Soeben ist das April-Heft der geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschrift MERKUR erschienen, das ganz im Zeichen der „Gefährdungen der Demokratie“ steht. So erklärt der Politikwissenschaftler Jan-Werner Müller, warum der demokratische Wettstreit ohne gute Verlierer schlecht funktioniert (dieser Artikel ist gemeinsam mit einem Beitrag von Paola Lopez über künstliche Intelligenz im Gegensatz zu den übrigen Beiträgen online frei abrufbar). Herfried Münkler schreibt über die Herausforderungen der liberalen Demokratie durch „Populismus, Demokratismus und Cäsarismus“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist mit einem Essay vertreten, der die Belastungen der Demokratie durch die Corona-Pandemie in den Mittelpunkt rückt. Die Pandemie spielt ebenfalls in den Überlegungen des Staatsrechtlers Florian Meinel zum Verhältnis von „Parlament und Regierung im notstandsverwalteten Deutschland“ eine Rolle. Damit dürfte das aktuelle Heft, gerade angesichts der aktuellen Herausforderung durch die Corona-Pandemie, für alle an Demokratie Interessierten relevant und aufschlussreich sein. Die gesamte Inhaltsübersicht der Zeitschrift findet sich hier.
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25. Mrz 2021
Zur Fehlerkultur in der Politik
Nach der gestrigen Bitte der Bundeskanzlerin um „Verzeihung“, nachdem sie im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Pandemie kurzfristig die so genannte Osterruhe zurückgenommen hat, ist eine Debatte um die spezifische Fehlerkultur in der (deutschen) Politik entbrannt. Dabei fällt auf, dass es sich dabei um einen Gegenstandsbereich handelt, der politikwissenschaftlich so gut wie gar nicht erforscht ist. Wie kann man politische Fehler klassifizieren und damit systematisieren? Wie kann man sich dem Thema analytisch nähern? Was ist womöglich der Unterschied zwischen Politik,-, Staats- und Demokratieversagen? Vor einiger Zeit haben Petra Dobner und Torben Fischer vom Institut für Politikwissenschaft der MLU versucht, ihre Überlegungen zu diesem Thema in einem Beitrag für die Zeitschrift für Parlamentsfragen (Ausgabe 4/2018) zusammenzufassen. Über die NOMOS-Digitalbibliothek ist der Artikel mit der Überschrift „Versagen, Fiasko, Katastrophe! Schritte zu einem Forschungskonzept über politische Fehler“ via Unibibliothek im Volltext abrufbar. Einige Aspekte des Themas fasst Torben Fischer auf Twitter hier zusammen.
17. Mrz 2021
Neuerscheinung zu „Influencern“
Ehrlich gesagt kenne ich mich in der Welt der „Influencer“ nicht aus. Einige davon kenne ich nur vom Hörensagen, von anderen wiederum habe ich noch nie gehört. Zum Thema ist aber soeben ein äußerst interessantes Buch erschienen. Auf dem Backcover des Buches heißt es: „Influencer sind eine ernst zu nehmende Gefahr, da sie antiaufklärerisch agieren und ihre Follower manipulieren. Sie erzeugen ein falsches Bewusstsein, das sie wiederum gewinnbringend auszubeuten wissen, ja, sie verherrlichen das ‚beschädigte Leben‘ im Spätkapitalismus“. Details zum Buch sowie eine Leseprobe gibt es hier.
Spannend wäre im Übrigen die Frage, wie man „politische Influencer“ untersuchen könnte bzw. wer oder was das eigentlich genau ist. Vielleicht mag ja jemand mal eine Haus- oder Abschlussarbeit zu diesem Thema verfassen. Immerhin haben die Redakteure/innen von ZEIT Campus vor einiger Zeit mal zehn wichtige politische Influencer vorgestellt, nämlich hier.
Ole Nymoen/Wolfgang M. Schmitt: Influencer. Die Ideologie der Werbekörper, edition suhrkamp, Frankfurt/Main 2021, 192 Seiten, 15,00 Euro, ISBN: 978-3-518-07640-8.

15. Mrz 2021
Lektüre: „Das demokratische Experiment“ von Yves Sintomer
Seit einigen Jahren wird in der Politikwissenschaft mit Bezug auf politische Entscheidungen in Wahlen und Parteien verstärkt die Rolle von Losverfahren diskutiert. Dabei lassen sich solche Instrumente bis in das antike Griechenland zurückverfolgen. Der Politologe Yves Sintomer zeichnet die Geschichte dieser Verfahren in seinem Buch „Das demokratische Experiment“ nach und diskutiert deren Vorzüge und Herausforderungen. Eine Rezension des Buches findet sich als open access in der Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft hier.
15. Mrz 2021
Zum 25. Todestag des Autors Wolfgang Koeppen
Kürzlich haben wir auf diesen Seiten darauf hingewiesen, dass Benedikt Wintgens mit seiner Dissertation über das „Treibhaus“ von Wolfgang Koeppen den Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestages gewonnen hat. Im „Treibhaus“ beschreibt Koeppen den Alltag eines Bundestagsgeordneten im Bonn der frühen 1950er Jahre und liefert damit zugleich ein Sittengemälde der jungen Bundesrepublik. Heute nun jährt sich der Todestag Wolfgang Koeppens zum 25. Mal. Der Deutschlandfunk hat dazu ein schönes Feature (wie man neudeutsch sagt) veröffentlicht, das hier nachgelesen werden kann. In unseren Seminarveranstaltungen, in denen es um den Deutschen Bundestag sowie Parlamente generell geht, ist Koeppen als Thema stets gesetzt, so auch im kommenden Sommersemester. Stay tuned!:)
11. Mrz 2021
Neu erschienen: „Tagebuch in Zeiten der Pandemie“ von Carolin Emcke
Nachdem kürzlich auf diesen Seiten auf einen neuen wissenschaftlichen Sammelband zur aktuellen Corona-Pandemie hingewiesen wurde, gilt es heute, ein anderes Format in der Beschäftigung mit Corona anzuzeigen. Die Berliner Autorin und Publizistin Carolin Emcke hat an dem Tag, als im März 2020 Bund und Länder Kontaktbeschränkungen erlassen haben, begonnen ein Tagebuch zu führen. Darin berichtet sie unter dem schlichten Titel „Journal“ nicht nur von ihrem Berliner Alltag im Zeichen des Lockdowns, sondern spürt auch größeren Fragen in Politik und Gesellschaft nach und thematisiert die Frage, wie uns dieser Ausnahmezustand verändern wird. Entstanden ist ein kurzweiliges Buch, das zum Nach- und Weiterdenken anregt. Details zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich hier.

8. Mrz 2021
Neu erschienen: die Autobiografie von Kamala Harris in deutscher Sprache
Am heutigen Montag erscheint die 2019 vorgelegte Autobiografie der amerikanischen Vizepräsidentin Kamala Harris in deutscher Sprache. Unter dem Titel „Der Wahrheit verpflichtet“ (im englischsprachigen Original: „The Truths We Hold“) berichtet sie darin von ihren wichtigsten Lebensstationen, von ihrem Weg in die Politik sowie von ihren politischen Überzeugungen. Details zum Buch sind hier abzurufen. In der Süddeutschen Zeitung findet sich heute eine Rezension des Buches.
