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23. Mai 2011

Lektüren: „Joe Biden“

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Joe Biden ist sicherlich einer der interessantesten Politiker der letzten Jahrzehnte, auch wenn er seit Januar 2009 als Vizepräsident im Schatten von US-Präsident Barack Obama steht. Dabei war Bidens Leben von Hochs und Tiefs geprägt. 1972 als absoluter Underdog völlig überraschend zum Senator von Delaware in Washington gewählt (zu dem Zeitpunkt war er noch zwei Wochen von seinem dreißigsten Geburtstag, der offiziellen Altersgrenze des Senats, entfernt), verliert er wenige Wochen später Frau und Tochter bei einem Verkehrsunfall. Nur mühsam kann man ihn überreden, zunächst sechs Monate auf Probe im Senat mitzuarbeiten, da er zunächst den Job hinwerfen wollte. Anschließend entwickelt er sich im Senat zu einer einflussreichen Stimme sowohl im Auswärtigen wie im Rechtsausschuss.
1987 bewirbt er sich um die Präsidentschaft – und muss doch seine Bewerbung vorzeitig beenden, denn er soll Reden beim britischen Labour-Politiker Neil Kinnock übernommen und den Urheber nicht genannt haben. Unmittelbar darauf muss er sich einer lebensgefährlichen Operation unterziehen. Wieder widmet er sich anschließend der täglichen Kärrnerarbeit im Senat, wird als Vorsitzender des Rechtsausschusses durch eine Reihe von öffentlich beachteten Richteranhörungen bekannt. Als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses bereist er die Welt und gewinnt ein Gespür für internationale Entwicklungen und die Partner der Vereinigten Staaten sowohl während als auch nach dem Ende des Kalten Krieges.
2008 bewirbt er sich erneut um die Präsidentschaft und scheitert doch gleich im ersten Bundesstaat Iowa, wo er mit einem (!) Prozent der Stimmen weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Doch dieses Mal gibt es ein Happy End: als Vizepräsidentschaftskandidat Obamas gewinnt er mit ihm zusammen die Wahl und zieht (endlich) ins Weiße Haus ein.
Der langjährige amerikanische Journalist Jules Witcover hat eine sehr solide, lesenswerte Biografie von Joe Biden geschrieben, gefüllt mit zahlreichen Geschichten und Anekdoten. Zugleich gelingt es ihm, anhand der Person Biden die letzten vierzig Jahre amerikanischer Geschichte lebendig werden zu lassen. Insgesamt entsteht so ein Porträt der US-Politik zwischen Vietnamkrieg und dem Gewinn der Präsidentschaft durch Obama im Jahre 2008.

Jules Witcover: „Joe Biden. A Life of Trial and Redemption“, New York 2010, 538 Seiten, $27,99.

Über Michael Kolkmann

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