Machbaren, nicht die Welt des Wünschbaren gewesen. Was das für die Zukunft des Politikerberufes bedeutet, ist eine spannende Frage: auch das macht die Beschäftigung mit der politischen Biografie Frank-Walter Steinmeiers lohnenswert“ (ebd.).
Das kurzweilige und gut lesbare Buch sei allen empfohlen, die die unterschiedlichen Lebensstationen Steinmeiers kennenlernen möchten, aber auch allen, die sich näher darüber informieren wollen, wie Politik hinter den Kulissen funktioniert. Details zum Buch gibt es hier.
Torben Lütjen/Lars Geiges: „Frank-Walter Steinmeier. Die Biografie“, Herder-Verlag, Freiburg 2017, 256 Seiten, 22,00 Euro (als E-Book 17,99 Euro). Das Buch erscheint am 25. Januar 2017.