Die Parteienforschung zählt zu den produktivsten Zweigen der Politikwissenschaft. Und auch in unseren Lehrveranstaltungen (und Abschlussarbeiten) erfreuen sich politische Parteien stets einer großen Beliebtheit. Nun gibt es eine neue, vielversprechende Publikation zum Thema: Am Wochenende ist in der von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen politikwissenschaftlichen Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ die neue Ausgabe rund um das Thema „Parteiendemokratie“ erschienen.
Jan-Werner Müller fragt in diesem Heft nach dem „Ende der Parteiendemokratie?“, während Uwe Jun das aktuelle Parteiensystem der Bundesrepublik zwischen Polarisierung und Fragmentierung einordnet. Theres Matthieß thematisiert die unterschätzte Stärke von Minderheitsregieurungen, Michael Koß fragt, ob wir Abschied von den „Allerweltsparteien“ nehmen müssen, und Marina Münkler beschreibt den Weg von der Parteien- zur Plattformdemokratie. André Bächtiger stellt gemeinsam mit einigen Kolleginnen Bürgerwünsche zur Reform der Parteiendemokratie vor, und Liane Bednarz befasst sich schließlich mit der Parteienverdrossenheit und fragt nach möglichen Reformansätzen, um ihr begegnen zu können.
Häufig liest man davon, dass die politikwissenschaftliche Forschung zur Kommunalpolitik nicht allzu stark ausgeprägt ist. Dabei geht es hier um Themen und Probleme, die die Bürgerinnen und Bürger direkt und unmittelbar betreffen und um politische Partizipation, die auf dieser Ebene einfacher auszuüben ist als womöglich auf der Landes- und Bundesebene. Einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Politik auf kommunaler Ebene leistet ein neues Buch, das von Kerstin Völkl und Michael Jankowski herausgegeben wurde und unter dem Titel „Gemeinderatswahlen im deutschen Mehrebenensystem“ unterschiedlichste Aspekte der Wahlen auf kommunaler Ebene in den Blick nimmt. Darin geht es unter anderem um die Fragen, ob die Höhe der Wahlbeteiligung von Kommunal- Bundes- oder Kontexteffekten abhängt, wie „lokal“ lokale Wahlen wirklich sind, was die Wahl von unabhängigen Wählergemeinschaften beeinflusst und inwiefern Kommunalwahlen als Protest- bzw. Nebenwahl zu klassifizieren sind. Darüber hinaus geht es um Determinanten des Panaschierens und Kumulierens und eine vergleichende Analyse der Beurteilung der Kommunalwahlsysteme in Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein. Abgeschlossen wird der Band von einem Blick auf die Wichtigkeit der Aussagen lokalpolitischer Akteure für die Wahlentscheidung sowie einem Vergleich zwischen kommunaler und Bundesebene in Bezug auf politisches Interesse und Institutionenvertrauen.
Der Band trägt – nicht zuletzt durch eine Fülle an empirischen Befunden – dazu bei, unser Verständnis von Bestimmungsfaktoren kommunalen Wählens problem- und anwendungsorientiert zu vertiefen, er bietet darüber hinaus auch zahlreiche Ansatzpunkte für zukünftige Forschungen. Über SpringerLink ist der Band im Volltext abrufbar.
Am 23. Juni 2025 hat die Bundeswahlleiterin die repräsentative Wahlstatistik 2025 veröffentlicht – mit detaillierten Informationen über das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger in der vergangenen Bundestagswahl. Dieses Thema greifen wir aktuell ja auch in diversen Lehrveranstaltungen auf. Die nun vorliegenden Daten stellen zudem die Grundlage dar für zukünftige, detaillierte Analysen des Wahlverhaltens in der jüngsten Bundestagswahl.
Näheres zur repräsentativen Wahlstatistik erfahren Sie auf dieser Seite.
SPIEGEL Online hat die wichtigsten Befunde hier interaktiv visualisiert (leider hinter Paywall).
Unter dem Motto „Die Legislative in Gefahr? Historische und aktuelle Herausforderungen in Gefahr“ findet am Donnerstag, den 26. Juni 2025 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) eine Podiumsdiskussion statt. Beginn ist um 18 Uhr in der Aula des Löwengebäudes. Im Kern werden auf der Veranstaltung aktuelle Debatten um den Zustand der Demokratie und die Gefahr der Aushöhlung oder Entmachtung der Parlamente durch rechtsextremistische Parteien reflektiert. Was können Parlamente und ihre Akteure tatsächlich gegen den Ansturm oder die schleichende Unterminierung von Seiten radikaler Gegenkräfte unternehmen? Über welche Instrumente verfügen sie, um sich und die Demokratie zu schützen? Gibt es alternative Formate und Wege der demokratischen Repräsentation, die über das Konzept eines Parlaments als einzige legitime Volksvertretung hinausgehen und eine andere Art der gesellschaftlichen Partizipation ermöglichen, ohne auf den Abweg des Populismus zu geraten?
Auf dem Podium vertreten sind Dr. Claudia Gatzka von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Prof. i. R. Dr. Thomas Lindenberger, ehemaliger Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung an der TU Dresden, und Dr. Danny Schindler, Direktor des Instituts für Parlamentarismusforschung (IParl) in Berlin. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Theo Jung und PD Dr. Paulina Gulinska-Jurgiel vom Institut für Geschichte der MLU. Herzliche Einladung!
Das Ende der Ampelkoalition liegt erst wenige Monate zurück – und bereits jetzt gibt es die ersten politikwissenschaftlichen Analysen dieser Regierung sowie der Gründe für ihr Scheitern. Einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Koalitionsmanagements der vergangenen dreieinhalb Jahre liefert eine Studie des Politikwissenschaftlers Arne Jungjohann, der in einer Publikation mit dem Titel „Strukturen des Fortschritts“ für die Heinrich-Böll-Stiftung nach der Rolle von Bündnis90/GRÜNEN in dieser Ampel fragt. Demnach waren die Grünen nicht hauptverantwortlich für deren Scheitern, gleichwohl kann ihnen diesbezüglich ein Beitrag attestiert werden („Zu viele Häuptlinge, zu wenige Absprachen“, wie es The Pioneer zusammenfasst). Die gesamte Studie ist hier abrufbar, in einem Interview fasst Jungjohann die wichtigsten Befunde zusammen. Über die Publikation wurde zudem in der Frankfurter Allgemeinen sowie in der Süddeutschen Zeitung berichtet. In den kommenden Monaten und Jahren werden sicherlich vielfältige weitere Analyse zur Ampelregierung folgen, auch in einer Reihe von Lehrveranstaltungen greifen wir dieses Thema auf – aktuell etwa im Masterseminar „Modernes Regieren“.
In unserer kleinen Reihe „Parlamente dieser Welt“ präsentieren wir heute das griechische Parlament in Athen. Es residiert im Alten Schloss der Stadt, direkt am Syntagma-Platz. Es handelt sich dabei um ein Ein-Kammer-Parlament und verfügt über 300 Mitglieder, die für vier Jahre gewählt werden.
Bis 1910 diente das Alte Schloss als königlicher Palast, im Jahre 1929 wurde die Verlegung des Parlaments in dieses Gebäude beschlossen. Das alte Parlamentsgebäude beherbergt heute das Nationale Historische Museum Athen.
Es gibt kaum einen Bereich des politischen Systems der Bundesrepublik, der nicht von einer fortschreitenden Europäisierung betroffen ist. Was aber macht diese Europäische Union aus? Und wie kann man sich ihr politikwissenschaftlich nähern? Antworten dazu finden sich in der überarbeiteten Neuauflage des Buches „Die Europäische Union“ von Florian T. Furtak (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin). Im Sinne eines klassischen Einführungsbuchs in der Reihe „Elemente der Politik“ des VS Springer Verlags werden zunächst die wichtigsten historischen Meilensteine der Integrationsgeschichte vorgestellt. Anschließend stehen die politischen Institutionen im Fokus, bevor auf das Rechtssystem der EU rekurriert wird und letztere innerhalb des europäischen Governance-Systems verortet wird. Zu finden ist das Werk in einer Online-Version in unserer Universitätsbibliothek hier.
Mitte Mai 2025 fand im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Forum Bachelor“ eine politikwissenschaftliche Exkursion in die Landeshauptstadt Magdeburg statt. Der erste Termin führte uns in den Landtag von Sachsen-Anhalt. Nach einer Führung durch das Parlamentsgebäude und einem Besuch der laufenden Plenarsitzung konnten wir unser Verständnis des parlamentarischen Betriebs im Gespräch mit dem früheren Bildungsminister und langjährigen Abgeordneten Marco Tullner (CDU) und dem langjährigen Parlamentarischen Geschäftsführer von Bündnis90/GRÜNE, Sebastian Striegel, vertiefen. Neben dem Arbeitsalltag der Abgeordneten ging es unter anderem um aktuelle Herausforderungen der Politik wie etwa den Umgang mit dem demographischen Wandel in Sachsen-Anhalt oder die Frage eines AfD-Verbots.
Der zweite Termin gab uns die Möglichkeit, die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt zu besuchen. Nach einer Führung durch das prachtvolle „Palais am Fürstenwall“ stand ein Gespräch mit Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur und Medien, auf der Agenda. Darin ging es neben der Erläuterung des Aufbaus und der Arbeitsweise der Staatskanzlei insbesondere um deren Rolle als strategische Regierungszentrale im politischen Prozess sowie die Einbindung intermediärer Akteure und des Landtages.
Unter diesem Beitrag sind einige fotografische Impressionen unseres Besuchs in Magdeburg zu sehen.
Besuch im Landtag am Magdeburger Domplatz.Die Studierenden der MLU im Gespräch mit Parlamentariern.Im Gespräch: Marco Tullner und Sebastian Striegel.Kunst in der Staatskanzlei: eine historische Skulptur des Magdeburger Reiters.Das Palais am Fürstenwall, Sitz der Staatskanzlei.
Kürzlich ist die Ausgabe 1/2025 der Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl) erschienen. Das aktuelle Heft bietet eine Reihe von einschlägigen Beiträgen rund um Wahlen, Parteien, Parlamente und Regierungen. Thema ist etwa das neue Wahlrecht einschließlich der neuen „ungedeckten“ Wahlkreise. Eine Langzeituntersuchung befasst sich daneben mit der Rekrutierung der ostdeutschen Landtagsabgeordneten im Zeitraum von 1990 bis 2024. In einem weiteren Beitrag steht der Frauenanteil in ostdeutschen Parlamenten im Fokus. Darüber hinaus finden sich Analysen der letztjährigen Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Zudem wird in einem Beitrag das Augenmerk auf das Rollenverständnis kommunaler Mandatsträger gelegt. Der zentrale Aufsatz des Heftes dreht sich um die Wahl von Reichspräsident Paul von Hindenburg im Jahre 1925. Abgerundet wird das Heft – wie immer – durch eine Reihe von Rezensionen neuer Bücher aus der Wahl-, Parteien- und Parlamentarismusforschung.
Im Volltext abrufbar ist die Ausgabe 1/2025 über die eLibrary des Nomos-Verlags.
Die neue Ausgabe der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (20/2025 vom 10. Mai 2025) befasst sich mit Hilfe diverser Beiträge der Trumpschen Bewegung „Make America Great Again“. Torben Lütjen zum Beispiel wirft die Frage auf, ob sich das politische System der Vereinigten Staaten „auf dem Weg in den autoritären Staat“ befindet. Michael Hochgeschwender befasst sich mit der Geschichte US-amerikanischer Nationalismen, während Manfred Berg seinen Fokus auf „Trumps Aufstieg und Comeback in einer polarisierten Gesellschaft“ legt. Daneben thematisiert Monika L. McDermott „Männlichkeit in der amerikanischen Politik“, und Peter Rough fragt nach den Möglichkeiten von „Trump als Chance“. Zwei außenpolitisch dominierte Beiträge runden das Heft ab: Jana Paglierin befasst sich unter der Überschrift „Noch Alliierte oder schon Gegner“ mit Europa im Zeitalter von Trump 2.0, während Angela Stanzel den Systemkonflikt zwischen den USA und China analysiert.
Das gesamte Heft ist im frei zugänglichen Volltext hier erhältlich.