Die Fülle an Publikationen rund um die Themen Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus ist in den vergangenen Jahren schier unüberschaubar geworden. Die Trierer Politikwissenschaftlerin Anna-Sophie Heinze hat in einem Literaturbericht für die Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft (ZfVP) versucht, einige Schneisen durch dieses Dickicht der Veröffentlichungen zu schlagen. Im Einzelnen geht es in dem Beitrag um konzeptionelle Grundlagen des Untersuchungsgegenstandes, Faktoren der Angebots- und der Nachfrageseite, den Einfluss der radical right und schließlich auch um einschlägige Forschungsperspektiven. Als open access steht der Artikel hier zum Download bereit.
Lektüren
15. Feb 2022
Neuerscheinung zur Digitalisierung: „Träge Transformation“
Kaum ein Trend wird seit Jahren so intensiv diskutiert wie die Digitalisierung – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie, die vielerlei Defizite und Herausforderungen des digitalen Lebens in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen offengelegt hat. In einem kleinen Büchlein widmen sich Sascha Friesike, Professor für Design digitaler Innovationen an der Universität der Künste Berlin und Direktor des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft, und Johanna Sprondel, Professorin für Medien, Kommunikation und Marketing in Stuttgart, zentralen Aspekten des Themas. Auf der Webseite des Verlages heißt es zu diesem Buch: „Deutschland investiert Milliarden in prestigeträchtige Leuchtturmprojekte und Pseudo-Veränderungen – und ist trotzdem digital weit abgeschlagen. Das liegt auch daran, dass Digitalisierung nicht als Transformation verstanden wird: Es geht eben nicht darum, Gegenstände oder Strukturen einfach ins Digitale zu überführen. Transformationsprozesse müssen die Gegenstände und Strukturen selbst hinterfragen und wandlungsfähig sein. Und selbst da, wo man dies erkannt hat, verhindern Missverständnisse die Entwicklung. Digitale Transformation ist ein komplexer Vorgang, der nicht dann abrupt endet, wenn irgendein neuer Dienst eingeführt wurde. Dieser Essay stellt heraus, dass isolierte Blicke auf Gesellschaft oder Technik nicht zielführend sind, und entlarvt dabei stets bemühte Buzzwords und die wichtigsten Denkfehler.“

18. Jan 2022
Neue Studie der FES: „Gesellschaft im Corona-Stresstest“
Die Corona-Krise wird oft als der große „Verstärker“ beschrieben, in der mitunter längerfristige politische und gesellschaftliche Trends beschleunigt und/oder vertieft werden. Welche Konsequenzen hat die Krise aber für die Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland selbst sowie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Dieser Frage gehen Leonie Schulz und Rainer Faus in einer Studie für die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) nach. Die Ergebnisse dieser Untersuchung basieren auf einem mehrstufigen Forschungsprozess mit drei Untersuchungszeiträumen zwischen Oktober 2020 und November 2021. Auf dieser Basis haben Schulz und Faus untersucht, wie sich die politischen Einstellungen, Sorgen und Hoffnungen in der Bevölkerung verändert haben und was jetzt von der Politik erwartet wird. Weitere Hintergründe zum Projekt sowie die Studie im Volltext finden sich hier.
18. Jan 2022
Neues IpzB-Heft: „Das politische System der USA“
Vor wenigen Tagen ist die aktuelle Ausgabe der von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) herausgegebenen Zeitschrift „Informationen zur politischen Bildung (IzpB)“ erschienen. Titelthema ist das politische System der USA. Neben einigen grundlegenden Kapiteln rund um die politischen Akteure und Institutionen das US-amerikanischen politischen Systems werden auch aktuelle Herausforderungen wie etwa die parteipolitische Polarisierung oder das Erbe der Trump-Präsidentschaft berücksichtigt. Online ist das Heft hier abrufbar (sowie als Printexemplar bestellbar).

6. Jan 2022
Sturm auf das Kapitol – ein Jahr danach
Am heutigen Donnerstag jährt sich der Sturm auf das Kapitol in Washington DC. Rekonstruktionen der damaligen Erignisse finden sich zum Beispiel hier, hier und hier. In diesem Artikel beleuchten Shane Goldmacher und Maggie Haberman die zentrale Rolle, die Donald Trump – auch ohne das Amt des Präsidenten – nach wie vor in der Republikanischen Partei spielt. Ashley Parker, Amy Gardner und Josh Dawsey berichten in diesem Beitrag, wie Trump es vermochte, einen Großteil der Republikanischen Anhänger dazu zu bringen, seine Behauptung der Wahlfälschung zu übernehmen. Und hier fragen Jonathan Weisman und Luke Broadwater nach den Erfahrungen, die diejenigen Republikanischen Abgeordneten gemacht haben, die sich im zweiten Impeachmentverfahren vor einem Jahr gegen die eigene Partei und den eigenen Präsidenten gestellt haben und für die Amtsenthebung Trumps gestimmt haben.
In einen größeren Kontext stellen die beiden Bonner Politikwissenschaftler Philipp Adorf und Patrick Horst den Kapitolssturm in ihrem Buch „Zerreißprobe für die Demokratie“, das vor wenigen Wochen erschienen ist. Darin beschreiben sie zunächst das erste Impeachmentverfahren gegen Präsident Donald Trump, um anschließend ausführlich das Wahljahr 2020 einschließlich der Vorwahlen, der Parteitage, der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Wahlkampf sowie das detaillierte Wahlergebnis zu erörtern. In einem Ausblick bilanzieren die Autoren die Trump-Präsidentschaft und schauen auf den Beginn der Biden-Präsidentschaft. Schließlich thematisieren sie an dieser Stelle noch die parteipolitische Polarisierung in den Vereinigten Staaten einschließlich der „Dysfunktionen und Blockaden im System“. Das Buch wurde bereits für unsere Universitätsbibliothek bestellt.

4. Jan 2022
Neues APuZ-Heft: „Umbrüche in Europa (nach) 1989/91“
Gestern ist die erste Ausgabe der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ im neuen Jahr 2022 erschienen. Unter der Überschrift „Umbrüche in Europa (nach) 1989/91“ finden sich darin Beiträge zum Wandel der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989/91 (von Christoph Cornelißen), zu den Begrifflichkeiten der Transformation und Posttransformation (von Timm Beichelt), zu Grenzen und Identitäten im Wechselspiel nach 1989/91 (von Gwendolyn Sasse) sowie zu den Jahren des Umbruchs von 1989 bis 1991 allgemein (von diversen Autoren/innen eines Projekts der Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Leipziger Buchmesse und dem Literaturhaus Leipzig) sowie zum Jahr 1991 speziell (von Kristina Spohr). Das Heft kann hier im Volltext abgerufen werden.

7. Dez 2021
Klaus von Beyme gestorben
Er war einer der bekanntesten und produktivsten Politikwissenschaftler der Bundesrepublik: Klaus von Beyme. Gestern ist er in Heidelberg gestorben. Mein Eindruck ist, dass es nichts gibt, wozu Klaus von Beyme nichts veröffentlicht hätte, egal ob zum politischen System der Bundesrepublik, zum Parlamentarismus generell, zur politischen Architektur, zu Theorien der Transformation oder politischen Theorien generell. In meinem eigenen Studium bin ich damals bei der erstbesten Gelegenheit nach Heidelberg gefahren, um von Beyme in Vorlesung und Seminar live zu erleben, weil ich überlegte, mein Studium an der dortigen Universität fortzusetzen (es ist dann Potsdam geworden). Von Beyme ist zudem einer der wenigen Politikwissenschaftlker, die eine sehr lesenswerte Autobiografie („Bruchstücke der Erinnerung eines Sozialwissenschaftlers“) veröffentlicht haben. Das Buch ist in unserer Universitätsbibliothek verfügbar. Ein Nachruf des Berliner Politikwissenschaftlers Wolfgang Merkel auf Klaus von Beyme findet sich hier.